Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night
Wohnzimmervorhänge schimmern. Das Licht flackerte und wurde immer heller.
»Gute Idee«, sagte ich.
»Brennt, ihr Arschlöcher«, sagte Ranch.
»Eigentlich geht es hier in erster Linie darum, Beweise zu vernichten«, erklärte Tom.
Dann fuhren wir zu ihm zurück.
30
Mann, es hat ja eine Ewigkeit gedauert, das alles zu erzählen.
Wenn ich so weitermache, sitze ich morgen noch hier. Und so viel Zeit habe ich nicht.
Die Kopfschmerzen sind weg. Das liegt wohl am Aspirin und an den Eiern mit Speck, die ich mir gemacht habe, nachdem ich die Sache mit Denise erzählt habe. Das war ein Riesenspaß, findet ihr nicht?
Vielleicht bin ich ein bisschen zu sehr ins Detail gegangen. Ich habe noch so viel zu erzählen, und die Zeit läuft mir davon.
Andererseits war der Überfall auf Denises Haus so etwas wie eine Premiere. Ein historischer Moment in der Geschichte unserer kleinen Bande. Viel bedeutender und aufregender, als einfach nur jemanden auf der Straße umzulegen – ein Quantensprung, der uns in eine neue Dimension der Gewalt trug.
Die Medien waren auch dieser Ansicht.
Für sie war das Massaker »eines Charles Manson würdig«.
Leider hatten sie keine Ahnung, wer dafür verantwortlich war.
Ich glaube, Toms Mutter wusste dagegen ziemlich genau Bescheid. Aber um die mussten wir uns keine Sorgen machen.
Danach rissen wir uns zusammen und gingen auf die Universität. Tom entschied sich gegen Willamette, weil er lieber bei uns bleiben wollte. Er schrieb sich an der Pepperdine University ein. Ranch, Private und ich gingen auf die UCLA, Hering auf die USC und Clement studierte auf der Loyola-Marymount.
Wir waren zwar keine Engel, aber auch keine Idioten. Klar, manchmal blödelten wir herum und machten dumme Sachen, aber das war ja nur zum Spaß. In Wahrheit legten wir alle ein ziemlich ordentliches Studium hin.
In den nächsten Monaten trafen wir uns ab und zu, brachten aber niemanden um.
Im November wurde ich ein Opfer meiner Triebe und vergewaltigte eine Kommilitonin in der Tiefgarage der Uni. Danach erdrosselte ich sie mit einem Kabel (eine leise und unblutige Methode). Das war natürlich nicht mit dem Überfall auf ein Haus zu vergleichen, aber immerhin besser als nichts.
Wir konnten ja nicht jeden Tag ganze Familien abschlachten. Das war dann doch eine Nummer zu groß.
In der ersten Januarwoche waren wir der Meinung, dass genug Zeit vergangen war. Es waren gerade Semesterferien, und Tom hatte drei neue Mitglieder angeheuert. Irgendwie hatte er ein Händchen dafür, die richtigen Leute kennenzulernen.
Ich frage mich, ob Tom sogar einen sechsten Sinn für so etwas hat. Vielleicht ist es auch seine Ausstrahlung. Serienmörder sind ja fast immer Einzelgänger. Das liegt wahrscheinlich daran, dass es nicht so viele Leute gibt, die diese ganz besondere Kombination von Talenten aufweisen, wenn ihr versteht, was ich meine. Manchmal arbeiten
zwei zusammen, aber das kommt ziemlich selten vor. Wir fingen mit vier Mann an und waren schließlich zu zwölft.
Das hatte es vorher noch nie gegeben.
Wir haben Geschichte geschrieben, wie man so schön sagt. Und ich bin einer der Gründerväter unserer Gruppe.
Außerdem war ich bei jedem einzelnen Mord dabei (und nicht wenige davon gehen auf mein Konto).
Ich weiß alles.
Aber weiter im Text. Ich habe die neuen Mitglieder bereits erwähnt: Lawrence »Dusty« Rhodes, Bill Peterson und Frank »Tex« Austin. Nur Dusty weilt noch unter uns, die anderen haben bereits den Löffel abgegeben.
Bill Petersons Schicksal kennt ihr ja.
Tex erwischte es, als er zum dritten Mal mit uns ein Haus stürmte. Das war in Reno in Nevada (wir fuhren ständig durch die Gegend, damit man uns nicht so leicht auf die Schliche kommen konnte). Unglücklicherweise war die Dame des Hauses gerade auf dem Klo, als wir eindrangen. Sie hat uns kalt erwischt, und Tex musste wegen ihr dran glauben. Sie sprang auf seinen Rücken und stach ungefähr zehn Mal mit einer Nagelschere auf ihn ein. Dabei erwischte sie seine Halsschlagader.
Tex war das erste Mitglied unseres Clubs, das schwul war. Als wir das rausfanden, hatten wir ihn schon in unser Herz geschlossen. Außerdem hat er ja nie einen von uns angemacht. Das hat er sich für die Kerle aufgespart, die wir auf unseren Streifzügen erwischten. Was gar nicht so schlecht war – er kümmerte sich um die Jungs, und wir übernahmen die Frauen.
Bevor er umgebracht wurde, stellte er uns noch Mitch und Chuck vor. Das sind ganz nette Jungs, und bis
Weitere Kostenlose Bücher