Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
ich sie wieder hinter Schloss und Riegel bringe?«
    »Was?« Cato runzelte die Stirn. »Nein, ich glaube nicht, Herr. Kannst du dir vorstellen, wie das auf die Männer wirken würde? Ein Präfekt, der nicht weiß, was er will. So würden sie dich nennen. Wir haben Scrofa und Postumus am Hals. Allerdings glaube ich, in einer Reserveeinheit könnten sie nicht allzu viel Schaden anrichten.«
    Beiden Offizieren war jeweils eine Schwadron Kavallerie unterstellt worden. Beide Schwadronen verrichteten vorerst noch keinen Dienst auf den Mauern, sondern hielten sich bereit, um möglicherweise auftauchende Schwachstellen der Verteidiger zu stärken. Das war Macros Entscheidung gewesen.
    Macro rieb sich zufrieden die Hände. »Selbst wenn Bannus einen direkten Angriff auf die Mauern unternimmt, dürfte er ohne Belagerungsmaschinen nicht sehr weit kommen. Ich glaube, wir werden diese Sache ohne allzu große Probleme durchstehen, Cato. Sie werden uns nicht einmal aushungern können. Wir haben Vorräte für zwei Monate für die Soldaten und einen Monat für die Pferde. Und wenn wir die Pferde essen, dann halten wir noch länger durch. Die Zisternen sind voll bis zum Rand, also wird uns das Wasser nicht ausgehen. Diese Bastarde da draußen tun mir fast schon leid. Ich bezweifle, dass Bannus sie über längere Zeit hinweg verpflegen kann. Und sie werden schon bald nichts mehr zu trinken haben.« Macro deutete mit einem Nicken in Richtung des Reservoirs, das etwas abseits neben der Festung lag. Im Wasser schwammen die Kadaver von Schafen und Ziegen, die Macro hatte hineinwerfen lassen, sobald die Zisternen der Festung gefüllt waren.
    »Wir müssen die Festung nur so lange halten, bis Bannus’ Bauern anfangen, unter Hunger und Heimweh zu leiden«, schloss Macro. »Sobald seine Truppen dahingeschmolzen sind, gehen wir zum Gegenangriff über und erledigen den Rest. Wenn Bannus vernichtet ist, werden die Judäer die Botschaft begreifen und erkennen, dass es keinen Sinn hat, sich Rom zu widersetzen.«
    »Ich hoffe, dass du recht hast«, erwiderte Cato ein weiteres Mal. Er wandte sich wieder den Reitern in der Ferne zu. Hinter ihnen schob sich die Spitze der feindlichen Armee über eine flache Hügelkuppe und verteilte sich langsam über die ausgedörrte Ebene vor der Festung. Es waren Tausende von Männern, und mitten unter ihnen Pferde und Lasttiere. Der Staub, der über der immer weiter anschwellenden Menge hing, verlieh dem schwindenden Sonnenlicht einen leuchtend roten Schimmer, der wie in einzelnen Blutlachen am fahler werdenden Himmel hing, und Cato spürte, wie ihm kalte Wogen der Furcht über den Rücken rannen und ihn erschauern ließen. Macro bemerkte das plötzliche Zittern seines Freundes.
    »Du musst müde sein. Sieh zu, dass du dich ein wenig ausruhen kannst, sobald die erste Wache vorüber ist. Das ist ein Befehl. Ich brauche dich in den nächsten Tagen in guter Verfassung.«
    »Ja, Herr.«
    Cato war dankbar dafür, dass sein Freund seine unwillkürliche Bewegung falsch gedeutet hatte, und er machte sich bittere Vorwürfe, weil er seine Angst auf so deutliche Weise hatte sichtbar werden lassen. Wenn Macro die äußeren Anzeichen sah – auch wenn er meinte, es handle sich nur um Müdigkeit –, dann waren auch die Männer der Kohorte dazu in der Lage, und Cato zuckte innerlich zusammen vor dem Bild der Schwäche, das er, so stellte er sich vor, als Offizier, der eben erst zur Zweiten Illyrischen gestoßen war, gegenüber manchen der Männer abgeben würde. Einige der Soldaten unterhielten sich leise, während sie verfolgten, wie die feindliche Armee vorrückte, aber die meisten starrten nur über den Sand hinweg, und in der Regel waren ihre Mienen nicht zu deuten. Viele wirkten recht ruhig, während sie die Stärke eines Gegners abschätzten, mit dem es schon bald zum Kampf kommen würde. Einige wenige machten einen nervösen Eindruck und verrieten ihre innere Anspannung durch eine Reihe von kleinen Gesten, während sich all ihre Gedanken auf die näher rückende Gefahr richteten: Cato sah Finger, die rhythmisch gegen die Bronzekanten der Schilde oder die Schwertgriffe klopften; Füße, die über den Steinboden der Mauer scharrten; Zungen, die immer wieder über Lippen fuhren. All das und vieles mehr hatte Cato bereits vor früheren Schlachten beobachtet.
    Er zwang sich, erneut den vorrückenden Feind ins Auge zu fassen, und versuchte sich auszumalen, was die Männer in der Armee des Gegners empfinden mochten. Die meisten

Weitere Kostenlose Bücher