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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Pflastern, Blutergüssen und Schrammen bedeckt.
    »Dann sehen wir mal, ob dir die Schuhe passen.«
    »Hühnerauge, sei wachsam.« Andy grinste. Doch dann fingen seine Mundwinkel an zu zittern, und Tränen schossen ihm in die Augen.
    Hühnerauge, sei wachsam.
    Das hatte Evelyn immer gesagt.
    Andy beugte sich vor und verbarg sein Gesicht in den Händen. Er schluchzte so sehr, dass seine Schultern zitterten.
    Jody setzte sich neben ihn und streichelte seinen Rücken. Sie konnte die Verbände durch die Bluse spüren. Schließlich fand sie eine Stelle, die nicht bandagiert war, und zog darauf Kreise mit ihrem Fingernagel, um ihn abzulenken. Sonst würde sie auch noch anfangen zu heulen, und das wollte sie auf keinen Fall.
    »Ist schon gut«, sagte sie.
    »Tut mir leid.«

    »Warte, ich helfe dir.« Sie kniete sich vor ihn auf den Boden, und Andy setzte sich gerade hin. Er hatte aufgehört zu weinen und sah sie jetzt verwundert und neugierig an.
    Jody zog seinen rechten Fuß langsam zu sich. Sie legte seine bandagierte Ferse auf ihrem Oberschenkel ab und streifte eine der Socken über seine Zehen. »Puh.«
    »Haha.« Er schniefte. »Jody?«
    »Ja?«
    »Wie sollen wir uns nur je wiedersehen?« Wieder schniefte er, dann wischte er sich mit dem Handrücken über die Augen. Vorsichtig setzte Jody seinen Fuß ab. »Wie soll das gehen? Ich werde ja nicht nur eine Woche bei ihnen bleiben. Ich werde dort wohnen .« Sie hob seinen anderen Fuß an. »Für … immer . Das ist ja kein Urlaub oder so.«
    »Ich weiß.«
    »Was, wenn wir uns nie wiedersehen?«
    Sie zog die andere Socke über seinen Knöchel. »Dann darfst du meine Klamotten behalten.«
    »Ich meine es ernst.«
    Seine Stimme zitterte, als würde er gleich wieder anfangen zu heulen. »Wir sehen uns schon wieder. Ganz sicher. Wir sind doch … na ja … wir gehören zusammen. Wegen letzter Nacht, verstehst du? Wir werden immer zusammengehören, egal, wie weit entfernt wir voneinander sind. Egal, was passiert.«
    »Echt?«
    »Jede Wette.«
    »Aber wann werden wir uns wiedertreffen?«
    Jody zuckte mit den Achseln. »Ich weiß nicht. Wir haben ja die ganzen Sommerferien noch vor uns, und du bist nur eine Tagesfahrt entfernt. Da wird uns schon was einfallen.«

    »Wenn ich hierherkommen darf, kann ich dann bei euch übernachten?«
    »Klar.«
    »Musst du da nicht deinen Vater fragen?«
    »Der wird nichts dagegen haben. Du kannst so lange bleiben, wie du willst. Deshalb haben wir ja ein Gästezimmer. «
    Er seufzte tief. »Ich will am liebsten jetzt hierbleiben.«
    »Das wäre schön, ja.«
    Er sah sie zweifelnd an. »Findest du?«
    »Ja, finde ich.«
    »Dann versteck mich.«
    »Hey!«
    »Wieso nicht? Ich könnte mich auf dem Dachboden verkriechen oder so. Und du sagst, dass ich weggelaufen bin.«
    Jody schüttelte den Kopf und umklammerte Andys gesundes Knie. »Kommt nicht infrage. Wenn du jetzt abhaust, werden alle vor Sorge durchdrehen. Sie werden denken, dass die Irren von gestern Nacht dich erwischt haben.«
    »Nicht, wenn du ihnen erzählst, dass ich weggelaufen bin.«
    »Das klappt nie.«
    »Klar klappt das.«
    »Nein, das klappt nicht. Außerdem müsste ich lügen.«
    »Und?«
    »Das werde ich nicht tun.«
    » Warum nicht?«
    »Ich müsste Dad anlügen. Niemals. Du solltest dich schämen, mich überhaupt um so etwas zu bitten.«
    Er starrte sie an, als hätte sie ihn soeben verraten. »Ich dachte, es würde dir gefallen, wenn ich hierbleibe. Das hast du doch gesagt.«

    »Ja, und das stimmt auch. Aber es gibt richtige und falsche Entscheidungen. Manchmal will man eben, keine Ahnung, eine Woche in Disneyland verbringen oder so. Aber dafür müsste man eine Bank ausrauben.«
    »Niemand verlangt von dir, eine Bank auszurauben«, sagte er mürrisch. »Mein Gott! Es wäre nur eine kleine Notlüge. Also ich würde das jederzeit für dich machen.«
    Sie ließ sein Knie los und stand auf. »Außerdem würde das sowieso nicht funktionieren, also vergiss es. Selbst wenn ich sie anlügen würde – was ich nicht tun werde –, bist du ziemlich bescheuert, wenn du glaubst, dass dein Onkel den ganzen Weg hierherkommt, nur um gleich wieder mit leeren Händen abzudampfen. Vergiss es einfach. «
    »Vielleicht willst du ja, dass ich mit ihm wegfahre.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Doch, du willst es.«
    »Sei ruhig und zieh die Schuhe an, okay?«
    »Und deine blöden alten Schuhe will ich auch nicht.«
    Jody ließ ihr Bein vorschnellen, sodass sich der Mokassin von ihrem Fuß löste. Der

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