Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
Vom Netzwerk:
sich. Er war
totenbleich und seine Hände zitterten, aber er bewies immerhin
Selbstbeherrschung genug, daß einem Unbefangenen die
Besprechung mit Prickett rein zufällig hätte
erscheinen müssen. Prickett erwiderte seinen Gruß und
blieb noch eine Weile in der Haltung eines harmlosen
Müßiggängers vor der Statue stehen. Engel,
der ihn erst jetzt bemerkte, war einen Augenblick starr, als ob ihn ein
elektrischer Schlag getroffen hätte. Er wollte mit
abgewendetem Gesicht, scheinbar irgend etwas in der Ferne beobachtend,
vorübergehen, aber Prickett redete ihn ganz gelassen an.
    »Guten Morgen – ein schöner Tag,
nicht?« bemerkte er.
    Engel schnitt ein Gesicht und gab keine Antwort, aber Prickett
schloß sich ihm einfach an.
    »Ich wünsche Ihre Begleitung
nicht,« knurrte Engel.
    »Das glaub' ich Ihnen aufs Wort,« versetzte
Prickett ruhig. »Man hat mir gesagt, Sie hätten
London verlassen? Ein Freund sagte mir sogar, er hätte Sie
abreisen sehen – nach Berlin zurück?«
    »Ich wünsche Ihre Begleitung
nicht,« wiederholte Engel, »und lasse mir keine
Gesellschaft aufdrängen.«
    »Aber, lieber Freund, daß ich mir von Ihnen
keine Ungezogenheiten gefallen lasse, könnten Sie doch
wissen.«
    »Und ich mir ebenso wenig von Ihnen,« gab
der andere, seinen Schritt beschleunigend, zurück.
»Sie haben so wenig das Recht, sich an meine Fersen zu
hängen, als Sie irgend einen Fremden, der sich in
Geschäften oder zu seinem Vergnügen hier
aufhält, belästigen dürften.«
    »Wenn Sie Händel suchen, mir auch recht. Mir
eilt es nicht damit, aber ganz nach Ihrem Belieben.«
    Prickett richtete seinen Schritt genau nach dem des
widerstrebenden Gefährten.
    »Unverschämter Esel!« schrie Engel,
stehen bleibend. »Was wollen Sie denn eigentlich?«
    Dabei folgte sein Blick unablässig der rasch
entschwindenden Gestalt des alten Herrn, was Prickett höchlich
ergötzte.
    »Ich will Sie gebeten haben,« sagte Prickett
mit erhobenem Zeigefinger, »sich nicht mehr als mein Schatten
aufzuspielen, keine jungen Leute mehr auszusenden, die mir den Hut vom
Kopf schlagen, keine jungen Witwen mit sehr wenig
überzeugenden Empfehlungsbriefen in mein Haus zu schicken,
kurz und gut, mich ungeschoren zu lassen.«
    Ein Vorübergehender, der trotz des
gedämpften Tons ein paar Worte verstanden haben mochte, blieb
stehen.
    »Gehen Sie ruhig Ihres Weges, junger Mann,«
beschied ihn Prickett und setzte zu Engel gewendet hinzu:
»Haben Sie die Güte, auf ein paar Minuten mit mir zu
kommen. Ich habe Ihnen noch etliches zu sagen.«
    »Aber ich habe Ihnen nichts zu sagen,«
entgegnete Engel barsch. »Sie wollen mich ins Bockshorn jagen
und thun, als ob Sie noch irgendwelche Gewalt in Händen
hätten, während Sie rein nichts mehr
bedeuten!«
    »Meinen Sie?« sagte Prickett, die Hand ein
wenig erhebend, worauf sogleich ein Schutzmann herantrat.
    »Glauben Sie, ich schere mich um Ihre
Polizei?« rief Engel zornbebend. »Meinen Sie, ich
lasse mich übertölpeln?«
    Der Schutzmann grüßte militärisch.
    »Sehen Sie sich den Herrn an und behalten Sie ihn im
Auge,« befahl Prickett.
    »Ich bin mit so gutem Recht hier als irgend
jemand,« erklärte Engel mit unterdrückter
Wut. »Das werde ich Ihnen eintränken! Wie
können Sie es nur wagen, einen harmlosen
Spaziergänger im öffentlichen Park anzureden und zu
bedrohen?«
    Pricketts Zweck war mittlerweile erreicht; die
schmächtige Gestalt des weißhaarigen Herrn war
vollkommen verschwunden.
    »Der Herr ist gewarnt,« sagte er zu dem
Schutzmann. »Wenn er sich irgend etwas zu schulden kommen
läßt, so wissen Sie, was Sie zu thun haben.«
    Ob der Schutzmann aus dieser Weisung klug werden konnte, mag
dahin gestellt bleiben, aber er kannte Prickett und hatte von jeher
verehrungsvoll zu dieser »Zierde seines Berufes«
aufgeblickt. Der Exbeamte wandte sich gelassen ab, und ging seines
Weges, und da Engel voraussehen konnte, daß sich binnen kurzem
ein Menschenauflauf bilden würde, zog er vor, Aufsehen zu
vermeiden und seine Wut zu meistern. Ganz schweigen konnte er aber doch
nicht.
    »Dieser Mensch,« knirschte er, die Faust
hinter Pricketts Rücken schüttelnd, »ist ein
verfluchter Narr!«
    »Da täuschen Sie sich aber,« wandte
der Schutzmann lächelnd ein. »Das ist der geriebenste
Beamte der Londoner Polizei.«
    »Es soll ihm hingerieben werden!«
    »Schon gut – jetzt entfernen Sie sich
aber!«
    Engel ging, denn trotz seiner Wut

Weitere Kostenlose Bücher