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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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Mißgeschick
über ihn gebracht.«
    »Sind Sie in seinem Auftrag hier?« fragte
Prickett.
    »Gewissermaßen. Hätte ich mich
geweigert, seinen Willen zu thun, so wäre mein Vater am
nächsten Tage noch den Gerichten übergeben
worden.«
    »Und hat Engel die Briefe Ihrer
Gewährsmänner verfaßt?«
    Sie verstand sofort, was Prickett meinte und versicherte
eifrig: »Gewiß war er's!«
    »So, so! Nun, die Sache kann sich so oder auch anders
verhalten. Sie mögen jetzt vielleicht die Wahrheit so offen
bekannt haben, wie vor dem ewigen Richter, Sie können mir aber
auch etwas vorgefabelt haben. Ich werde mir den Fall erst genau
ansehen, und Sie müssen sich klar machen, daß ich Sie
scharf beobachten und im Auge behalten werde, daß Sie nicht
das Geringste vornehmen können, ohne daß ich's
bemerke. Zum Beispiel,« setzte er hinzu, »haben Sie
diesen Briefumschlag geöffnet, dieses Blumenglas in die Hand
genommen, dieses Kästchen aufgemacht, Sie haben meinen
Kommodenschlüssel gebraucht und zwar mußten Sie ihn
das erste Mal vorher von Tabaksstaub säubern. Ich
wußte auch ganz genau, weshalb Sie das
Frühstücksbrett fallen ließen«
– er deutete auf das Silberstück –
»und habe jede ihrer Bewegungen verfolgt. Wenn Sie den Versuch
machen wollten, ohne meine Zustimmung das Haus zu verlassen, so
würden Sie verhaftet werden. Sobald Sie mit irgend einem
Menschen außerhalb dieses Hauses Verkehr anknüpfen,
sind Sie eine Gefangene! Machen Sie sich das klar, wenn ich bitten
darf, und nun haben wir uns vorläufig ausgesprochen. Guten
Morgen!«
    Er öffnete die Thüre, um sie hinausgehen zu
lassen, dann stopfte er sich seine Pfeife und richtete sich zu
behaglichem Nachdenken ein. Aber kaum, daß er sich in
Tabakswolken gehüllt hatte, erklang die Klingel und ein
Besucher fragte nach Herrn Prickett. Die Stimme war diesem bekannt und
er trat sofort auf den schmalen Vorplatz.
    »Ich treffe Sie zu Hause!« rief der
Ankömmling. »Das ist mir lieb! Ich ging am Hause
vorbei und da fiel mir ein, daß ich mir
möglicherweise einen Brief ersparen könnte.«
    »Bitte, treten Sie nur ein!« Und Professor
Darkly trat ein.
    »Ich darf hier wohl meine Cigarette
rauchen?« fragte er zuerst. »Auf der Straße
sieht es leichtfertig aus, und doch ist jetzt meine Zeit dazu! Nun aber
zu Ihrer Inschrift! Ich hatte viel zu thun und kam erst gestern abend
dazu, das Ding vorzunehmen. Die Sache ist sehr einfach. Die Schrift ist
eine veraltete krumpelige Stenographie,
verhältnismäßig leicht zu entziffern, aber
der Inhalt ist unvollständig, bricht mitten im Satz
ab.«
    »Und hat er an sich etwas zu bedeuten?«
    »O ja, er ist sogar interessant, denn er gibt
haarklein eine Marschroute durch den hohen Norden Amerikas, ausgehend
von einem Fort Garry. Heutzutage hat das natürlich keinen
großen Wert mehr, denn jeder Reisende kann mit Leichtigkeit
auf der Großen Pacific Linie nach Vancouver gelangen. Von dort
aus ist ein schwieriger Küstenweg bis zur Mündung des
Kwitchpakflusses angegeben und dann bricht die Schrift ab. Vor
fünfzig Jahren mag das Ding äußerst wertvoll
gewesen sein. Mit den Worten: ›von diesem Punkt
nordwärts‹ ist's dann plötzlich aus.
Uebrigens will die Inschrift den Weg zu einem abenteuerlichen
unerhörten Schatz weisen – nicht mehr und nicht
weniger als fünfzehn Tonnen Gold sollen's sein!«
    Der Professor lachte über diese Vorstellung, nicht
gerade ungläubig aber leichthin, und rieb sich die
Hände.
    »So so, das steht darauf,« bemerkte Prickett
nachdenklich, um nach einer Weile hinzuzusetzen: »Wo ist denn
dieser Fluß, dieser Switchback?«
    »Kwitchpak, Verehrtester,« verbesserte der
Professor. »Kwitchpak ist der ältere und weniger
bekannte indianische Name des Yukon.«
    »Aha! Das leuchtet mir ein! Der Yukon führt
ja zu den neuen Goldfeldern von Klondyke, wovon so viel Aufhebens
gemacht wird.«
    »Ganz richtig,« bemerkte der Professor.
    »Diese Goldfelder sind demnach schon einmal entdeckt
gewesen, und zu ihnen führt diese Wegangabe!
Merkwürdig! Meines Wissens hat jemand sein Leben lang den
Schlüssel zu dieser Schatzkammer in Händen gehabt,
ohne auch nur dran zu denken, sie aufzuschließen!«
    Prickett sprang auf und ging aufgeregt im Zimmer auf und ab.
Er gehörte zu den kühlsten Menschen der Welt, hatte
sich sein Leben lang äußerste Selbstbeherrschung
angewöhnt, aber jetzt glühten seine Wangen, seine
Augen funkelten

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