Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)
fixierte das Geheimnis, damit es bei der ganzen Wackelei nicht herunterfiel. Als Pater Michael mich entdeckte, flüsterte er der anderen Person etwas zu, die daraufhin nickte. Gemeinsam kamen sie auf mich zu.
„Ada, das ist Dr. Anderson,“ stellte uns der Pater einander vor, auf dessen Stirn kleine Schweißperlen glitzerten.
„Das also ist des Rätsels Lösung. Unter dem Tuch versteckt sich ein Ultraschallgerät,“ dachte ich. Das Werkzeug des Arztes.
Dr. Anderson gab mir ein paar Momente Zeit, damit ich ihn einschätzen konnte. Er war vorsichtig und zurückhaltend. Und ich fragte mich, was Pater Michael ihm über mich erzählt hatte. Der Arzt war ein ältlicher Mann. Ich schätzte ihn auf etwa Ende sechzig. Sein Gesicht war freundlich und großväterlich. Ich konnte mir gut vorstellen, dass seine Patientinnen sich sofort bei ihm wohlfühlten. Mir erging es jedenfalls so. Von seinem weißen Haar war nur noch ein Kranz übrig. Der Bart allerdings war immer noch voll. Rote Kullerbäckchen ragten darüber hervor, als er mich anlächelte. Er erinnerte mich ein bisschen an die Zeichnung des Weihnachtsmannes aus einem meiner alten Kinderbücher.
„Guten Morgen, Dr. Anderson,“ sagte ich, als ich meine Musterung beendet hatte und reichte ihm die Hand.
„Guten Morgen, Miss Pearce. Es freut mich, Sie kennenzulernen,“ erwiderte er. Sein Händedruck war sanft. Und ich hoffte innerlich, dass es darauf schließen ließ, wie er auch zu seinen Patientinnen während der Behandlung war.
Meine Hoffnung wurde bestätigt. Dr. Anderson war ein sehr rücksichtsvoller Arzt und war die ganze Zeit sanft und vorsichtig gewesen. Pater Michael war anstandshalber nicht im Raum gewesen. Er hatte vor der offenen Tür gewartet, den Rücken die ganze Zeit zum Raum gewandt. Aber seine Ohren waren gespitzt. Das merkte ich daran, dass er seine Körperhaltung veränderte oder seinen Kopf leicht drehte, als Dr. Anderson redete. Am meisten freute ich mich über das Stück Papier, das mir mein Arzt zum Abschluss in die Hand drückte. Es war ein Ausdruck von einem Ultraschallbild, das er von meinem Baby gemacht hatte. Ich konnte den kleinen Menschen darauf gut erkennen, und es rührte mein Herz zutiefst. Ich konnte mich gar nicht satt daran sehen und gab das Bild auch nicht aus der Hand. Selbst dann nicht, als Pater Michael es betrachtete. Es war meins! Ich wollte es nicht mehr loslassen und es immer bei mir tragen.
Selbst als Mister Meyers um fünfzehn Uhr vorbeikam, war ich noch nicht richtig mit dem Geiste anwesend. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren, da vor meinem inneren Auge immer noch die Bilder der Untersuchung wie ein Film abliefen, und ich konnte deutlich die Anwesenheit des Bildes, das in meiner Hosentasche steckte, spüren. Ich begrüßte den Reporter mit ein bisschen Geplänkel. „Ich freue mich, Sie wiederzusehen.“
Er grinste und fragte: „Haben Sie mich vermisst, Miss Pearce?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Irgendwie schon. Mir haben unsere Kaffeekränzchen gefehlt.“
„Charmant. Ich danke Ihnen,“ erwiderte er mit einem Lächeln. Dann fiel sein Blick auf meinen Arm. „Was ist passiert?“, fragte er mich, als er den Verband sah. Die Mullbinde lugte unter dem Ärmel meiner Bluse hervor und stach sofort ins Auge.
„Ich hatte eine unangenehme Begegnung mit einem Krallenmonster, wie ich es gern bezeichne,“ erwiderte ich und berichtete von den Ereignissen.
Er war ein guter Zuhörer und gab „Uhs“ und „Ahs“ an genau den richtigen Stellen von sich. „Diese Nacht hat Pater Michael und mich zu der Entscheidung kommen lassen, dass es besser ist, wenn ich nun nicht mehr auf die Jagd gehe,“ beendete ich meine Erzählung und verzog leidvoll das Gesicht. Ich hatte mich immer noch nicht an diese Situation gewöhnt.
„Das geht Ihnen gegen den Strich, nicht wahr?“, fragte der Reporter.
„Oh ja und wie! Es ist entschieden zu früh, und ich hasse den Gedanken, hier herumsitzen zu müssen.“
Plötzlich sah ich, wie der Pater hinter dem Vorhang hervortrat, der die Tür zu seinem Büro verbarg. Er hielt ein Tablett in den Händen, auf dem eine Tasse und eine kleine Schüssel standen. Vorsichtig balancierte er die Sachen zu uns herüber. Ich stand auf, um Mister Meyers die Tasse Kaffee zu reichen und gab ihm auch die Schale mit den Keksen.
„Was denn? Heute gar kein Kräuterquark dazu, Miss Pearce?“, fragte er mich in Anspielung auf meine merkwürdigen Schwangerschaftsgelüste und
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