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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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BUUUAH! IIIII! IIIIIIII! AAAAARGH! OH!«
    »Ach scheiße. Jetzt muss ich mich umziehen.«

TEIL DREI
Zeugenschutz

14
    Jody wachte in ihrem Zimmer auf der Bettdecke auf. Statt ihres Nachthemds trug sie Shorts und eine Bluse. Warme Sonnenstrahlen fielen auf ihre Beine. Staub tanzte im goldenen Licht.
    Es musste schon später Nachmittag sein.
    Plötzlich sah sie wieder vor sich, wie Evelyn im dunklen Türrahmen aufgespießt wurde.
    Schnell setzte sie sich auf. Andere, noch schlimmere Erinnerungen drohten in ihr aufzusteigen. Ihre Wunden und Blessuren schmerzten so sehr, dass sie aufstöhnte. Alles tat ihr weh.
    Wenigstens lebe ich noch, dachte sie.
    Und drohte, erneut in einem dunklen Abgrund aus Blut und Gewalt zu versinken.
    Um auf andere Gedanken zu kommen, setzte sie sich auf. Als ihre Füße den Boden berührten, verzog sie das Gesicht. Unter den weißen Tennissocken hatte man ihr Verbände angelegt. Sofort ließ sie sich wieder auf die Matratze fallen, um das Gewicht von ihren Füßen zu nehmen. Selbst ihr Hintern schmerzte. Es war kein unerträglicher Schmerz, aber doch so unangenehm, dass es ihr die Kehle zusammenschnürte und Tränen in die Augen trieb.
    Sie holte Luft und wischte sich über die Augen.
    »Dich haben sie ja ganz schön zugerichtet«, hatte der Pfleger in der Intensivstation mit singender Stimme gesagt.
    Das war, nachdem der Arzt bei ihr gewesen war. Im Gegensatz zu dem Pfleger hatte er nicht besonders fröhlich gewirkt, sondern sie eher an Mr Green, ihren Sozialkundelehrer, erinnert. Mit finsterer Miene hatte er erst ihre Krankenakte studiert und ihr dann in die Augen gesehen. »Dann wollen wir mal einen Blick auf die Bescherung werfen, junge Dame.«
    Als sie sich ausziehen musste, war ihr Vater gehorsam aus dem Zimmer gegangen.
    »Mal sehen«, hatte der Doktor gesagt. »Was haben wir denn hier?« Er hatte ihre Blessuren nicht nur betrachtet, sondern auch daran herumgedrückt, wobei er ständig »Aha. Aha. Hmmmm. Tut das weh? Aha. Hmmmm«, gemurmelt hatte. »Du wirst es überleben«, hatte er schließlich verkündet. »Es ist nichts Dramatisches, nur ganz gewöhnliche Schürfwunden, Kratzer und Blutergüsse. Ich werde kurz mit deinem Vater reden. In der Zwischenzeit wird sich Pfleger Gumbol um dich kümmern. Danach kannst du gehen.«
    Der Arzt trat ab, und Pfleger Gumbol erschien auf der Bildfläche. Jody fand, dass er ziemlich gut aussah. Und außerdem schien er sehr jung zu sein. Das reichte, damit Jody von Kopf bis Fuß errötete. »Das muss dir nicht peinlich sein, Kleines«, sagte er. »Ich habe das alles schon gesehen, wenn du verstehst, was ich meine.«
    Mit Desinfektionsmittel und Bandagen bewaffnet, machte er sich ans Werk. Erst verarztete er ihre Vorderseite, dann musste sie sich herumrollen, damit er ihren Rücken behandeln konnte. Die Füße kamen zum Schluss dran. Dabei hörte er nicht eine Sekunde auf zu reden.
    Jody konnte sich nicht mehr an viel von dem erinnern, was er erzählt hatte, doch er war stets fröhlich, wenn
auch ziemlich einfallslos gewesen. Ein netter Kerl eben, aber sonst … na ja .
    »Das nächste Mal solltest du dir besser Schutzbekleidung anziehen, bevor du gegen Green Bay antrittst«, war eine Sache, die der Pfleger gesagt hatte. Später, auf dem Weg nach Hause, als sie mit Andy auf der Rückbank gesessen hatte, fragte sie ihren Vater: »Was hat er denn mit Green Bay gemeint?«
    Dad warf ihr einen Blick über die Schulter zu und lächelte. »Damals, als ich noch ein Kind war, waren die Green Bay Packers unter ihrem Trainer Vince Lombardi die beste Footballmannschaft der Welt. Ich glaube, der Pfleger wollte dich auf den Arm nehmen.«
    »Wusste er denn nicht, was mit mir passiert ist?«
    »Nur, dass du vor Angreifern weggelaufen bist. Mehr haben wir ihm nicht erzählt.«
    »War das dieser junge Pfleger?«, fragte Andy.
    »Genau. Der war wirklich nett, oder?«
    »Ja.« Doch dann schien es, als wäre die bloße Vorstellung, dass jemand nett zu ihm sein könnte, zu viel für Andy. Er fing an zu weinen, und Jody nahm ihn in den Arm.
    Als sie zu Hause ankamen, war er bereits eingeschlafen. Ohne ihn zu wecken, zog Jodys Vater ihn aus dem Auto und trug ihn ins Haus.
    Jody hätte ebenfalls gerne ein Nickerchen gehalten. Sie war sehr müde, doch sie musste sich umziehen und mit ihrem Vater reden. Vielleicht etwas frühstücken, ein bisschen plaudern, ihn ansehen und sich einfach in seiner Gegenwart sicher fühlen.
    Sie hatte sich nur kurz auf ihrem Bett ausgestreckt und

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