Die Jagd des Adlers
aufgefallen. Keine Ahnung, wie sie es schaffen, in dieser Hitze so viele Kleider mit sich herumzuschleppen.«
Cato zog sich weiter aus. Als er nackt war, griff er in die kleine Wanne und entdeckte, dass eine Bürste darin lag. Nachdem er seine Haut abgeschrubbt und sich abgetrocknet hatte, sah er sich die Kleider genauer an, die Murad ihnen gebracht hatte. Für jeden von ihnen gab es eine leichte Leinentunika und eine wallende Robe aus einem dünnen Material, das ihm noch nie begegnet war, sowie ein Paar leichte Sandalen.
»Hübsch«, murmelte er und begann, sich anzuziehen.
Macro nahm seinen Platz an der Wanne ein und warf einen misstrauischen Blick auf die Kleider. »Ich würde lieber meine Armeetunika tragen.«
»Die ist schmutzig, zerrissen und stinkt nach Pferdeschweiß.«
»Und?«
»Und deswegen wird sie wohl kaum Eindruck auf den königlichen Kammerherrn machen, den Symeon erwähnt hat. Ganz abgesehen davon«, Cato hob die Arme, sodass die Falten des dünnen Stoffes an seinem schlanken Körper herabsanken, »fühlen sich diese Kleider sehr bequem an. Wirklich sehr bequem. Du wirst schon sehen.«
»Huh!«, schnaubte Macro. »Du siehst wie eine Nobelhure aus.«
»Tatsächlich?« Cato lächelte listig. »Dann warte erst mal, bis ich das Duftöl aufgetragen habe.«
Kurz nachdem die Sonne über den Hügeln, die die Stadt umgaben, aufgegangen war, erschienen mehrere Wachen, um Macro und Cato abzuholen. Macro hatte sich keine besondere Mühe mit den sauberen Kleidern gegeben, die die beiden Offiziere erhalten hatten; seine Robe hing nachlässig von seinen breiten Schultern, und sein Armeegürtel, den er locker um die Hüften trug, verschwand unter ihren breiten Falten. Zuvor hatte er sich schlichtweg geweigert, auch nur einen Tropfen Duftöl zu benutzen, das Murad in einer reich verzierten Phiole sorgfältig neben den Kleidern platziert hatte.
»Ich weigere mich, wie eine Zwei-Sesterzen-Nutte zu stinken!«, kommentierte er wütend.
Cato hatte versucht, vernünftige Argumente vorzubringen. »Wenn du in Rom bist, dann …«
»Aber das ist genau der springende Punkt. Wir sind nicht in Rom. Wäre ich dort, müsste ich mich nicht an einem so schrillen Auftritt beteiligen.«
»Macro, an dieser Sache hängt eine ganze Menge. Nicht zuletzt die Frage, ob wir wieder aus dieser Zelle rauskommen. Von hier aus können wir überhaupt nichts unternehmen. Wir müssen einen guten Eindruck auf die Leute machen, die hier das Sagen haben. Also versuch bitte, diese Kleider wenigstens ordentlich zu tragen. Und wenn du das Öl schon nicht benutzen willst, dann sorg zumindest dafür, dass du auf der windabgewandten Seite des Kammerherrn stehst.«
»Wie witzig!«, grummelte Macro, doch er begann, die Falten des ihm unvertrauten Gewandes zurechtzuzupfen. Als Macro die Sandalen überstreifte, war er überrascht, wie bequem sie sich anfühlten im Gegensatz zu den klobigen Armeestiefeln – was er Cato gegenüber natürlich niemals zugegeben hätte.
»In Ordnung. Ich bin bereit. Gehen wir.«
Man führte sie durch den Tunnel zurück, an dessen Ende sie untergebracht gewesen waren. Als sie an den Parthern vorbeikamen, die noch immer in ihren Zellen festsaßen, blinzelte Macro den Männern zu. »Genießt die hiesige Gastfreundschaft, Leute.«
»Was soll das?«, fragte Cato. »Sie können dich ja doch nicht verstehen.«
»Ich bin draußen und trage saubere Kleidung, während sie in einer widerlichen, dunklen Zelle bleiben müssen. Was gibt es daran nicht zu verstehen?«, erwiderte Macro grinsend.
Der Kammerherr hielt in einem Saal Hof, der direkt neben der Empfangshalle des Königs lag. Der beeindruckend große Raum war von hoch aufragenden Säulen umgeben. Das Dach, das sie trugen, war mit geometrischen Mustern geschmückt, welche man mit einem Goldbelag verziert hatte. An einem Ende des Saals befand sich ein Podium mit einem reich verzierten Stuhl und einem seitlich davon platzierten kleinen Tisch. Durch hohe, mit geschlitzten Läden verschlossene Fenster strömte Licht in das Innere des Raumes. In einer Ecke pfiff ein Vogel in einem Käfig immer wieder eine schöne, aber traurige Melodie. Ein Wachsoldat gab den beiden römischen Offizieren durch Gesten zu verstehen, dass sie vor das Podium treten sollten. Dann ließ er sie allein zurück, indem er die Türen hinter sich schloss.
»Was nun, frage ich mich«, sagte Cato leise.
Weil sie damit rechneten, dass der Kammerherr und sein Gefolge jeden Augenblick erscheinen würden,
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