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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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sorgen, daß Engel in den nächsten vierundzwanzig
Stunden festgenommen wird. Das ist ein wohlgemeinter, ehrlicher
Rat!«
    »Darf ich meine Tochter sprechen?« fragte
Harcourt.
    Er war blaß und zitterig wie zuvor, aber angesichts
des entscheidenden Streichs schien doch eine gewisse Mannhaftigkeit in
ihm zu erwachen und er machte nicht mehr so ganz den Eindruck des
Feiglings. Prickett klingelte und Marie Harcourt kam selbst, um nach
seinen Befehlen zu fragen. Ihr rasches Erscheinen verriet, daß
sie offenbar vor der Thür gestanden haben mußte. Ihre
ersten Worte gaben auch offen kund, daß sie gehorcht hatte.
    »Herr Prickett hat vollkommen recht,« sagte
sie nämlich, »und du weißt, wie oft ich dich
schon dringend bat, zu thun, was er dir rät. Geh mit ihm
– laß dir diese Last vom Herzen wälzen. Was
auch daraus entstehen mag, alles wird leichter zu ertragen sein, als
dieses schmähliche Verkriechen.«
    »Es ist ja nur deinetwegen ...«
    »Das war von Anfang an unrichtig gedacht,«
entgegnete sie ohne Vorwurf im Ton, »du hättest auf
gar nichts bedacht sein sollen, als auf deinen ehrlichen
Namen.« »Aber was soll aus dir werden?« rief
Harcourt kläglich. »Herr Prickett! Sie sprachen
davon, daß meine Tochter in Gefahr sei; sie schrieb mir ja auf
Ihre Weisung von ernsten Gefahren. Ach! Die Treue gegen ihren
erbärmlichen Vater wird sie zu Grunde richten! Was sie auch
gethan haben mag, sie that es ja nur mir zuliebe!«
    »Ich gelobe Ihnen, keine Anklage gegen Ihre Tochter
zu erheben,« sagte Prickett zögernd. »Aber
falls ich von ihr und von Ihnen zum Besten gehalten werde, sollen Sie's
teuer zu bezahlen haben.«
    Der schwache Mann brach beinah zusammen: daß Prickett
die Tochter zu schonen versprach, erfüllte ihn mit solcher
Dankbarkeit, daß er ihm die Hände küssen
wollte.
    »Unsinn!« rief Prickett heftig, und zwar um
so heftiger, als er dem Alten nicht halb so böse sein konnte,
als er für schicklich gefunden hätte.
    Er hielt dessen Erregung für wahr und ehrlich und
glaubte, seinem Urteil und seinen Erfahrungen darin trauen zu
dürfen. Auch flößte ihm diese
Rührung an sich Achtung ein, so lange sie mit
männlicher Kraft gemäßigt wurde, ihre laute
Aeußerung aber fand er peinlich, und peinlich fand er auch,
daß er, der Inspektor Prickett, sich nicht noch heftiger davon
abgestoßen fühlte.
    »So lassen Sie doch das Geflenne,« herrschte
er ihn an, »und betragen Sie sich wie ein Mann, nicht wie ein
Wickelkind! Ist Ihre Erzählung wahr, so wird mein Rat gute
Früchte tragen, haben Sie mich belogen, so wird Ihnen mit dem,
was daraus entstehen mag, nur Ihr Recht. Sie haben sich die Suppe
eingebrockt und müssen sie auslöffeln.«
    »Ach, Herr Prickett,« sagte Marie abbittend,
»Sie können sich ja nicht vorstellen, was mein Vater
durchgemacht hat, nicht ermessen, wie diese monatelange Angst und
Spannung ihn heruntergebracht haben!«
    Dabei schlang sie ihre Arme um die geknickte von Schluchzen
erschütterte Gestalt und bettete sein Haupt an ihrer Brust,
als ob er wirklich ein »Wickelkind« gewesen
wäre.
    »Herzenspapa! Väterchen! Beruhige dich
doch!«
    »Wenn Sie sich noch etwas zu sagen haben, so
nützen Sie die Zeit,« warf Prickett hin.
    Sein innerstes Gefühl machte mildernde
Umstände für den gebrochenen Mann geltend, doch nur
mildernde Umstände, erwärmen konnte er sich aber beim
besten Willen nicht für ihn.
    »Es gibt einmal ungewöhnlich
thörichte Waschlappen auf dieser Welt, und dieser scheint mir
einer von der Sorte zu sein,« sagte er sich.
    Aber die Tochter? Ja, Prickett wußte selbst nicht zu
sagen, weshalb er von der Tochter entschieden eine höhere
Meinung hatte.
    »Der Alte hat das junge Ding in seine Narrheit
hineingezogen,« überlegte er, »und sie hat
aus lauter Liebe dumme Streiche gemacht.«
    Wie »dumm« diese Streiche gewesen waren,
konnte er ja am besten beurteilen, aber es lag auch etwas Gewinnendes
darin. Prickett war ein Theaterfreund, ein eifriger Besucher des
Schauspiels, dessen Genuß ihn ja natürlich nie Geld
gekostet hatte. Er hatte von den Schauspielern sogar viel für
seinen Beruf gelernt und glaubte, wirkliche Gemütsbewegung
unfehlbar von gemachter unterscheiden zu können. So
unbestreitbar echt, wie sie ihm hier erschien, war sie ihm selten im
Leben begegnet.
    »Das ist nicht Kunst,« sagte er sich,
rücksichtsvollerweise zum Fenster hinaussehend, »das
ist Natur.«
    »Du wirst ja

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