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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Meinung nach war es eine große Verbesserung.

    Die Stadtstreicher hatten ihm den Spitznamen »Smiley« verpasst. Seine Kollegen auf dem Revier dagegen nannten ihn »Kong«.
    Er stand mit einer Dose Budweiser in einer seiner großen Hände im Torbogen.
    Zu den weiten hellbraunen Shorts trug er weiße Tennisstocken und blaue Nike-Turnschuhe. Das T-Shirt hatte er ordentlich in die Hose gesteckt.
    Auf dem T-Shirt war Yosemite Sam zu sehen, der schnauzbärtige Cowboy aus den Bugs-Bunny-Cartoons. Er hatte seine beiden Revolver gezogen und ballerte munter drauflos, war jedoch zum Teil von den Lederriemen des Schulterhalfters bedeckt, in dem Dads 9-mm-Browning steckte.
    Beim Anblick der Browning überkam Jody ein mulmiges Gefühl.
    Dabei hatte sie Schusswaffen gegenüber eigentlich keine Berührungsängste. Sie gehörten zum Job ihres Vaters und waren nichts Besonderes für sie. Sie hatte sogar eine eigene .22er und ging sehr gerne damit schießen.
    Doch Dad legte die Waffe normalerweise ab, bevor er abends ein Bier trank.
    Das war unheimlich.
    Sie streckte noch einmal den Arm aus, um Andys Kopf zu streicheln, überlegte es sich dann aber anders. Sie ließ ihn schlafen. Je länger er sich ausruhen konnte, desto besser.
    Sie wandte sich von ihm ab und ging langsam zu ihrem Vater, wobei sie versuchte, weder zu humpeln noch das Gesicht zu verziehen. Dad konnte Schmerzen nicht ertragen – zumindest nicht, wenn es sich um Jodys Schmerzen handelte.

    »Wir können uns in der Küche unterhalten«, flüsterte er.
    Sie folgte ihm durch das Esszimmer. Er stolzierte vor ihr her. Dieser breitbeinige Gang hatte genau wie sein ständiges Grinsen nichts mit irgendwelchen Machoallüren zu tun. Er hatte ihn sich nach einer Verfolgungsjagd angewöhnen müssen, die mit einem Zusammenstoß geendet hatte. Obwohl er seine Beine schon bald nach dem Unfall wieder hatte bewegen können, war ihm diese seltsame Art zu laufen geblieben.
    »Hol dir eine Pepsi«, sagte er.
    Sie öffnete die Kühlschranktür. »Willst du noch ein Bier?«
    »Klar, wieso nicht?«
    Sie zog eine kalte Pepsi für sich und ein Bud für ihn heraus und brachte die Dosen zum Tisch hinüber, wo sich Dad bereits mit dem Rücken zur Wand niedergelassen hatte.
    Er setzte sich immer mit dem Rücken zur Wand.
    Schon im College hatte er immer mit dem Rücken zur Wand gesessen. Jodys Mutter hatte es ihr oft erzählt. Als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er mit dem Rücken zur Wand im Aufenthaltsraum des Studentenwerks gesessen, eine Pepsi getrunken und einen Roman über das 87. Polizeirevier von Ed McBain gelesen. Ein Kerl, der aussah wie ein griesgrämiger Affe und vermutlich dementsprechend viel Hirn im Kopf hatte, las ein Buch. Es war noch nicht einmal ein Lehrbuch. Seltsamerweise schien er aus reinem Vergnügen zu lesen. Angezogen von diesem dramatischen Unterschied zwischen seinem Aussehen und seinem Verhalten war sie zu seinem Tisch hinübergegangen, hatte sich zu ihm gesetzt und sich vorgestellt.

    Kate Monroe.
    Jack Fargo.
    Jack Fargo war ein Mann, der zwei Arten von Helden im Kopf hatte, fiktionale und reale Personen. Von den erfundenen bewunderte er am meisten Steve Carella, bei den historischen Figuren favorisierte er James Butler Hickok, auch »Wild Bill« genannt.
    Der hatte auch immer mit dem Rücken zur Wand gesessen.
    Bis auf ein einziges Mal, bei einer Pokerpartie in Deadwood. Er hatte Asse und Achter auf der Hand, als er hinterrücks von Jack McCall erschossen wurde.
    Laut ihrer Mutter hatte Dad gesagt: »Wenn Wild Bill seine eigenen Regeln befolgt und sich mit dem Rücken zur Wand gesetzt hätte, wäre er heute noch am Leben.«
    »Aber dann wäre er so alt, dass es ihm auch schon wieder egal wäre«, hatte sie erwidert, und beide waren in Gelächter ausgebrochen. Als ihr Lachen verstummt war – so berichteten beide übereinstimmend –, hatten sie gewusst, dass sie sich ineinander verliebt hatten.
    Diese »Rücken zur Wand«-Sache hatte Jody ihr ganzes Leben lang begleitet, sodass sie sie sich selbst angewöhnt hatte. Ausnahmen machte sie nur, wenn Dad in der Nähe war. Dann bekam er natürlich den Platz an der Wand. Das machte ihr nichts aus, denn in seiner Anwesenheit fühlte sich Jody sowieso immer völlig sicher.
    Sie setzte sich, schob ihm das Budweiser hinüber und öffnete die Coladose.
    »Hast du gut geschlafen?«
    Sie nickte.
    »Wie geht’s dir?«
    »Ganz gut, glaube ich.«

    »Du hast ziemlich viel abbekommen.«
    »Da hast du recht.«
    »Aber

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