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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Witzbolde«, sagte ich. »Das kann jetzt jemand anderes zuschütten. Ich hab die Schnauze …« Und dann startete ich einen Überraschungsangriff. Sie waren so verdattert, dass ich Hering ohne große Gegenwehr ins Grab schubsen konnte. Tommy wich mir aus und rannte davon, doch Ranch blieb stehen. Wir rauften, aber gegen ihn hatte ich nicht die geringste Chance. Er drückte mich einfach auf den
Boden. Obwohl es mir nicht gelang, ihn ins Grab zu schubsen, war er nach der Rauferei trotzdem von oben bis unten mit Schleim bedeckt.
    Nur Tommy kam ungeschoren davon.
    Wie immer.
    Schließlich gelang es Hering, aus dem Grab zu klettern. Er starrte vor Dreck und grinste. Wir warfen Hesters Klamotten zu ihr in das Loch, schütteten es wieder zu und verstreuten Äste und Laub darauf, bis die Stelle nicht mehr vom übrigen Waldboden zu unterscheiden war.
    Tommy erinnerte uns an die Patronenhülse der Kugel, die Hering auf sie abgefeuert hatte. Wir durften sie auf keinen Fall liegen lassen, sagte er, also verbrachten wir eine halbe Stunde damit, sie zu suchen. Endlich fanden wir sie.
    Tommy steckte sie in seinen Schuh. »Die werde ich später los. Das Wichtigste ist, dass man sie nicht in der Nähe der Leiche findet. Vielleicht werfe ich sie in der Schule in einen Mülleimer oder so.«
    »Wartet«, sagte er, als wir gerade das Werkzeug aufheben wollten. »Eine Sache müssen wir noch erledigen. Kommt her.« Er breitete die Arme aus, als wollte er, dass wir einen Kreis um ihn bilden und uns an den Händen fassten.
    Was wir auch taten.
    »Solange Hester bleibt, wo sie ist, kann uns niemand was anhaben.«
    »Du meinst die Cops?«, fragte der Hering.
    »Genau. Wenn sie nicht wissen, wo sie zu suchen haben, werden sie Hester auch nicht finden. Und das können sie nur wissen, wenn einer von uns auf die Idee kommt, alles auszuplaudern.«

    Sofort beteuerten wir einstimmig, dass wir niemals etwas ausplaudern würden.
    »Wir müssen einen Eid schwören«, sagte Tommy.
    Niemand hatte etwas dagegen.
    »Sprecht mir nach«, sagte er. »Ich, Thomas Baxter …«
    Wir nannten reihum unsere Namen. Danach machte Tommy nach jedem Satz eine Pause, damit wir ihn wiederholen konnten. Der Schwur ging ungefähr so:
    »Ich, Simon Quirt, vollwertiges und ehrenhaftes Mitglied der Killer-Krulls (da hörte ich den Namen zum ersten Mal, vorher hatte ich ihn schon in dem Buch gelesen), schwöre hiermit, keiner Menschenseele ein Sterbenswörtchen über unseren Geheimbund zu verraten. Die Strafe dafür möge mein Tod und der meiner Familie sein. Außerdem schwöre ich, mein eigenes Leben hinzugeben, sollte die Gefahr bestehen, dass mich die Polizei lebendig in Gewahrsam nehmen kann. Und ich schwöre, jeden anderen Krull zu töten, der diesen Eid bricht, dazu seine Mutter, seinen Vater, seine Schwestern und Brüder und seinen Hund, sofern er einen besitzt. Amen.«
    Ein paar Mal hätte ich beinahe angefangen zu lachen, besonders bei dem Wort »Amen«. Aber ich hielt mich zurück, weil Tommy die ganze Angelegenheit so ernst nahm.
    Er hatte wahrscheinlich die ganze Nacht wach gelegen und an diesem Text gefeilt.
    Diesmal reichte der Gartenschlauch nicht aus, um Hesters Geruch loszuwerden, deshalb gingen wir ins Haus. Tommy brauchte sich ja nur die Hände zu waschen. Wir anderen stellten uns nacheinander unter die Dusche, während er unsere Klamotten holte.
    Es war sehr angenehm, wieder sauber und angezogen zu sein. Wir setzten uns zusammen und genehmigten
uns eine Pepsi und Kartoffelchips. Tommy versicherte uns, dass uns die Bullen niemals drankriegen konnten, jetzt, wo wir Hester begraben und alle Spuren verwischt hatten.
    Aber ich glaube nicht, dass ihm jemand Glauben schenkte.
    Ein gewisses Risiko besteht ja immer .
    Die nächsten Wochen lebte ich in ständiger Angst. Außerdem hatte ich Albträume. Mit der Zeit jedoch wurde es immer unwahrscheinlicher, dass sie uns erwischten. Irgendwann zuckte ich nicht mehr zusammen, wenn das Telefon oder die Türglocke klingelte, und hatte auch kein mulmiges Gefühl mehr in der Magengegend, sobald ich einen Polizisten sah.
    Die Albträume bin ich nie so richtig losgeworden. Sie kommen immer wieder, und manchmal sind sie kaum auszuhalten. Es heißt ja, dass Albträume der unbewusste Ausdruck unbewältigter Probleme sind. Ich habe da eine andere Theorie. Ich glaube, dass Geister an den Träumen schuld sind. Ich rede jetzt nicht von den blöden Dingern, die durch Spukhäuser ziehen. Nein, die Geister, die ich meine, gehen in meinem

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