Die Jagd - Laymon, R: Jagd - The Endless Night
bisschen dem Mädchen von letzter Nacht, obwohl sie natürlich älter war. Ich schätzte sie auf Anfang zwanzig. Sie war niedlich und schlank und ihre Haut glänzte im Regen. Ihr raspelkurzes Haar klebte an ihrem Kopf. Sie hatte stramme kleine Titten mit hoch aufgerichteten Nippeln.
Wenn ich nur an sie denke, bin ich schon ganz geil.
Mann. Ich wünschte, die Kleine von gestern Nacht wäre hier.
Na, egal. Jedenfalls fanden sich Clement und Private ziemlich schnell zurecht und machten mit. Vielleicht
dachten sie, dass sowieso schon alles egal war, wo Tom doch den Schnurrbartheini erschossen hatte. Als Komplize eines kaltblütigen Mordes kann man leicht alle Bedenken über Bord werfen. Schließlich hat man ja nichts mehr zu verlieren.
Außerdem musste die Frau sterben, damit sie uns nichts anhängen konnte. Sie war also bereits tot, obwohl sie noch atmete.
Wir waren gerade dabei, sie zu befummeln, und hatten noch gar nicht mit den richtig schlimmen Sachen angefangen, als sie zu sich kam.
Sie war eine richtige Furie.
Zum Glück hatte sie keinen Baseballschläger zur Hand.
Private setzte sich auf ihr Gesicht.
Oh …
Vielleicht sollte ich jetzt doch besser Tom anrufen.
Eigentlich hab ich ja keine Lust, aber …
Mann, wir sind seit Ewigkeiten beste Freunde. Was wird er jetzt mit mir anstellen? Es war schließlich nicht meine Schuld, dass die beiden abgehauen sind. Wenn Tom und die anderen mir geholfen hätten, anstatt einfach Leine zu ziehen, hätten wir sie …
Also echt, wie kann er mich dafür verantwortlich machen?
Je länger ich warte, umso schwerer kann ich mich überwinden.
Außerdem – wer weiß, ob sie nicht schon lange losgezogen sind, um das Mädchen zu finden?
22
Mit dem festen Entschluss, Tom anzurufen, nahm ich den Hörer in die Hand. Dann bekam ich jedoch Schiss und wählte stattdessen Lisas Nummer. Einerseits wollte ich Zeit schinden, andererseits ihre Stimme hören. Sie liebt mich, was mir manchmal ziemlich auf die Nerven geht. Doch manchmal ist es schön zu wissen, dass es jemanden gibt, der dir niemals in den Rücken fallen wird, sondern mit dir durch dick und dünn geht.
Mit ihr zu reden würde mich aufheitern. Außerdem interessierte es mich, ob ich mit dem Kassettenrekorder auch Telefongespräche aufzeichnen konnte.
Es klingelte ein paar Mal, dann sprang der Anrufbeantworter an: »Leider kann ich Ihren Anruf im Moment nicht entgegennehmen. Bitte hinterlassen Sie Ihren Namen …« Und so weiter. Nach dem Piepton sagte ich einfach nur, dass ich dran war – für den Fall, dass sie doch zu Hause war und nicht abhob.
Keine Antwort.
Mit einem Mal hatte ich eine ganz düstere Vorahnung.
Es ist ja nicht so, dass Lisa den ganzen Tag in ihrer Bude sitzt und darauf wartet, dass ich vorbeikomme. Aber Samstagabend, das ist unser Tag. Da treffen wir uns immer, ganz ohne Verabredung. Ich komme einfach bei ihr vorbei, und dann gehen wir essen oder ins Kino oder bleiben einfach zu Hause, schauen uns ein paar Filme an
und vögeln. Üblicherweise schneie ich so gegen sieben bei ihr rein, und jetzt war es schon neun. Sie hätte eigentlich zu Hause sein müssen.
Keine Panik, versuchte ich mir vergebens einzureden.
Der Rekorder hat nichts aufgezeichnet. Also das, was ich gesagt habe, schon. Aber von Lisas Stimme ist nichts zu hören, obwohl ich das verdammte Ding direkt gegen den Hörer gehalten habe. Dazu braucht man wohl spezielle Geräte.
Das Kaufhaus in Culver City hatte noch geöffnet. Dort gibt es auch eine Elektronikabteilung. Ich hätte rausfahren und mir Lautsprecher fürs Telefon oder einen Anrufbeantworter kaufen können. Damit hätte ich das Gespräch mit Tom aufzeichnen können. Doch außer Hillarys Klamotten hatte ich nichts anzuziehen – ziemlich unpassend für ein gut besuchtes Kaufhaus.
Außerdem kenne ich mich mit diesem technischen Krimskrams überhaupt nicht aus.
Hinzu kommt, dass jeder, der nicht taub ist, sofort hören kann, wenn das Telefon am anderen Ende an einen Lautsprecher angeschlossen ist. Es klingt, als hätte der Gesprächspartner einen Metallkübel auf dem Kopf.
Es dauerte etwa eine Minute, dann hatte ich das alles durchdacht und beschlossen, Toms Beiträge zum Gespräch nicht aufzuzeichnen.
Seine Nummer kenne ich auswendig. Er wohnt immer noch in diesem großen Haus, und seine Telefonnummer hat sich seit fünfzehn Jahren nicht geändert.
Es klingelte drei Mal. Dann hob er ab.
Das Gespräch verlief ungefähr folgendermaßen. (Da ich nur meine Seite
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