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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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Weil ich einmal eine Dummheit
gemacht habe, steht noch lange nicht fest, daß ich nicht zu
brauchen bin.«
    »So? – – In erster Linie sagten
Sie mir doch, daß Sie beinah der Schlag gerührt
hätte beim Anblick der Halunken?«
    »Jetzt fürchte ich mich nicht
mehr,« versicherte sie eifrig, »Sie werden sehen,
daß ich Mut habe.«
    »So und weshalb? Was nimmt Ihnen die Angst?«
    »Ich würde mich nie und nirgends
fürchten, wenn ich wüßte...«
    Die Stimme versagte ihr.
    »O bitte – was soll das
heißen?«
    »Herr Prickett,« hub sie entschlossen an,
»ich habe das unbedingteste Vertrauen in Ihren Mut und Ihre
Umsicht, und wenn ich unter Ihrem Befehl stände,
würde ich vor nichts zurückscheuen. Sie
könnten mich sicherlich brauchen! An Ausdauer und Wachsamkeit
wird mir's niemand zuvorthun.«
    »Nein, mein liebes Fräulein,«
entgegnete er, »ich kann Sie gar nicht brauchen! Alle drei
kennen Sie, und Ihr Anblick wäre geradezu ein Warnungssignal
für die Herren.«
    »Wenn das alles ist, was Sie einzuwenden haben
– ich will schon sorgen, daß mich keiner
erkennt.«
    »Aha! Romantische Ideen! Eine
Verkleidungskomödie, Fräulein Harcourt? Glauben Sie
nur nicht daran! Auf der Bühne geht's ja ganz nett mit
Schminke und Perücke, aber in der Nähe gelingt's nie.
Es gibt ja einzelne gewitzte Leute, die es darin zur Meisterschaft
bringen, aber sie sind dünn gesät. Mir ist im ganzen
Leben nur ein wirklicher Künstler in diesem Fach vorgekommen,
und auch den habe ich zweimal an den Augen erkannt. Nein, nein, Sie
befolgen jetzt meinen Rat! Eine Verkleidung wäre noch
gefährlicher als Ihr alltägliches Aussehen, womit ich
nicht gesagt haben will, daß Sie alltäglich seien!
Gott bewahre! Ich meine nur, wenn ein geriebener Mensch wie Engel Sie
in einer Verkleidung entdeckt, so weiß er gleich, was die Uhr
geschlagen hat, und die Möglichkeit eines Zufalls ist
ausgeschlossen. Nein, nein, lassen Sie mich nur machen,
Fräulein Harcourt!«
    »Gut, Herr Prickett. Es liegt mir alles daran, Ihre
gute Meinung wieder zu gewinnen.«
    »So ist's recht und verständig,«
sagte er mit Wärme. »Wir trennen uns also hier. Mein
Zug geht in einer halben Stunde, der Ihrige nicht vor Abend –
da thäten Sie besser, in einen Gasthof zu gehen. Es ist
schneidend kalt.«
    »Sie haben meines Vaters New Yorker Adresse?«
    Prickett nickte.
    »Und Sie werden uns Nachricht geben?«
    »Gewiß. Sobald ich den Mann habe,
telegraphiere ich. Jetzt könnten wir noch miteinander
frühstücken, aber auf diesem elenden Bahnhof ist
nichts zu haben – machen Sie, daß Sie unter Dach
kommen.«
    Sie gab ihm die Hand zum Abschied. Prickett fuhr in westlicher
Richtung weiter, mehrmals unterwegs von militärisch
aussehenden Herren begrüßt, die an den Zug kamen,
Telegramme ablieferten oder in Empfang nahmen. Von den seltsamen
Vorgängen, die sich in der ersten Nacht zu früher
Morgenstunde im Damenwaschzimmer des Zuges ereignet hatten,
ließ er sich nichts träumen. Eine Dame war mit einer
billigen Handtasche hineingegangen und eine halbe Stunde darauf war ein
schmächtiger Mulattenjunge in plumpen Stiefeln und
ärmlichem Anzug, in einem grauen, billigen Ueberzieher und
einem wollenen Shawl um den Hals herausgekommen. In entgegengesetzter
Richtung vom Zuge trieben in einem rauschenden Bach weibliche
Kleidungsstücke. Die billige Handtasche enthielt lange, dichte
Strähnen schimmernden Frauenhaars. Ohne irgend jemand zu
begegnen, schlüpfte der Mulattenjunge die Gänge der
Schlafwagen entlang und übersprang
leichtfüßig den kleinen hüpfenden Abgrund,
der diese von der dritten Klasse trennte, wo er sich
geräuschlos auf einer harten Rohrbank niederließ. Da
und dort lehnten Schwarze in gesundem Schlaf; der Boden war schmutzig,
die Luft widerlich heiß.
    »Ich will alles dran setzen, Ihre gute Meinung wieder
zu gewinnen, Herr Prickett,« dachte der Mulattenjunge,
während der Zug pustend und raffelnd weiter dampfte.

Vierzehntes Kapitel
    In San Francisco nahm Herr Prickett eine Fahrkarte nach
Vancouver und Marie Harcourt that desgleichen. Prickett in seinem
eleganten Wagen mit drei üppigen Mahlzeiten am Tag, fand die
Reise ganz angenehm, wogegen sie der unsichtbaren Gefährtin
sehr anstrengend vorkam. Reinlich konnte man den Auswandererwagen mit
dem besten Willen nicht nennen und die Gesellschaft darin nicht
gewählt, obwohl die Leute im Grund wohlmeinend und harmlos
waren.
    Sie

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