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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Freitagnacht
konnte ich sie auch gut leiden. Doch sie stellten sich bei der Jagd nach Jody und Andy echt saublöd an, und zu guter Letzt sind sie auch noch ohne mich abgehauen.
    Eigentlich sind sie alle Arschlöcher.
    Sie haben mich im Stich gelassen. Und jetzt machen sie mir wegen Jody und Andy die Hölle heiß. Dabei dachte ich, sie wären meine Freunde.
    Wahrscheinlich hoffen sie, dass ich es nicht bis zehn Uhr schaffe, damit sie sich über Lisa hermachen können.
    Lisa wusste natürlich nichts von unserem Hobby. Sie wusste, dass ich mich einmal im Monat mit den Jungs treffe und dann auch mal über Nacht wegbleibe, aber sie dachte wohl, wir würden bei Tom Poker spielen und uns besaufen. Das gefiel ihr natürlich nicht, und sie versuchte immer, mich davon abzuhalten.
    Vor ein paar Monaten haben wir uns verlobt, und eigentlich wollten wir am ersten Mai heiraten. Ranch sollte der Trauzeuge sein. Er hatte vorgehabt, zu meinem Junggesellenabschied ein Studentenwohnheim zu überfallen. Er wollte alles ganz genau planen und dann gut bewaffnet das Haus stürmen. Dann hätten wir uns die heißesten Bräute aussuchen können.
    Ich sagte ihm, dass ich das für ziemlich riskant hielt.
    »Man heiratet nur einmal«, meinte er.
    Ich glaube, wir hätten es wirklich durchgezogen. Mann, noch ein historischer Moment. Aber jetzt ist alles im Arsch. Selbst wenn ich Lisa retten kann, wird zwischen mir und den Jungs nichts mehr so wie früher sein. Auch wenn sie mir vergeben, ich werde ihnen niemals verzeihen, dass sie mich im Stich gelassen haben.

    Außerdem habe ich nicht den blassesten Schimmer, wie ich Jody vor Ablauf der Frist in die Finger bekommen soll.
    Bis jetzt hatte ich ja noch die schwache Hoffnung, dass sie jeden Moment zur Tür hereinspazieren könnte. Dabei hat sie ja Klamotten für eine Woche mitgenommen und ist abgehauen.
    Mann, wie gerne würde ich Lisa und das Ultimatum und den ganzen Scheiß vergessen und einfach nur hier sitzen und reden. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nicht so viel geredet wie in den letzten Tagen. Das macht Spaß. Wenn man diese Sachen erzählt, ist es, als würde man sie noch einmal erleben. Wie alles aussah, wie es roch, wie es sich anfühlte. Echt scharf!
    Am liebsten würde ich jedes Detail erzählen. Man könnte ein ganzes Buch daraus machen. Es könnte heißen: Die unglaublichen Krulls. Nein, das ist ein blöder Titel. Wie wäre es mit Die Sexkult-Massaker ? Ja, der ist gut.
    Vielleicht werde ich ja Schriftsteller, wenn ich lebend aus diesem Schlamassel rauskomme.
    Tja, ich würde ja gerne noch weiter hier sitzen und plaudern. Das lenkt mich von der ganzen Scheiße ab.
    Doch leider wird sich die Scheiße nicht von allein erledigen.
    Mit anderen Worten: Ich muss ein paar Leute anrufen. Erst mal versuche ich es bei Tom. Vielleicht gibt er mir ja etwas Aufschub, wenn ich ihm die Lage noch mal ausführlich erkläre. Ich werde Jody sicher kriegen, ich brauche nur mehr Zeit. Eine Woche oder so.
    Als ob er mir noch eine Woche geben würde.
    Nie im Leben.
    Er würde mir nicht mal eine zusätzliche Minute gewähren, selbst wenn ich vor ihm auf die Knie falle.

    Aber das kann er vergessen. Ich werde ihn nicht anbetteln.
    Also rufe ich doch erst meine Schwestern an. Je nachdem, wie es heute Nacht ausgeht, könnten sie die Nächsten auf Toms Liste sein.
    Aber wie sagt man seinen Schwestern, dass man gerade Stress mit seinen Kumpels hat und diese Kumpels wahrscheinlich gleich bei ihnen vor der Tür stehen, um sie zu vergewaltigen und ihre Familien abzuschlachten, und dass sie besser für ein paar Tage die Stadt verlassen?
    Das ist gar nicht so einfach.
    Wahrscheinlich würden sie mir gar nicht glauben.
    Sie sind neun beziehungsweise elf Jahre älter als ich. Sie kennen mich gar nicht richtig. Als das mit Tom und den Jungs anfing, waren sie schon von zu Hause ausgezogen. Sie halten mich für einen ruhigen, netten Kerl. Es wird ziemlich schwer sein, sie davon zu überzeugen, dass sie möglicherweise durch meine Schuld getötet werden.
    Vielleicht sollte ich noch ein bisschen warten, bevor ich anrufe. Wenn ich Jody doch noch erwische …
    Nein. Ich bin ja eigentlich jetzt schon zu spät dran. Wenn sie Lisa um die Ecke bringen, ist das nicht so schlimm – klar, ich will sie retten und alles, aber sie gehört einfach nicht zur Familie , versteht ihr? Ich weiß ja nicht mal genau, ob ich sie überhaupt heiraten will. Aber meine Schwestern dürfen ihnen niemals in die Hände fallen.
    Also gut, ich rufe

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