Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
Haut seines Oberkörpers und des Gesichts erkennen. Seine Jeans sorgte dafür, dass er unterhalb der Hüfte so gut wie unsichtbar war.
    Als sie sich ihm näherte, stützte er sich auf den Ellenbogen auf.
    »Alles klar?«, fragte sie.
    »Ja, und bei dir?«
    »Mir geht’s prima.« Sie setzte sich neben ihn. Der Boden war mit weichem, feuchtem Gras bedeckt, was um einiges angenehmer war als die Steine im Flussbett. Sie lehnte sich zurück, stützte sich auf ihre steifen Arme und streckte die Beine aus. »Wieso hast du mir nicht gesagt, dass da ein Abhang hinter der Mauer ist?«, fragte sie.
    »Na ja. Jedenfalls haben sie uns nicht erwischt, oder?«
    »Bis jetzt nicht. Hast du irgendwas gehört?«
    »Nein. Du?«
    »Nichts.«
    »Ich glaube, sie sind weg.«
    »Das hoffe ich«, sagte Jody. »Aber wir bleiben trotzdem besser hier. Wie geht’s deinem Knie?«
    »Ich weiß nicht so recht. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob es gebrochen ist.«
    »Wie? Du bist geheilt ?«

    »Nein, ich meine, vielleicht habe ich es mir überhaupt nicht gebrochen, sondern bin einfach nur umgeknickt.«
    »Ich will mal stark hoffen, dass es wirklich gebrochen ist, nachdem ich dich so lange durch die Gegend gezerrt habe.«
    Er schwieg für einen Moment. »Jody, du hast mich gerettet«, sagte er schließlich.
    »Tja, stets zu Diensten. Aber du hast dich auch ganz wacker geschlagen.«
    Er sank zu Boden, legte die Hände auf die Hüften und seufzte.
    »Alles klar?«, fragte Jody noch einmal.
    »Ja«, sagte er und schwieg eine Weile, ehe er fragte: »Sie haben sie alle erwischt, stimmt’s?«
    Jody legte sich neben ihn. Sie zog an seinem Arm, und er rollte sich auf die Seite. Dann rutschten sie aufeinander zu, bis sich ihre Körper berührten. Sie hielt ihn fest. »Alles wird gut«, flüsterte sie.
    Glatt gelogen, dachte sie. Sie haben sie alle umgebracht. Seine Mom, seinen Dad, Evelyn. Seine ganze Familie.
    »Alles wird wieder gut«, sagte sie noch einmal.
    Andy schwieg.
    Nach einer Weile fing er an zu weinen.
    Jody zog ihn fest an sich, während er sein Gesicht an ihre Schulter schmiegte und sich ausheulte.
    Dann ertönten die Sirenen. Zuerst eine, dann stimmten immer weitere ihr stetig auf- und absteigendes Klagelied an.
    »Du lieber Himmel«, flüsterte Jody durch den Lärm hindurch. »Seit den Unruhen habe ich so etwas nicht mehr gehört.«

    »Klingt nach einem ganzen Haufen Cops«, sagte Andy.
    »Das sind nicht nur die Cops. Das ist die Feuerwehr.«
    »Glaubst du?«
    »Ja.«
    Die Sirenen verstummten, und Jody hörte, wie Autotüren zugeschlagen wurden, laute Rufe erklangen und Stimmen blechern und knisternd aus Megafonen drangen.
    »Ob unser Haus brennt?«, fragte er.
    »Kann schon sein. Ich hoffe nicht, aber …«
    »Ob sie da drin sind?«
    »Oh Andy.«
    »Sie sind da drin, nicht wahr?«
    »Keine Ahnung.« Sie presste ihren Mund gegen seinen Kopf. »Wir sollten wieder raufklettern«, sagte sie schließlich. »Je eher wir der Polizei erzählen, was passiert ist, desto besser.«
    Sie wollte aufstehen, doch Andy drückte sie fest an sich.
    »Komm mit«, flüsterte sie.
    »Ich will nicht.«
    »Ich helfe dir beim Gehen.«
    »Das ist es nicht.«
    »Was hast du vor?«, fragte sie.
    »Ich will hierbleiben.«
    »Soll ich losgehen und jemanden …?«
    »Nein! Du musst auch bleiben.«
    »Andy.«
    »Bitte. Bleiben wir einfach hier.«
    Jody entspannte sich in seinen Armen und streichelte sanft seinen Kopf. »Hast du Angst, dass die Kerle oben auf uns lauern?«

    Er nickte.
    »Jedenfalls sind sie uns nicht bis nach hier unten gefolgt«, sagte sie.
    »Vielleicht warten sie oben auf uns.«
    »Das glaube ich nicht. Vielleicht haben sie das Feuer gelegt und sind dann abgehauen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie große Lust hatten, auf die Polizei und die Feuerwehr zu warten. Inzwischen sind sie wohl längst über alle Berge.«
    »Kann sein.«
    »Die wären ja verrückt, wenn sie nicht abhauen würden. «
    Wieder schwieg Andy für einen Augenblick. »Aber sie sind doch auch verrückt«, sagte er schließlich.
    »Stimmt. Dämlich, wollte ich sagen. Sie sind verrückt, aber nicht dämlich. Zum Beispiel sind diese beiden Typen nicht vom Balkon gesprungen. Sie wussten, dass sie sich dabei verletzen konnten. Und hier runter haben sie sich auch nicht getraut. Entweder war ihnen das zu riskant, oder sie haben es für Zeitverschwendung gehalten. Oder aber der Trick mit dem Telefon hat doch geklappt, und sie glaubten tatsächlich, dass ich mit der Polizei geredet

Weitere Kostenlose Bücher