Die Jagd des Adlers
halten konnte. Sie halfen ihm, sich in den Sand zu setzen, und Cato riss mehrere Stoffstreifen aus Bannus’ Tunika. Im Licht des Feuers sahen die Wunden sauber aus, sodass die beiden Römer sie sofort verbinden konnten. Yusef sah von der Stelle aus zu, an der er die ganze Zeit über gesessen hatte. Noch immer war er erschüttert angesichts der Dinge, deren Zeuge er gerade geworden war, und all dessen, was er in den Tagen durchgemacht hatte, seit er aus seinem Dorf weggeführt worden war. Sobald er damit fertig war, Symeon zu verbinden, löste Cato eine Decke von Bannus’ Sattel und legte sie dem Jungen um die Schultern.
Nachdem das blutige Spektakel zu Ende war, das die Beduinen gefordert hatten, ignorierten sie die Überlebenden weitgehend und begannen, ihr Nachtlager einzurichten. Sie kochten eine Mahlzeit über dem Feuer, und ihr Anführer gab den Fremden mit einer Geste zu verstehen, dass sie sich ihnen anschließen sollten. Symeon erhielt einen Ehrenplatz, und die Beduinenkrieger sprachen angeregt über den Kampf mit ihm, bis er zu müde war, um sich weiter mit ihnen zu unterhalten, und sie darum bat, ihn schlafen zu lassen. Cato rollte seine dünne Matratze aus und half Symeon dabei, sich hinzulegen, und dann deckte er ihn mit einem Mantel zu, um ihn vor der Kälte zu schützen, die einsetzen würde, sobald das Feuer erloschen war. Dasselbe tat er für den Jungen, und dann saß er mit Macro zusammen und starrte über die Flammen hinweg auf die Beduinenkrieger.
Macro schwieg lange. Schließlich sagte er. »Das war knapp. So knapp, dass ich mehr als jemals zuvor gedacht habe, ich würde wirklich sterben.« Er wandte sich seinem Freund zu. »Es macht mir nichts aus, dir das zu sagen. Ich hatte eine Scheißangst.«
»Du hattest Angst?« Cato lachte leise in sich hinein. »Das glaube ich nicht.«
»Das ist kein Scherz, Cato. Ernsthaft, kein Scherz.« Er drehte sich zu Symeon um. Yusef hatte seine Matratze näher an den Verwundeten herangeschoben, und sein Kopf lehnte an Symeons unverletzter Seite. »Dieser Symeon ist ein verdammtes Wunder. Er muss Nerven aus Stahl gehabt haben, um auf so eine Chance zu warten. Das Problem dabei ist natürlich, dass er uns das Leben gerettet hat.«
Cato konnte seine Überraschung nicht verbergen. »Das ist ein Problem?«
»Aber ja. Es bedeutet, dass wir ihm einen Gefallen schuldig sind.«
Die Beduinen waren verschwunden, als Cato am nächsten Morgen als Erster erwachte. Nur einige schwache Fußabdrücke und die halb mit Sand bedeckten Fladen von Kameldung verrieten, dass sie hier die Nacht über gelagert hatten. Sie hatten Bannus’ Sachen geplündert, und das Kästchen, das er Miriam gestohlen hatte, lag offen im Sand. Ein langes, weißes Tuch mit einigen dunklen Flecken, bei denen es sich um Blut handeln mochte, hing über dem Deckel des Kästchens, und ein einfacher, lackierter Becher lag gleich daneben. Cato faltete das Leichentuch vorsichtig zusammen und legte es wieder zurück, wobei er den Becher sachte zwischen mehrere Lagen Stoff schob, bevor er das Kästchen zuklappte und den Verschluss einhakte. Das Feuer war erloschen, die Asche erkaltet. Bannus’ Leiche lag noch immer genau an der Stelle, an der er zusammengebrochen war. Cato zog sie hinter einige Büsche und begrub sie, bevor die anderen erwachten. Macro war der Nächste, der sich rührte. Er setzte sich abrupt auf und hielt Ausschau nach den Beduinen.
»Verschwunden? Wie haben sie das nur geschafft?«
»Man kann nicht behaupten, dass dein Schlaf besonders flach wäre.«
»Wie witzig. Wo ist Bannus?«
Cato deutete mit dem Daumen in Richtung der Büsche. »Aus den Augen, aus dem Sinn. Genau dort, wo er hingehört.«
Symeons Verletzungen machten seinen Körper noch recht steif, sodass die beiden Römer ihm in den Sattel helfen mussten, als sie sich vorbereiteten, das Wadi Rhum zu verlassen. Yusef bestand darauf, dasselbe Pferd zu reiten, das ihn hierhergebracht hatte. Er nahm die Zügel und sah sich nach Cato um. »Wo gehen wir hin?«
»Nach Hause.« Cato lächelte. »Wir bringen dich nach Hause.«
EPILOG
E s war etliche Tage später, als sie Heshaba endlich erreichten. Der zentrale Platz der Siedlung war von den geschwärzten Ruinen der Häuser umgeben, die Bannus und seine Männer in Brand gesteckt hatten. Ein paar neugierige Gesichter spähten nach draußen, als die vier Reiter vorbeikamen, und sobald die Menschen Yusef erkannt hatten, eilten sie davon, um Miriam zu suchen und ihr davon zu berichten,
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