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Die Jaegerin

Die Jaegerin

Titel: Die Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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Jahrhundert nach Schottland gebracht hat, über ihre Söhne bis hin zum englischen Königshof, wo Edward I. es benutzte, um seinen schottischen Untertanen den Lehnseid abzunehmen. Später geriet es wieder in den Besitz der Schotten, ehe es erneut den Engländern in die Hände fiel. Der letzte bekannte Aufbewahrungsort, den ich in Erfahrung bringen konnte, war der Schrein des heiligen Cuthbert in der Kathedrale von Durham.« Es gab unzählige weitere Namen und Orte, die im Laufe der Jahrhunderte mit dem Schwarzen Kreuz in Verbindung gebracht worden waren. Jene jedoch, die sie Daeron nannte, waren die wichtigsten. »Vor etwa hundert Jahren wurde die Kathedrale geplündert. Seither ist es angeblich spurlos verschwunden.«
    »Angeblich?«
    »In der Bibliothek von London fand ich Hinweise, dass ein Simon Sinclair unter den Plünderern war. Es ist möglich, dass er das Kreuz an sich genommen hat, deshalb bin ich seiner Spur bis nach Edinburgh gefolgt.« Sie seufzte. »Allerdings habe ich bisher noch nichts gefunden.«
    Nachdem sie geendet hatte, schwieg Daeron lange Zeit. Sein Blick ruhte auf ihr, doch es wollte ihr nicht gelingen, zu deuten, was in ihm vorging. Schließlich fragte er: »Erlöst zu werden könnte also bedeuten, dass wir vernichtet werden?«
    »Ja, das wäre möglich.«
    Ihren Worten folgte erneut eine lange Pause. Seit Catherine erkannt hatte, dass Daeron sein Dasein als Vampyr nichts auszumachen schien, fragte sie sich, wie er darauf reagieren würde. Wie sehr hing er an seiner Existenz? Würde er ihr womöglich verbieten weiter nach dem Kreuz zu suchen?
    »Wenn wir damit verhindern, dass der Unendliche weitere Leben zerstört, ist es das wert«, sagte er endlich. »Ich wünschte nur, du hättest mir schon damals davon erzählt. Ich wäre mit dir gegangen.«
    »Wirklich?«
    Er griff nach ihrer Hand und küsste ihre Fingerspitzen. »Wirklich.«
    Eine Weile sagte sie nichts. Sie genoss das Gefühl seiner Nähe und das Wissen, nicht länger allein zu sein. »Warum ist es für dich so anders als für mich?«, stellte sie schließlich jene Frage, die sie seit gestern Abend beschäftigte.
    »Weil du es noch immer nicht akzeptiert hast. Du hast nie gelernt, dein menschliches Dasein loszulassen. Alles, was du siehst, ist die nach Blut verlangende Kreatur. Das macht dir solche Angst, dass du noch immer nicht begriffen hast, dass die Veränderung nur deinen Körper, nicht aber deine Seele betrifft!«
    »Ich glaube, ich beginne allmählich es zu verstehen.« Obwohl in jener Zeit, in der sie Daeron in den Ruinen Dun Domhainns versteckt hatte, Tiere ihre Nahrung gewesen waren, war sie nie auf den Gedanken gekommen, das könne dauerhaft möglich sein. In den Städten waren Menschen stets näher gewesen als Tiere.
    Daeron musterte sie eingehend. »Du ernährst dich zu wenig.«
    »Ich weiß.« Das Tierblut hatte ihr den größten Hunger fürs Erste genommen, doch es war noch lange nicht genug. Dennoch lächelte sie. »Aber ab jetzt wird es leichter werden. Du hast mir den Weg gezeigt.« Künftig würde auch sie sich nur noch von Tierblut ernähren. Es schmeckte so vollkommen anders als das der Menschen. Reiner und frei von allem schlechten Gewissen, das sie jedes Mal verspürte, wenn sie den Lebenssaft der Menschen nahm. Die grässlichen Nächte, in denen sie sich am Blut Betrunkener hatte laben müssen, lagen nun hinter ihr. »Woher bekommst du das Tierblut?«
    »Vom Schlachter«, erklärte er. »Das gestern war allerdings von einem Hund.« Eine Weile schwieg er, dann fragte er plötzlich: »Warum warst du letzte Nacht im Mary King’s Close?«
    Catherine versteinerte. Das Bild des toten Mädchens blitzte vor ihren Augen auf. Reglos, mit starrem Blick. Hatte sie es tatsächlich gesehen? War dies einer ihrer Träume gewesen, nur dass sie diesmal erwacht war, ehe sie wieder in ihrem Bett gelegen hatte? Was sollte sie Daeron sagen? Sie schob den Gedanken beiseite. »Nachdem ich gestern die Bibliothek verließ, folgte mir eine Droschke. Der Mann darin warnte mich. Ich solle aufhören meine Nase in Dinge zu stecken, die mich nichts angehen. Andernfalls werde es mir nicht gut bekommen.« Es war keine Antwort auf seine Frage. Immerhin lenkten ihn ihre Worte ab. »Er wusste, dass ich kein Mensch bin, und er schien auch zu wissen, wonach ich suche.«
    »Hast du ihn schon einmal gesehen?«
    »Nein«, erwiderte sie kopfschüttelnd. Sie fragte sich, ob der Blonde die Jägerin auf sie angesetzt haben konnte. »Noch nie.«
    »Dann

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