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Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night

Titel: Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Kopf um – vielleicht schlüpfen sie durch den Mund in mein Hirn, während ich schlafe. Oder durch die Nasenlöcher. Und dann sorgen sie dafür, dass man Albträume hat.
    Das ist natürlich nur eine Theorie. Vielleicht habe ich ja nicht mehr alle Tassen im Schrank, aber ich glaube, das sollte mal jemand überprüfen. Vielleicht findet die Wissenschaft eine Möglichkeit, die Geister fernzuhalten. So etwas wie eine Gasmaske, die man sich vor dem Schlafengehen aufsetzt. Eine »Geistermaske«.
    Hoppla. Wo war ich?

    Ach ja.
    Langer Rede kurzer Sinn: Nichts passierte. Wir hatten Hester umgebracht und kamen ungestraft davon.
    Wir redeten die ganze Zeit über nichts anderes – zumindest wenn wir unter uns waren. Es war, als würden wir ein gewonnenes Meisterschaftsspiel nacherzählen: »Mann, hast du ihr Gesicht gesehen, als … Ich wollte sie ja erschießen, du Idiot … Wisst ihr noch, wie ich mein Messer genommen habe und … Klar war sie tot, mausetot … Und der Gestank!« So ging es die ganze Zeit.
    Manchmal stellten wir uns auch vor, jemand anderen umzubringen. Wir stellten sogar Listen auf. Denise Dennison war die Nummer eins auf jeder Liste. Es war nur ein Zeitvertreib, wir wollten niemanden mehr töten, da wir befürchteten, nicht noch ein zweites Mal davonzukommen. Wir ließen einfach nur unserer Fantasie freien Lauf.
    Vier Jahre vergingen. Wie es aussah, sollte Hester Luddgate das erste und einzige Opfer der Killer-Krulls bleiben.
    Das nächste Mal töteten wir in unserem letzten Jahr auf der Highschool.
    Inzwischen besaß Tommy einen Führerschein und durfte legal mit dem Mercedes herumfahren. Er hatte die Idee, die kalifornische Küste hinauf und dann weiter bis nach Salem in Oregon zu fahren. Er wollte sich die Uni dort ansehen, bevor er sich endgültig einschrieb, und glaubte, die Reise würde lustiger werden, wenn ihn die ganze Bande begleitete.
    Meine Eltern ließen mich mitfahren, obwohl sie wussten, dass kein Erwachsener dabei war, um uns zu beaufsichtigen. Sie vertrauten Tom (er sieht gut aus, ist intelligent, schlagfertig und reich – wer würde ihm nicht
vertrauen). Außerdem dachten sie wohl, dass es mir nicht schaden könnte, ein paar Erfahrungen zu sammeln.
    Die Eltern von Ranch und Hering hätten ihre Söhne wohl auch auf Abenteuerreise geschickt. Das Dumme war nur, dass sie gemeinsam mit ihren Sprösslingen in den Urlaub gefahren waren.
    Dafür nahmen wir ein paar andere Typen mit, die wir kennengelernt hatten. Und so schlossen sich Clement Calhoun und Tony »Private« Majors uns an.
    Es war ein Mordsspaß. Clement war nicht gerade der Hellste, aber für jeden Blödsinn zu haben. Private war völlig durchgeknallt. Ich könnte jetzt ewig von den Sachen erzählen, die wir anstellten, aber darum geht es hier ja nicht. Außerdem war das meiste sowieso nur langweiliger Teenagerkram: Wir zeigten ein paar alten Leuten, die gerade ein Picknick machten, vom Auto aus den blanken Hintern. Solche Sachen eben. Außerdem waren wir ziemlich oft betrunken.
    Wir übernachteten in Motels oder einfach in unseren Schlafsäcken.
    Als wir schon mehrere Tage unterwegs waren, fuhren wir in der Nähe von Fort Bragg durch einen Wald aus gewaltigen Mammutbäumen. Da sahen wir die Fahrradfahrer. Sie waren zu zweit, und weil es schüttete wie aus Kübeln, trugen sie neongelbe Regenjacken mit Kapuzen. Sie fuhren hintereinander her und genau wie wir in nördliche Richtung.
    Mitten auf unserer Fahrspur.
    Auf der Gegenfahrbahn näherte sich ein Holzlaster.
    Wir waren etwa doppelt so schnell wie sie unterwegs, doch Tom konnte sie wegen des Lasters nicht überholen.
Also musste er in die Eisen steigen. »Arschlöcher!«, rief er aus dem Fenster.
    Die beiden Spinner radelten einfach weiter, als wäre nichts geschehen. Sie fuhren weder an den Straßenrand noch sahen sie sich nach uns um. Sie waren tief über ihre Lenker gebeugt und strampelten stur mitten auf der Fahrbahn dahin.
    Ein Lastwagen nach dem anderen kam uns entgegen. Wir hatten keine Wahl, wir mussten hinter den Radfahrern bleiben – oder sie überfahren.
    »Was ist los mit diesen Pennern?«, murmelte Clem.
    »Die sind alle so«, sagte ich. »Sobald sie im Sattel sitzen, glauben sie, dass die Straße ihnen gehört. Ist dir das noch nie aufgefallen?«
    »Mir schon«, sagte Tom. »Ich sollte sie einfach plattmachen. «
    »Keine schlechte Idee«, sagte ich.
    Private, der zusammen mit Clement auf der Rückbank saß, beugte sich vor. »Dann tu’s doch«, sagte er eifrig.

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