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Die Jaegerin

Die Jaegerin

Titel: Die Jaegerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Melzer
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gewahrte er eine Bewegung zwischen den Bücherregalen. Im ersten Moment dachte er, es wäre Catherine, die sich ein weiteres Buch holte. Dann jedoch entdeckte er sie ein Stück zu seiner Linken. Daerons Augen kehrten zu jener Stelle zurück, an der er die Bewegung ausgemacht hatte. Dort war niemand. Er trat näher an den Rand der Galerie heran. Nichts. Lautlos überwand er die Stufen und tauchte in die langen Schatten zwischen den Regalen ein. Vorsichtig schob er sich jener Stelle entgegen, an der er glaubte etwas gesehen zu haben. Weder dort noch in der Nähe war etwas. Einzig ein vertrauter Geruch hing in der Luft. Jener natürliche Duft, der ihm schon gestern im Pub aufgefallen war. Die Jägerin! Daeron hastete zwischen den Regalreihen hindurch, suchte eine nach der anderen ab, doch sie war nicht mehr hier. Nachdem er sicher war, dass von ihrer Seite keine Gefahr drohte, ging er zu Catherine. Sie stand noch immer vor dem Regal, an dem er sie bereits kurz zuvor gesehen hatte, und blätterte in einem Buch.
    Als sie ihn bemerkte, wandte sie sich um. »Wolltest du dich nicht verborgen halten?«
    »Die Jägerin war hier«, raunte er. Als er den Schrecken in Catherines Zügen sah, fügte er hinzu: »Sie ist fort. Ich will, dass du dennoch auf der Hut bist.« Er strich flüchtig über ihren Arm. »Wir machen weiter wie besprochen. Hab keine Angst. Ich bin bei dir. Falls ich Anzeichen entdecke, dass die Jägerin noch immer in der Nähe ist, brechen wir ab.« Nachdem er sich ein weiteres Mal vergewissert hatte, dass außer ihnen niemand mehr im Saal war, kehrte er auf die Galerie zurück. Dieses Mal suchte er sich einen Platz, von dem aus er Catherine ständig im Blick hatte. Obwohl seine Eröffnung sie sichtlich erschreckt hatte, setzte sie ihre Arbeit fort. Anfangs warf sie immer wieder verstohlene Blicke in den Raum, als suche sie nach einer Gefahr. Doch schon bald konzentrierte sie sich wieder auf ihre Bücher. Die verbleibende Zeit bis zum Einbruch der Dunkelheit verflog wie im Nu. Ehe Daeron sichs versah, klappte Catherine das Buch zu, in dem sie gerade gelesen hatte, und legte es – zusammen mit den anderen Exemplaren von ihrem Tisch – in ein Fach. Schließlich nahm sie ihren Mantel, schlüpfte hinein und verließ die Bibliothek. Daeron ließ ein wenig Zeit verstreichen, dann folgte er ihr. Sie war bereits einige Schritte die Straße hinunter, als er vor das Eichenportal trat und in die Schatten nahe der Hausmauer eintauchte. Seine Augen wanderten über die verlassene Straße. Von der Betriebsamkeit des Tages war nichts mehr geblieben. Die Menschen hatten sich wieder in ihre Häuser verkrochen. Lediglich ein paar Droschken rumpelten gemächlich über das unebene Kopfsteinpflaster. Daeron rührte sich nicht von der Stelle. Seine Geduld wurde nicht lange auf die Probe gestellt, als eine Droschke aus einer Seitenstraße bog. Ein blonder Mann reckte den Kopf zum Fenster heraus. Sein Blick folgte Catherine die Straße entlang. Blondes Haar und Hakennase. Das musste er sein! Daeron stellte sich darauf ein, Catherine zu Hilfe zu eilen. Doch als der Blonde dem Kutscher ein Zeichen gab, wendete dieser die Droschke und fuhr in eine andere Richtung davon. Als habe der Blonde lediglich sehen wollen, ob Catherine seine Warnung beherzigte. Wir werden schon herausfinden, wer du bist und was du willst. Daeron rannte los, der Droschke hinterher.
     
    *
     
    Nachdem Alexandra die Bibliothek verlassen hatte, war sie zunächst ein Stück weit der Nicolson Street gefolgt. Es war noch hell und sie hatte sich einen Weg im Tageslicht gesucht, sodass sie rasch sicher sein konnte, dass ihr der Vampyr nicht gefolgt war. Auf Umwegen war sie zur Bibliothek zurückgekehrt und hatte sich in den Schatten einer schmalen Seitengasse, die zwischen der Bibliothek und einem benachbarten Gebäude hindurchführte, verborgen. Seither wartete sie. Langsam war die Dämmerung herangekrochen und hatte das Licht mehr und mehr aufgesogen. Das zuvor noch rege Treiben auf den Straßen fand mit Einbruch der Dunkelheit ein rasches Ende. Die wenigen, die jetzt noch unterwegs waren, hasteten die Straße entlang und sahen sich bei jedem ihrer schnellen Schritte ängstlich nach allen Seiten um. Als ob euch das helfen würde.
    Alexandra wartete in ihrem Versteck. Als die Vampyrin endlich auf die Straße trat, duckte sie sich tiefer in die Schatten. Sie war versucht ihr zu folgen, doch wo war der andere Vampyr? Während sich die Kreatur immer weiter entfernte,

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