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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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Münze?«
    »Ja.«
    »Und die Uebersetzung der Inschrift?«
    »Nein. Nur die eine, die Sie haben, wurde
entziffert.«
    »Können Sie ihm eine Botschaft zukommen
lassen, ohne daß Engel davon erfährt? Antworten Sie
nicht über Hals und Kopf – überlegen Sie
sich's.«
    »Einen unbedingt sichern Weg habe ich nicht.«
    »So? Sie müssen ihm schreiben und mir den
Brief anvertrauen. Verabreden Sie eine Zusammenkunft mit ihm.«
    »Wo?«
    »Ueberall, nur nicht in diesem Haus. Hier ist
Schreibzeug.«
    Sie nahm sofort die Feder zur Hand und ihr blinder Gehorsam
befriedigte Prickett.
    »Ich will Ihnen diktieren – geben Sie nur
Ihre Wohnung hier an und dann schreiben Sie: ›Mein lieber
Vater!‹ ... haben Sie's? ... ›Herr Prickett
weiß alles und ich bin vollständig in seiner Gewalt.
Ich machte den Versuch, mit seiner Geldkasse durchzugehen, weil ich das
Gesuchte darin vermutete, er faßte mich aber ab und wird mich
verhaften lassen, wenn Du nicht ganz genau thust, was er will. Er will
Dich morgen Mittag punkt zwölf Uhr an der Achillesstatue im
Hydepark treffen. Diesen Brief schreibe ich nach seiner Angabe, und ich
soll Dir sagen, daß meine Lage sehr bedenklich würde,
falls Du Dich nicht willig zeigtest. Du wirst Herrn Prickett an
hochgelben Handschuhen erkennen, die er in der linken Hand tragen wird
...‹«
    »Raucht Ihr Vater?« unterbrach sie Prickett.
    Marie nickte.
    »Gut, schreiben Sie weiter: ›Du sollst ein
Cigarre in der Hand halten und ihn um Feuer bitten, und zwar indem Du
ihn mit seinem Namen anredest.‹ So, jetzt können Sie
im übrigen dazu schreiben, was Sie mögen, aber dann
müssen Sie den Brief mir übergeben.«
    Marie setzte nichts hinzu als eine liebevolle Unterschrift,
schob den Brief in einen Umschlag und überschrieb ihn. Die
Wohnung lag in einer entlegenen, armseligen Gasse.
    »Gewarnt sind Sie jetzt,« erklärte
ihr Prickett. »Ich muß ausgehen, um den Brief auf
sichere Weise zu befördern, aber Sie werden trotzdem bewacht,
als ob ich da wäre. Sollten Sie unter irgend einem Vorwand aus
dem Haus schlüpfen oder mit jemand von draußen
verkehren, so hätten Sie sich die Folgen selbst zuzuschreiben.
Sie verstehen mich?«
    »Vollständig, Herr Prickett,« sagte
sie, mit einer gewissen Zuversicht zu ihm aufsehend.
    Es lag keine Furcht mehr in ihrem Blick, nur ein Flehen;
dieser Blick hatte etwas von dem eines treuen Hundes, der über
die Meinung des Herrn nicht recht im klaren ist. Er ging Prickett so
tief zu Herzen, daß er sich darüber ärgerte.
Niemand freut sich, wenn ihm etwas weh thut, und Prickett war der
letzte, Geschmack an Schmerzen zu finden.
    Der sichere Bote, dem er den Brief übergeben hatte,
brachte gegen Abend Bescheid.
    »Sie wollen wissen, ob dem Herrn aufgelauert
werde,« setzte er hinzu, »ja das ist der Fall und
– das werde ich Ihnen übrigens kaum zu sagen
brauchen – Sie werden auch beobachtet.«
    »Schon gut,« sagte Prickett.
    Am andern Tag fand sich der Mann mit dem
unergründlichen Gesicht pünktlich bei der
Achillesstatue ein. Mit dem Zwölfuhrschlag trat ein alter Herr
mit weißem Haar und Schnurrbart durchs Parkthor ein. Er war
anständig gekleidet und sah auch so aus, nur die Augen hatten
einen unsteten, scheuen Blick. Zwischen dem zweiten und dritten Finger
hielt er eine Cigarre, und als er in Pricketts Nähe kam, griff
er in die Tasche, zog ein kleines silbernes Feuerzeug heraus und schien
überrascht zu sein, es leer zu finden.
    »Darf ich Sie vielleicht um Feuer bitten, Herr
Prickett?« sagte der alte Herr, genau wie ausgemacht auf
Prickett zutretend.
    »Mit Vergnügen, mein Herr,«
erwiderte Prickett.
    »Man folgt mir,« flüsterte Maries
Vater kaum hörbar.
    »Stecken Sie Ihre Cigarre an,« versetzte
Prickett ebenso leise.
    Er zuckte nicht mit der Wimper, als er jetzt Engel in Person
durch das Parkthor treten und lässig schlendernd
näher kommen sah. Der militärische Schnurrbart und
die Narbe auf der Nase waren verschwunden. Im übrigen war
seine Erscheinung nicht wesentlich verändert, doch immerhin so
weit, daß ein Bekannter des »Generals
Felthorn« leichtlich an ihm vorübergegangen
wäre.
    »Steigen Sie in eine Droschke und fahren Sie nach
meiner Wohnung,« befahl Prickett seinem neuen Bekannten.
»Niemand außer mir wird Ihnen folgen –
warten Sie an der Straßenecke auf mich.«
    Der alte Herr steckte seine Cigarre an, gab das Feuerzeug
zurück, lüftete den Hut und entfernte

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