Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
Vom Netzwerk:
treffen und mit dem Dampfer nach der
Behringsstraße, jetzt heißt's auf einmal nach
Vancouver – was hat das zu bedeuten?«
    »Wie soll ich das wissen?« fragte der andre.
    »Ja, das ist auch wieder wahr – ich
kapier's aber, weil ich weiß, daß zweimal zwei vier
macht. Natürlich gehen sie der Jahreszeit wegen den andern
Weg, Jabey, das kapiert doch ein Kind. Du wirst schon sehen, ob ich
recht habe oder nicht, kannst dich nachher erinnern, was ich
geprophezeit hab': Von Vancouver werden wir mit der Pacific fahren bis
Calgary, dann immer noch mit der Bahn so ein Hundert Meilen
nordwärts bis Edmonton, dann vom Athabaskafluß
geradeaus an den Sklavensee und von dort ist's ein Katzensprung nach
Klondyke.«
    Niemand achtete auf den Mulattenjungen, und das war gut, denn
seine funkelnden Augen hätten leicht verraten können,
welchen Anteil er an diesem Gespräch nahm. Drei Herren aus
Europa, die ein »Expe'tion« nach Alaska unternahmen!
Von Alaska waren die Silberscheiben hergekommen, und wo der Schatz auch
lagern mochte, jedenfalls war es im ungastlichen Norden. Die drei
Herren hatten erst über San Francisco reisen wollen und dann
ihren Plan geändert – das stimmte sehr genau
überein mit dem Verhalten der drei Herren, die Marie Harcourt
kannte, viel zu genau, um ein Zufall zu sein.
    Sie hatte sich in den letzten Tagen oft genug gesagt, ihre
Handlungsweise sei Tollheit, und hatte in mancher Stunde der
Mutlosigkeit und Vereinsamung sich selbst nicht mehr begriffen, nun
rechtfertigte diese zufällig mitangehörte
Unterhaltung ihr eigenes Thun und gab ihr die Ueberzeugung,
daß sie nicht willkürlich gehandelt habe, sondern ein
Werkzeug des Schicksals sei.
    Und nun begann sie zu erwägen, was sie
zunächst thun müsse. Ihre erste Regung war, Prickett
von dieser Entdeckung zu benachrichtigen und ihn dahin zu bringen,
daß er ihr gleichfalls die verdiente Anerkennung zolle. Doch
aus mehr als einem Grund schreckte sie davor zurück. Der
entscheidendste davon war ihre Scheu, sich ihm in dieser Verkleidung zu
zeigen. Fremden gegenüber hatte sie nicht das Gefühl,
daß ihr Knabenanzug unziemlich sei, ja sie trug ihn mit
Behagen und bewegte sich ungezwungen darin, aber von einem Bekannten
gesehen zu werden, war ihr eine peinliche Vorstellung. Nein,
persönlich wollte sie nicht mit Prickett verkehren, aber ihm
am Schluß der Reise brieflich ihr Ergebnis mitteilen, mochte
er dann dessen Wichtigkeit beurteilen, wie er wollte.
    Als der Zug sich dem Bahnhof näherte, griffen die
Klondykepilger nach ihrem spärlichen Handgepäck, und
der kleine Mulattenjunge mit seinem Handtäschchen stellte sich
sprungbereit hinten auf die Wagentreppe. Ein rotbärtiger Mann
grüßte den einfahrenden Zug mit Winken und lief neben
dem Wagen her, worauf die Männer mit schallendem Hurra
erwiderten.
    »Hurra Kap'tän! Wie geht's? Da
wären wir!«
    In der nächsten Sekunde schüttelten sie sich
die Hände.
    »Nun, Jungens,« sagte der Rotbart,
»alles ist fix und fertig. Drei Stunden könnt ihr
euch hier verschnaufen, dann heißt's Vorwärts!
Marsch!«
    »In welcher Richtung?«
    »Edmonton. Wir zielen nach dem Athabaska und zum
großen Sklavensee und –«
    Er konnte nicht weiter reden, denn der Prophet unter der
Mannschaft brach in ein Triumphgeheul über die Richtigkeit
seiner Vermutungen aus, das aller Blicke auf die kleine Gruppe lenkte.
Auch Prickett, der mit einem ältlichen Fremden verhandelte,
sah hinüber, streifte auch den Mulattenjungen
flüchtig mit dem Blick, setzte aber gleich wieder die
Unterhaltung mit seinem Bekannten fort. Marie glaubte einen Augenblick,
das Herz müsse ihr stillstehen, denn sie hatte einen fast
abergläubischen Begriff von Pricketts Scharfsinn und hielt
jeden Versuch, ihn zu täuschen, für hoffnungslos.
Ihre aufgeregte Phantasie spiegelte ihr vor, daß sie entdeckt
sei, aber die Angst legte sich, als der Fremde einen
Gepäckträger, einen Neger, herbeiwinkte, dem Prickett
seine Gepäckstücke bezeichnete. Dann sah sie ihn mit
dem Unbekannten in eine Droschke steigen, sah ihre eigenen
Reisegefährten, die ihr so wichtig waren, ihre Bündel
schultern und in die Stadt ziehen. Ein wehmütiges
Gefühl der Verlassenheit und Hilflosigkeit überkam
den Mulattenjungen, der mit seiner kleinen Tasche nun auch in die
unbekannte Stadt ging. Sie war recht schmuck und sauber für
diesen Landesteil, Marie aber kam's vor, als hätte sie noch
nie einen so

Weitere Kostenlose Bücher