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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nadja Losbohm
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und ich fragte mich, ob er überhaupt noch unsere Sprache benutzte. Ich blieb stillschweigend stehen und beobachtete seine nervöse und unentschlossene Gestalt.
     
    Nach einigen Minuten blieb er plötzlich stehen, sein Kopf drehte sich zu mir, und ich konnte sehen, dass er immer noch am Grübeln war. „Und wenn Gott von Anfang an geplant hatte, uns zusammenzuführen? Wenn es sein Wille war, dass du in mein Leben trittst? Ich hatte keine andere Wahl, als stark zu sein. So oft schon wollte ich dich zu mir in mein Schlafzimmer bitten oder zu dir kommen. Doch noch bevor meine Finger deine Tür berühren konnten, kehrte ich jedes Mal um. Ich wagte es mich einfach nicht, diese Grenze zu überschreiten. Ich war hin und her gerissen wie bei einem Spiel mit dem Feuer, welches uns in seinen Bann zieht, weil es gefährlich ist und verführerisch und faszinierend. Aber nun kann ich nicht mehr. Ich kann nicht noch länger mit dir zusammenleben, ohne dir nahe zu sein. Ich habe es wahrlich versucht, aber meine Kraft ist aufgebraucht. Ich kann mich nicht mehr von dir fernhalten, Ada. Ich will mich nicht mehr von dir fernhalten!“, verkündete er. Seine Stimme war bei den letzten Worten fester geworden. Er hatte also eine Entscheidung gefällt.

37. Die Sünde des Paters
     
     
     
    Mit langen Schritten kam er zu mir herüber. Seine Hände legten sich auf meinen Hinterkopf. Ich sah noch, wie seine Zunge hastig über seine sinnlichen Lippen fuhr. Sie schimmerten feucht und wirkten noch voller. Dann zog er mich grob zu sich heran. Stürmisch küsste er mich, sodass mir die Luft wegblieb. Er löste sich von mir. Wir waren beide atemlos. Seine Finger glitten zu meinem Gesicht, und er umschloss es sanft. Sein Blick durchbohrte mich. In seinen dunklen Augen sah ich Verzweiflung und Schmerz, aber auch Sehnsucht und Leidenschaft. Ich spürte, wie sein Griff plötzlich fester wurde. Er lehnte sich zu mir hinunter und hielt dicht vor meinem Gesicht inne. „Ich denke so oft an dich, Ada. Jedes Mal, wenn ich die Augen schließe, sehe ich dein Gesicht vor mir. Du machst mich stark und schwach zugleich. Wegen dir verliere ich meine Selbstbeherrschung, Ada. Was machst du nur mit mir?“ Seine Augen huschten wild aufgeschreckt über mein Gesicht. Er bekam es nicht mit, dass er meinen Kopf wie eine Schraubzwinge umschloss. Es begann allmählich weh zu tun. Ich legte meine Hände auf seine und drückte mit aller Kraft dagegen. Als er mein schmerzverzerrtes Gesicht sah, ließ er mich abrupt los und wich vor mir zurück. Ich rieb mir über die Wangen. Ich konnte immer noch seine Hände auf ihnen spüren, als hätten sie sich dort eingebrannt.
    „Ich habe dir weh getan,“ flüsterte Pater Michael und sah mich entsetzt an. „Es tut mir leid, Ada! Ich mache alles falsch.“
    Nun ja, ich konnte zumindest nicht leugnen, dass er grob gewesen war. Ich wollte aber nicht, dass er seine Meinung änderte und ging auf ihn zu. Ich nahm seinen Arm und führte ihn zu meinem Gesicht, bis er mit seiner Hand meine Wange berühren konnte. Dieses Mal war er sanft und strich behutsam und liebevoll über die geschundene Haut. Vorsichtig nahm er eine Haarsträhne und wickelte sie sich um den Finger. Fasziniert beobachtete er, wie sie sich wieder entrollte, als er sie losließ, nur um sie dann wieder zu ergreifen. Dieses Mal aber beugte er sich etwas vor und hielt sie an seine Nase. Ich hörte, wie er einen tiefen Atemzug tat, um den Duft meines Haares einzuatmen. Unwillkürlich versuchte ich mich daran zu erinnern, welches Shampoo ich heute Morgen verwendet hatte. Seine Nähe brachte mich allerdings zu sehr durcheinander, als dass ich mich auf so etwas Profanes wie Haarwaschmittel hätte konzentrieren können. Stattdessen blieb ich einfach nur still stehen und ließ ihn gewähren.
    Pater Michael blieb zaghaft und hielt sich zurück, weil er Angst hatte, mir erneut weh zu tun. Aber ich hatte ebenso Angst davor ihn zu berühren. Pater Michael war kein normaler Mensch. Daher wusste ich nicht, was mich erwartete, wenn ich ihn berührte. Ich dachte an den Tag in seinem Büro, wo wir getanzt hatten. Mir fiel die Kühle seiner Hände ein, und ich fragte mich, ob seine Haut wieder so kalt sein würde wie die von einem Toten. Oder würde sie dieses Mal so warm sein wie meine? Was war mit seinem Herzen? Schlug es in seiner Brust genauso wie meines gerade jetzt? Wenn ich nichts spüren würde, würde das etwas ändern an meinem Wunsch ihm nahe zu sein?
     
    Unsicher zog ich die

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