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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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das wird schon wieder, sagt der Doktor.«
    »Ja, das hat er mir auch gesagt.«
    »Trotzdem müssen wir vorsichtig sein. Du musst mir sofort Bescheid sagen, wenn du irgendetwas Seltsames bemerkst.«
    »Was meinst du?«
    »Na, zum Beispiel Schwindelanfälle, verschwommenes Sehen oder Kopfschmerzen. Wenn du blutest oder Schmerzen hast.«
    »Okay.« Sie nahm einen Schluck von der Pepsi. Sie war kühl, süß und schmeckte himmlisch.
    »Und wenn du dich sonst noch an etwas von letzter Nacht erinnern kannst, dann immer raus damit. Ich weiß, dass wir dich schon über alles ausgefragt haben, aber manchmal fallen einem winzige Details erst viel später wieder ein.«
    »Bis jetzt haben sie noch niemanden erwischt, stimmt’s?« Das war eine blöde Frage. Wenn sie jemanden festgenommen hätten, hätte Dad ihr es sofort erzählt.
    »Leider nicht, Schatz.«
    »Es gibt gar keine Neuigkeiten?«
    »Noch nicht. Alles, was wir bisher haben, ist das, was du und Andy uns erzählt habt.«
    »Will ihn sein Onkel immer noch abholen?«
    »Er ist schon unterwegs.«
    Jody versuchte, ihre Trauer vor ihrem Vater zu verbergen. Seiner Miene nach zu urteilen, gelang ihr das nicht besonders gut.
    »Ich weiß, dass ihr eine Menge durchgemacht habt.«
    »Ich will nicht, dass er wegfährt.«

    »Aber du willst doch, dass er in Sicherheit ist, oder?«
    »Natürlich. Aber muss er deshalb gleich nach Phoenix ? Das ist so weit weg.«
    »Dort ist er sicher. Und er ist bei seiner Familie.«
    »Und wenn die ihn schlecht behandelt?«
    »Am Telefon klang der Typ ganz nett.«
    »Vielleicht verprügelt er Kinder oder so.«
    »Ich werde ihn mal durchleuchten.«
    »Wie durchleuchten? Du meinst, du willst ihn dir genau ansehen?«
    »Das auch. Und ich werde die Polizei von Phoenix anrufen, ob sie irgendetwas über ihn haben. Nur um sicherzugehen, okay?«
    »Okay.«
    Dad nahm einen Schluck Bier, dann sah er Jody in die Augen. »Wie es aussieht, hast du Andy den Arsch gerettet, Schatz.«
    »Ja, wahrscheinlich. Aber eigentlich haben wir uns gegenseitig aus der Patsche geholfen.«
    »Deine Mutter wäre mit Sicherheit stolz auf dich.« Seine Augen füllten sich mit Tränen. »Genau wie ich«, fügte er hinzu und wandte sich schnell ab. »Jetzt geh und weck Andy auf. Vielleicht will er noch duschen oder so. Außerdem sollten wir was essen. Also los.«

15
    Jody ging ins Wohnzimmer und rüttelte Andy leicht an der Schulter. Er drehte sich auf den Rücken, gähnte und sah verschlafen und friedlich zu ihr auf. Doch dann holte ihn die Erinnerung ein, und Jody bemerkte, wie sich sein Blick verhärtete.
    Sie hätte beinahe »Alles ist gut«, gesagt, aber das wäre gelogen gewesen. Stattdessen ging sie vor ihm in die Hocke und küsste ihn auf die Wange.
    »Du musst aufstehen«, flüsterte sie. »Dad fragt, ob du vielleicht duschen willst, bevor dein Onkel kommt.«
    »Der Pfleger hat gesagt, dass die Verbände einen oder zwei Tage dranbleiben müssen, schon vergessen?«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Wenn ich dusche, werden sie ganz nass.«
    »Du könntest zumindest versuchen, dich um die Verbände herum zu waschen.«
    »Also gut.«
    Jody zog die Decke zur Seite, und er setzte sich langsam auf. Sein Oberkörper war nackt, und seine Schulter, beide Arme, die Brust, der Bauch und der Rücken waren mit Verbänden bedeckt; die sichtbare Haut war mit Kratzern und Blutergüssen überzogen. Trotzdem schien er im Vergleich zu Jody glimpflich davongekommen zu sein. Doch dann fiel ihr sein Knie ein. Auf dem Röntgenbild war zwar zu erkennen gewesen, dass keine Knochen
gebrochen waren, doch die Verletzung war trotzdem schlimmer als alles, was Jody zugestoßen war.
    Sie half ihm auf und stützte ihn. Vorsichtig versuchte er, sein Gewicht auf das verletzte Bein zu verlagern. »Aaaaah.«
    »Schlimm?«
    »Geht schon.«
    »Vielleicht sollten wir dir Krücken besorgen.«
    Er legte eine Hand um Jodys Schulter. »Du bist viel besser als so alte Krücken.«
    »Dann los.«
    Seite an Seite gingen sie durch das Wohnzimmer und den Flur ins Badezimmer. Sie setzte ihn auf den Toilettendeckel. »Einen Moment«, sagte sie und holte einen Waschlappen und ein Handtuch aus dem Schrank im Flur. »Kannst du dich genug bewegen, um alles …«
    Er sah zu ihr auf und errötete. Sie spürte, wie ihr selbst das Blut ins Gesicht schoss. »Oh Mann«, sagte er. »Na ja, wird schon gehen.«
    »Okay. Wenn du Hilfe brauchst, ruf mich einfach. Okay? Wenn du willst, kann ich auch Dad Bescheid sagen.«
    Er lachte.

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