Die Jagd des Adlers
erwiderte Macro tonlos, während er weiter zwischen den Gitterstäben hindurch nach draußen starrte. »Ich hoffe einfach nur, dass er uns aus diesem beschissenen Loch hier wieder rausholen kann.«
»Welch farbige Ausdrucksweise«, murmelte Cato, den die Erschöpfung schließlich überwältigte. Das Kinn sank ihm auf die Brust, und er schlief ein.
Eine Hand packte seine Schulter und schüttelte sie grob. Cato erwachte. »Lass mich in Ruhe«, murmelte er. »Verschwinde, Macro.«
Die Hand schüttelte ihn wieder, diesmal noch heftiger. Cato hob den Kopf, öffnete die Augen und wollte gerade wieder protestieren, als er sah, dass es gar nicht Macro war, der vor ihm stand. Murad grinste ihn an und sagte etwas in seiner eigenen Sprache, während er halb spöttisch mit einem Finger vor dem Gesicht des jungen römischen Offiziers hin und her wedelte. Macro stand hinter ihm.
»Was ist los?«, fragte Cato.
»Anscheinend hat Symeon uns ein paar Dinge geschickt, die wir gut gebrauchen können.« Macro deutete auf den Boden der Zelle, und Cato sah ein Kleiderbündel und einen kleinen Korb mit Brot und Fleisch. Murad lächelte, deutete auf den Proviant und dann auf seinen Mund.
»Gut! Essen. Essen.«
Cato nickte. »Ich hab’s verstanden, danke.«
Er erhob sich steifbeinig und rieb sich Kreuz und Hinterteil, die nach zwei Tagen im Sattel noch immer schmerzten. Draußen auf der Straße war es dunkel, und die Zelle wurde von den drei Flammen einer kleinen Öllampe erleuchtet, die auf dem Boden neben der Tür stand. Macro ging in die Hocke, brach ein Stück Brot ab und schob es sich in den Mund. Kauend deutete er auf ein Wachstäfelchen, das auf dem Kleiderbündel lag. »Er hat uns auch noch eine Nachricht geschickt.«
»Und wie lautet die?«
Macro setzte zu einer Erklärung an, doch er hatte zu viel Brot im Mund, um ordentlich sprechen zu können, weshalb er einen Augenblick lang heftig zu kauen begann, bevor er Cato das Täfelchen zuwarf. »Schau selbst«, brachte er mühsam heraus.
Cato hob es auf und begann zu lesen. Symeon hatte den königlichen Kammerherrn aufgesucht, um ihm die Situation zu erklären und darum zu bitten, dass die Römer freigelassen wurden. Die Schwierigkeit bestand darin, dass Bannus schneller gewesen war und dem Kammerherrn gegenüber behauptet hatte, es handle sich bei den Römern um Spione, die die Verteidigungsanlagen Petras auskundschaften sollten. Symeon hatte nachdrücklich die Unschuld der Römer betont. Die Folge davon war, dass der Kammerherr beschlossen hatte, beide Parteien unverzüglich am nächsten Morgen zu sehen. Deshalb hatte Symeon ihnen frische Kleidung und etwas Duftöl geschickt und die Palastwachen dafür bezahlt, dass sie den beiden Offizieren Wasser zum Waschen brächten. Auf diese Weise sollte es ihnen möglich sein, in einem präsentablen Zustand vor dem Kammerherrn zu erscheinen. Er schloss seine Nachricht, indem er ihnen mitteilte, dass er immer noch versuchte herauszufinden, wo Bannus sich aufhielt, ob es Yusef gut ging und ob sich das Kästchen noch immer in Bannus’ Besitz befand.
Cato senkte das Täfelchen und sah an sich herab. Seine Haut war noch immer mit dunklen Streifen jener Asche bedeckt, mit der er sich das Gesicht sowie Arme und Beine vor dem nächtlichen Angriff auf das feindliche Lager geschwärzt hatte. Der Schweiß, der ihm während zweier Tage in der glühenden Sonne über den Körper geströmt war, hatte den Wüstenstaub auf seiner Haut festgebacken und jede Pore und jedes Fältchen verklebt. Als er den Blick zu Macro hob, erkannte er, dass sein Freund genauso mitgenommen aussah. Murad deutete auf eine kleine Wanne in der Ecke der Zelle und tat so, als wasche er sich das Gesicht.
Nickend beugte Cato sich nach vorn, um die Schnürsenkel seiner Stiefel zu öffnen. »Welche Tagesstunde haben wir?«
»Keine Ahnung«, gab Macro zu. »Ich bin kurz nach dir eingeschlafen und erst wieder aufgewacht, als sie Murad in die Zelle geführt haben.«
Cato hatte die Stiefel ausgezogen und griff nach dem Saum seiner Tunika. Murad murmelte etwas, drehte sich rasch weg und klopfte gegen die Zellentür. Einen Augenblick später wurde der Riegel zurückgeschoben und das Gitter geöffnet. Murad winkte den beiden Römern kurz zu und war gleich darauf verschwunden. Der Wachsoldat verriegelte die Tür hinter ihm.
Macro kicherte. »Anscheinend sind sie hier nicht besonders scharf darauf, allzu viel unbedecktes Fleisch sehen zu lassen. Das ist mir schon auf der Straße
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