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Die Jagd des Adlers

Titel: Die Jagd des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Hunderten meiner Leute und deiner Männer.«
    Cato konnte keinen Weg aus dieser Sackgasse erkennen. Also würde es zum Kampf kommen. Er schluckte nervös und spürte, wie sein Herz heftig zu schlagen begann.
    »Scheiße«, zischte Parmenion durch die zusammengebissenen Zähne. »Wir müssen den Mann aufgeben.«
    Cato sah ihn erstaunt an. »Das ist nicht dein Ernst. Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Wir stecken mitten im Dorf fest, Cato. Ich habe das schon einmal erlebt, in Jerusalem. Irgendwelche Unruhen. Wir haben diese Leute bis in die Altstadt verfolgt, und dort haben sie uns von oben und von allen Seiten angegriffen. Wir haben Dutzende von Männern verloren.«
    »Das kannst du nicht tun«, sagte Cato verzweifelt.
    »Ich muss. Es ist, wie der Priester sagt: ein Leben gegen das Leben vieler.«
    »Nein! Er hat doch nur eine Schriftrolle zerrissen! Nichts weiter!«
    »Der Priester sieht das nicht so, und die anderen auch nicht.« Parmenion deutete mit dem Daumen auf die Menge. »Wenn wir den Mann nicht übergeben, werden wir uns den Weg freikämpfen müssen – und zwar den ganzen Weg von hier bis zur Festung. Und sobald sich die Nachricht über diese Sache verbreitet, kannst du dich darauf verlassen, dass es in jedem Dorf zu Unruhen kommt. Es würde nur ein paar Tage dauern, dann stünde Bannus eine ganze Armee zur Verfügung. Entweder lassen wir es so weit kommen, oder wir übergeben den Mann.«
    Der Priester nickte, und Cato machte den Mund auf, um zu protestieren. Doch der Veteran hatte recht. Es gab nichts, was sie noch tun konnten, um Canthus zu retten, ohne ein Blutbad zu provozieren. Cato nickte. »Na gut.«
    Parmenion drehte sich zu seinen Männern um. »Canthus! Vortreten!«
    Eine kurze Pause entstand, dann schob sich ein Mann durch die Reihe der ovalen Schilde. Zögernd trat er auf die beiden Centurionen und den Priester zu, der ihn feindselig anstarrte. Der Mann salutierte.
    »Herr!«
    »Du wirst deiner Pflichten entbunden, Soldat. Übergib mir deine Waffe.«
    »Herr?« Canthus sah verwirrt aus.
    »Senke deinen Schild, und gib mir dein Schwert. Sofort«, fügte Parmenion mit harter Stimme hinzu.
    Nach einem kurzen Zögern beugte Canthus sich vor und legte seinen Schild auf den Boden. Dann zog er sein Schwert und reichte es, den Griff voraus, seinem Vorgesetzten. Parmenion klemmte sich die Waffe unter den Arm und tippte mit seinem Stöckchen auf den Boden. »Und jetzt nimm Haltung an! Rühr dich nicht, bis ich dir den Befehl dazu gebe.«
    Canthus streckte sich und sah unverwandt geradeaus. Noch immer war er nicht sicher, was geschehen würde, und Cato wurde fast übel vor Mitleid, als er an das Schicksal des Mannes dachte. Dann wandte sich Parmenion wieder an Cato.
    »Lass die Kolonne abmarschieren. Bring die Männer so schnell du kannst aus dem Dorf. Ich komme nach.«
    Cato nickte. Er wollte so rasch wie möglich von hier verschwinden. Also ging er zu seinem Pferd, schwang sich recht verkrampft in den Sattel und befahl der Kolonne, den Platz zu verlassen. Zuerst rührte sich die Menge nicht von der Stelle und blockierte die Route, auf der die Römer ins Dorf gekommen waren. Die Reiter an der Spitze der Kolonne ließen ihre Tiere im Schritt auf die stummen Dorfbewohner zugehen. Schließlich schrie der Priester seinen Leuten etwas zu, und die Männer und Frauen traten mit düsterer Miene beiseite, sodass die Spitze der Kolonne weiter vorrücken konnte. Cato wartete, bis der letzte Reiter an ihm vorüber war, und nahm dann seine Position vor der Standarte der Infanterie ein.
    »Was ist mit Canthus?«, rief eine Stimme.
    Cato drehte sich energisch im Sattel um und schrie: »Ruhe! Optio! Wenn auch nur ein Mann noch ein Wort sagt, wirst du mir sofort den Namen des Betreffenden nennen. Ich werde ihn auspeitschen lassen, sobald wir in die Festung zurückgekehrt sind.«
    Die Männer marschierten weiter, während sie den Dorfbewohnern wachsame Blicke zuwarfen, die sich neben ihnen rechts und links am Straßenrand zusammendrängten. Die Menge starrte die Römer mit hasserfüllter Miene an, doch niemand machte eine bedrohliche Bewegung gegenüber den Soldaten. Sobald die Kolonne den Platz verlassen hatte, bemühte sich Cato, nicht hinauf zu den Gestalten zu sehen, die auf den Dächern der Häuser zu beiden Seiten der engen Straße aufgetaucht waren. Parmenion hatte recht. Wenn es zum Kampf gekommen wäre, hätten die Römer wie Ratten in der Falle gesessen; Steine und Pfeile wären auf sie herabgeregnet, ohne dass

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