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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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spuckten und rauchten, verzehrten nicht sehr einladende
Vorräte auf noch weniger einladende Weise, und
würzten ihr Gespräch mit derben Redensarten und
Zoten. In Anwesenheit von Frauen hielten sie darin wohl Maß,
aber ein in sich zusammengekauerter Mulattenjunge, der den ganzen Tag
zum Fenster hinausstarrte, legte ihnen keinen Zwang auf, und
daß des widerwilligen Zuhörers Wangen oft flammten,
konnten sie unter der braunen Tünche nicht bemerken.
    Einmal aber wurde ihm das Gespräch sehr interessant.
Man fuhr gerade im Riesenschatten des Berges Schada dahin, und ein
halbes Dutzend rauhborstiger Gesellen mit Pfeifen im Munde und einer
kreisenden Branntweinflasche saß um den Jungen herum. Einer
davon war in Klondyke gewesen und gab eine Schilderung der Goldfelder
zum besten.
    »Millionen?« entgegnete er auf einen
zweifelnden Einwurf, »Dutzende, Hunderte von Millionen! Wer's
nicht gesehen hat, macht sich keinen Begriff davon. Ihr könnt
mich ja einen Aufschneider heißen, wenn ihr mögt,
aber ich habe mit meinen leiblichen Augen fünfhundert Dollars
aus einer einzigen Pfanne herausschaffen sehen. Das war der
Görg, der dieses Schwein hatte! Ihr könnt euch doch
den Görg vom ›Nelson‹ noch denken, nicht?
Der war's, ja der! Lief immer in einem Paar Hosen herum, die am
Gesäß mit einem alten Mehlsack geflickt waren, wo
gerade ›Prima Schneeflocken‹ darauf gedruckt war!
Jetzt sitzt er drunten in San Franc in einem pikfeinen Hotel,
besäuft sich alle Tage wie ein Kaiser in den rarsten Weinen
und ist angezogen wie ein Gigerl. Der hat hunderttausend Dollars
gemacht auf eigene Rechnung und zwar in vierzehn Tagen – ein
Mordsschwein.«
    »Hm,« bemerkte einer von den
Zuhörern, »wie kommt's denn, daß du nicht
auch so dran bist? Sagst ja, das Gold liege frei herum für
jedermann.«
    »Warum ich noch ein Lump bin?« versetzte der
Erzähler mit einem derben Fluch. »Weil einer Schwein
hat und ein andrer Pech. Muß ich in ein verfluchtes Loch
hinunterkugeln und mir drei verfluchte Rippen brechen, fünf
verfluchte Wochen auf meinem verfluchten Buckel liegen, weil auf
hundert Meilen weit kein so verfluchter Doktor da ist! Da hab' ich
meinen Gewinn auffressen können, und mittlerweile war so ein
verfluchter Kerl mit meinem Werkzeug auf und davon! Drum bin ich nicht
so dran wie der Görg, das ist doch klar wie
Spülwasser!«
    Diese Aussprache schien sein Gemüt erleichtert zu
haben, denn nach einem kräftigen Schluck aus der
Schnapsflasche setzte er ruhiger hinzu: »Jetzt bin ich aber
wieder auf dem Weg dorthin und dieses Mal werd ich's gescheiter
angreifen.«
    »Geschwätz!« bemerkte ein dritter,
der sich bisher wenig am Gespräch beteiligt hatte.
»Wie kommt Ihr denn wieder hin? Wißt Ihr's so
gewiß, daß Ihr den Weg findet?«
    »So gewiß, als Ihr eine Nase im Gesicht
habt!« rief der Goldsucher hitzig. »Kommt da der alte
Kap'tän Jones zu mir und sagt: ›Hab' ein Telegramm
aus meinem alten Land‹ – er ist nämlich
ein Welscher, der Kap'tän Jones – ›da sind
drei Herren, die ein Expe'tion nach Alaska machen,‹ sagt
er,›und wollen geübte Leute haben, so ein halbes
Dutzend,‹ sagt er. ›Sind Sie von der
Partie?‹ sagt er. Nu frag' ich ins drei Teufels Namen, was
wollen Herren von drüben in Alaska machen um diese Jahreszeit,
wenn sie nicht nach Klondyke wollen?'«
    »Weiß ich nicht, und Ihr wißt's
auch nicht,« versetzte der andre. »Ist mir auch
wurscht, solang man nur seinen Lohn hat. Jedenfalls aber wird man nicht
hinkommen um die Jahreszeit, schätz' ich.«
    »Na, hör' einmal, Sabry,« fuhr der
Schwärmer für Klondyke fort, »Euch hat
irgend ein Lügenmaul blauen Dunst vorgemacht und Ihr habt's
für bare Münze genommen. Wenn, was die Herren von
drüben sind, hin wollen, so führ' ich sie hin, so
leicht als ein Stein ins Wasser plumpst. Ich war vor vier Jahren am
Christtag droben am Großen Sklavensee, und das ist doch,
schätze ich, die kälteste Zeit in den Breitegraden da
'rum, nicht? Daß grad' ein Mailüfterl geweht
hätte, will ich ja nicht behaupten, aber zum Aushalten war's,
und dafür reist sich's leichter als im Sommer, weil die
Flüsse zu sind und man seine Siebensachen auf dem Eis
schlittern kann.«
    »Vorderhand seid Ihr aber noch lange nicht am
großen Sklavensee,« meinte der Zweifler.
    »Das will nichts heißen, aber eins kapier'
ich nicht. Seht, erst hieß es, wir sollen den Kap'tän
Jones in San Fran

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