Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Fluchtversuch gestartet hatte.
    Von hier aus konnte man das Dach der Tankstelle gut sehen. Doch er hatte sich ja geduckt, und außerdem war es dunkel gewesen.
    Jody beugte sich vor und stützte sich auf der wackeligen Tischplatte ab, um besser aus dem Fenster sehen zu können. Sie zog die Vorhänge zur Seite und sah einen Mann auf der Galerie. Er stand direkt vor der Tür.
    Er trug Jeans und ein T-Shirt.
    Für ein Hemd war es wohl zu warm.
    Kein Schulterhalfter, dafür aber eine Browning in seinem Hosenbund.

    Selbst wenn sie sein Gesicht nicht sehen konnte, wirkte er wegen seines Stiernackens, den breiten Schultern und den muskelbepackten Armen wie ein Schlägertyp.
    Sharon schien ihn trotzdem sehr zu mögen.
    Und er sie auch.
    Jody konnte Sharon nirgendwo sehen.
    Wie lange stand Dad schon vor der Tür?
    Und weshalb überhaupt?
    Vielleicht waren sie hier doch nicht so sicher, wie er ständig behauptete.
    Sie werden uns nicht finden. Unmöglich.
    Tja, wer weiß. Vielleicht haben sie ja Mittel und Wege, um …
    Jody ließ den Vorhang los und drehte sich um.
    Andy hielt sich sein Kissen vor das Gesicht.
    »Guten Morgen«, sagte Jody.
    Er krallte die Finger in das Kissen.
    »Alles klar?«
    Sie hörte ein leises, gedämpftes »Lass mich in Ruhe«.
    Sie setzte sich auf den Rand seines Bettes und hüpfte einige Male auf und ab, um ihn aufzuheitern.
    »Lass das«, murmelte er unter dem Kissen.
    Jody bemerkte, dass ihr Oberschenkel seine Hüfte berührte, und spürte die Wärme seines Körpers. Das war sehr angenehm, aber nicht so aufregend, wie wenn sie und Rob sich berührten. Eher ein angenehmes Gefühl der Vertrautheit.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Nichts.«
    Genau unterhalb seines Nackens wuchs goldener Flaum. Sie berührte ihn mit der Fingerspitze. Er war kaum zu ertasten. Andy rollte leicht die Schultern.

    »Was machst du denn da?«
    »Nichts.«
    »Hör auf.«
    »Okay.« Sie beugte sich vor und pustete gegen die winzigen Haare, die sich wie Getreide im Wind beugten.
    Er versuchte, Jody einen Klaps mit der Hand zu geben, verfehlte sie aber. Dann rieb er sich den Nacken.
    Jody nahm ihm das Kissen vom Kopf.
    »Hey!«
    Sie legte es in ihren Schoß und umklammerte es fest.
    »Gib das wieder her«, sagte Andy und rollte herum.
    »Keine Chance, Freundchen. Und komm ja nicht auf die Idee …« Sie verstummte, als sie seine feuchten, geröteten Augen sah.
    Statt nach dem Kissen zu greifen, drehte er sich um und zog sich die Decke über den Kopf. »Lass mich einfach in Ruhe.«
    »Geht nicht.«
    »Joooooody.«
    »Hey, wir sind doch Freunde, oder?«
    »Jaaaaa.«
    Sie streckte die Hand aus und streichelte sanft seine Brust unter dem Laken. »Gestern Nacht ging’s dir doch ganz gut«, sagte sie. »Was ist los?«
    »Keine Ahnung. Ich muss an sie denken.«
    Jodys Hand glitt seinen Oberkörper hinauf. Unterhalb seines Kinns packte sie das Laken und zog daran. Andy wehrte sich nicht, und bald hatte sie seinen Kopf und seine Schultern freigelegt. Er schniefte laut und blinzelte.
    »Dir laufen ja Tränen in die Ohren«, sagte Jody.
    »Mir egal.«

    Sie wischte mit der Hand über seine linke Schläfe. Dann beugte sie sich vor, drehte leicht seinen Kopf und drückte ihre Lippen auf eine Träne auf der anderen Seite.
    »Himmel, Jody«, flüsterte er.
    Sie küsste einen Augenwinkel, dann setzte sie sich auf.
    Andy hob den Kopf und sah an ihr vorbei. »Wo sind dein Vater und Sharon?«
    »Dad hält vor der Tür Wache. Wo Sharon ist, weiß ich nicht.«
    Andy ließ den Kopf auf die Matratze zurückfallen. Er schniefte und wischte sich mit dem Laken über das Gesicht.
    »Geht’s dir wieder besser?«, fragte Jody.
    »Ein bisschen. Küsst du mich?«
    »Hab ich doch gerade.«
    »Nein, so richtig. Auf den Mund.«
    »Ganz bestimmt nicht.«
    »Bittebitte?«
    »Du machst wohl Witze?«
    »Ja.« Er wandte sich ab. »Tut mir leid.«
    »Ich kann dich nicht küssen. Dazu bist du noch viel zu jung.«
    »Ich bin schon fast dreizehn.«
    »Siehst du? Das ist viel zu jung.«
    »Mom hat mich auch geküsst.«
    Jodys Kehle schnürte sich zusammen, und Tränen stiegen in ihr auf. Andys Gesicht verschwamm vor ihren Augen, als er sich wieder zu ihr umdrehte. Sie legte eine Hand auf seine Brust und küsste ihn auf den Mund.
    Nach einer Weile wollte sie sich aufrichten. Andy stöhnte auf, als hätte er Schmerzen, also küsste sie ihn noch einmal. Sie hoffte inständig, dass Dad nicht plötzlich hereinkam.
Er könnte das Ganze schrecklich missverstehen.
    Wir knutschen

Weitere Kostenlose Bücher