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Die Jaegerin

Die Jaegerin

Titel: Die Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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hinter einem milchigen Schleier verborgen. Enge, dunkle Gassen. Graue Häuserschluchten. Schritte. Menschen. Ein Mädchen lag im Regen, den Blick starr gen Himmel gerichtet. Dann auf einmal, als wäre sie aus einer Ohnmacht erwacht, gewann die Welt wieder an Kontur. Farben, Formen, Geräusche und Gerüche kehrten zurück. Vor ihr erstreckten sich die engen, verwinkelten Gassen eines Close. Gerade als sie sich die Umgebung näher besehen wollte, war gegenüber jemand in die Gasse getreten. Catherine wusste, dass sie nicht gehört werden konnte, wenn sie es so wollte. Schon zu anderen Gelegenheiten hatte sie jene befremdliche Fähigkeit eingesetzt, ihre eigenen Geräusche auszublenden. Plötzlich sah Catherine sich selbst auf der Jagd. Sie folgte der Gestalt im Mantel, und wenn kein Wunder geschah, würde sie sie erlegen! Das durfte nicht geschehen! Vorsichtig wich sie weiter zurück, ehe sie kehrtmachte und zu laufen begann.
    Die grauen Häuserschluchten flogen an ihr vorüber. Der Regen schlug ihr ins Gesicht, spitzen Nadeln gleich, die sich in ihre Haut gruben. Catherine rannte immer weiter. Sie folgte den schmalen Gassen mit ihren scharfen Knicken immer tiefer in die Enge des Close hinein. Noch nie zuvor war sie hier gewesen, sodass es ihr schwerfiel, sich in dem Durcheinander an Gassen, Häusern und Hinterhöfen zu orientieren. Plötzlich vernahm sie Schritte hinter sich. Da erkannte sie, dass sie nicht die Jägerin war, sondern die Beute! Wenn es ihr gelang, auf die Royal Mile zu kommen, würde es ihr leichter fallen, ihren Verfolger abzuschütteln. Dort kannte sie sich aus. Zunächst jedoch musste sie den Weg hier heraus finden!
    In ihrem Rücken wurden die Schritte lauter. Kamen sie näher? Die Schwäche überfiel Catherine plötzlich, sprang sie aus dem Hinterhalt an und zwang sie langsamer zu werden. Nicht zum ersten Mal in dieser Nacht verfluchte sie sich dafür, dass sie noch immer keine Nahrung zu sich genommen hatte. Im Schatten eines Hauseingangs hielt sie inne. Ihre Augen zuckten über die Umgebung, suchten nach einem Ausweg. Oder einem Versteck. Da fiel ihr auf, dass nichts mehr zu hören war. Die Schritte waren verklungen. Hatte er aufgegeben? Hatte sie ihn abgehängt? Catherine presste sich tiefer in die Schatten und lauschte. Nichts. Vorsichtig spähte sie in die Gasse zurück, aus der sie gekommen war. Für sie war die Dunkelheit weniger undurchdringlich als für einen Menschen. Deutlich zeichneten sich die Fassaden der Häuser im lichten Grau ihres Sichtfeldes ab. Ihr Blick strich über Mauern und Nischen, dunkle Ecken, in denen sich ein Mensch verstecken mochte, der glaubte, sich ihrem Blick in der Dunkelheit entziehen zu können. Dort war niemand. Der Close lag verlassen und still da.
    Erleichtert wandte Catherine sich ab, um ihren Weg fortzusetzen. Sie ging in die Schatten, die dicht an den Häuserwänden noch undurchdringlicher schienen als im Rest der Gassen, und wich den Lichtkreisen der wenigen Laternen aus. Immer wieder hielt sie inne und ließ ihren Blick nach allen Seiten schweifen. Sie wurde nicht länger verfolgt. Mit raschen Schritten eilte sie an engen Durchgängen und Hauseingängen vorüber, getrieben von dem Gedanken, dass es höchste Zeit für Nahrung war. Sie würde es nicht länger hinausschieben! Catherine passierte eine weitere Gasse, die ihren Weg kreuzte, als sie ein Geräusch hinter sich vernahm. Sie fuhr herum. Eine Gestalt im Kapuzenmantel wuchs vor ihr auf, packte sie und drängte sie mit dem Rücken gegen eine Wand. Catherine wollte sich losreißen, als sich etwas Hartes in ihre Seite, unmittelbar auf Höhe des Herzens bohrte. Als sie den Blick senkte, sah sie den Lauf einer Pistole. »Du hast das letzte Mal gemordet!« Zu Catherines Erstaunen war es die Stimme einer Frau, die unter der Kapuze hervor an ihr Ohr drang. Ein leises Klicken erklang, als sie den Hahn spannte. Dann durchschlug ein Schuss die nächtliche Stille.
     
    *
     
    »Du hast das letzte Mal gemordet!« Alexandra drückte den Abzug. Im selben Augenblick wurde sie gepackt und zurückgerissen. Die Silberkugel, die der Vampyrin geradewegs ins Herz gedrungen wäre, verfehlte ihr Ziel. Pulverdampf stieg in die Luft und verlor sich im Regen. Vom Schwung getragen prallte Alexandra gegen eine Hauswand und stürzte. Der Aufprall war so hart, dass es ihr die Pistole aus der Hand schleuderte. Sie wälzte sich herum und tastete blind nach ihrer Waffe. Ein schwerer Stiefel traf sie vor der Brust und schickte sie

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