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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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»Okay.«
    Jody schloss die Badezimmertür hinter sich, ging in ihr Zimmer und suchte Andy etwas zum Anziehen heraus: einfache weiße Socken, weiße Baumwollunterwäsche und eine verwaschene Jeansshorts, die sie in den letzten beiden Sommern fast täglich getragen hatte. Jetzt war sie ihr zu eng, Andy würde sie jedoch perfekt passen. Dazu wählte sie eine rote Bluse, die ihr letztes Jahr noch zu groß gewesen war.
    Sie musste fast in den Kleiderschrank hineinkriechen, um ihre Keds zu finden. Sie waren mal schön weiß gewesen.
Jetzt starrten sie vor Dreck, waren ansonsten aber in Ordnung, abgesehen von einem abgerissenen Schnürsenkel, den sie wieder notdürftig zusammengeknotet hatte.
    Sie nahm ein neues Päckchen Schnürsenkel aus der Schreibtischschublade und fädelte sie ein. Dabei betrachtete sie die Klamotten, die neben ihr auf dem Bett lagen.
    Dad wird schon nichts dagegen haben, dachte sie. Bis auf das Höschen und die Socken ist das sowieso nur altes Zeug.
    Höschen? Oh Gott. Wo habe ich nur meine Gedanken?
    Sie wusste, wo sie ihre Gedanken gehabt hatte: Gestern Nacht hatte sie Andys nackten Hintern gesehen, bevor er in die Jeans geschlüpft war. Also wusste sie, dass er keine Unterwäsche getragen hatte.
    Aber er weiß nicht, dass ich das weiß, dachte sie.
    Wenn ich ihm ein Höschen von mir gebe, wird er vor Scham im Erdboden versinken.
    Mann!
    Sie hatte das Höschen gerade wieder zurückgelegt, als sie hörte, wie sich die Badtür öffnete. Schnell schloss sie die Schublade.
    »Andy? Ich bin hier.« Dann fiel ihr sein Knie ein. »Warte. Ich komme schon.«
    »Nein, kein Problem«, entgegnete er, bevor sie losgehen konnte. »Das schaff ich schon.« Sie hörte, wie er durch den Flur humpelte.
    »Wirklich?«
    »Klar. Bleib, wo du bist.«
    »Okay.« Jody setzte sich aufs Bett und machte sich wieder an den Schnürsenkeln zu schaffen.

    Ein paar Sekunden später erschien Andy in der Tür und stützte sich mit einer Hand am Türrahmen ab. Sein Haar klebte dunkel und feucht an seinem Kopf. Seine Haut war wieder sauber. »Siehst du?«, er sah Jody an. »Ich hab’s ganz alleine geschafft.«
    »Mein Held.«
    »Jawohl.« Sein Lächeln dauerte nur einen Augenblick, dann wurde er wieder ernst. Vielleicht hatte er sich an die vorherige Nacht erinnert.
    Jody nahm sich den nächsten Schuh vor.
    »Was machst du da?«
    »Ich hab dir was zum Anziehen rausgesucht. Wenn du die Sachen überhaupt haben willst. Komm doch rein.«
    Er wirkte unsicher. »Soll ich wirklich reinkommen? Dein Vater wird mich doch nicht anschreien oder so?«
    »Machst du Witze?«
    »Immerhin bist du ein Mädchen.«
    Jody verdrehte die Augen und seufzte. »Mann. Klar bin ich ein Mädchen. Aber du bist erst zwölf Jahre alt.«
    »Zwölfeinhalb.«
    »Ach so. Trotzdem. Dad macht das nichts aus. Lass einfach die Tür offen.«
    Andy nickte und trat ein. Sein Blick wanderte von Jody zu den Kleidungsstücken und wieder zurück. »Wie …«
    »Die sind für dich. Außer dieser Jeans hab ich keine Hose, die dir passen könnte. Deine Sachen sind alle … du weißt schon. Und die Klamotten von meinem Dad sind dir viel zu groß.« Sie zuckte mit den Schultern.
    »Aber das sind deine Sachen.«
    »Hey, wenn du es nicht herumerzählst, merkt das keiner. «

    Er verzog die Oberlippe und starrte wieder auf die Kleidungsstücke.
    »Keine Angst, die sind frisch gewaschen.«
    Ihre Blicke trafen sich. Er lachte leise. »Das ist es nicht.«
    »Es macht dir auch nichts aus, dass ich die Krätze habe?«
    Er grinste. »Nein.«
    »Gefallen dir die Sachen nicht?«
    »Doch, klar. Aber sie gehören dir . Dieses rote Hemd hattest du letzten Sommer an. Die Shorts auch. Du hast toll …« Er schluckte. »Du kannst die Sachen doch nicht so einfach weggeben.«
    »Also gut. Ich leihe sie dir.«
    »Du leihst sie mir?«
    »Genau. Wenn wir uns das nächste Mal sehen, gibst du sie mir zurück.«
    Mit finsterer Miene hob er die Bluse auf und beäugte sie eingehend. »Wirklich? Das ist ein wirklich schönes Hemd. Du solltest das tragen.«
    »Andy, zieh es an.«
    Er steckte seine Arme durch die Ärmel und zog es vor der Brust zusammen. Dann wollte er die Knöpfe schließen. Er hielt inne und nahm die Bluse genauer in Augenschein. »Da stimmt was nicht.«
    »Was?«
    »Keine Ahnung … habe ich es verkehrt herum angezogen? «
    Jody sah, dass die beiden großen Brusttaschen genau dort waren, wo sie hingehörten. »Nein, du …«
    »Die Knöpfe sind auf der falschen Seite.«
    »Echt?« Sie stand auf

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