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Die Jagd nach Millionen

Titel: Die Jagd nach Millionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Murray
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jetzt schien sie kopfüber in
den Abgrund der Verzweiflung zu stürzen. Aber nein, nein
– wer das ertragen hatte, durfte sich nicht so leicht besiegt
geben. Mit nassen Augen sprang sie wieder auf und sagte, die
Hände flehend gefaltet, mit erstickter Stimme: »Es
ist keine Täuschung, kein Irrtum möglich –
glauben Sie mir um Himmels willen! Helfen Sie mir, stehen Sie mir bei
– ich flehe Sie an! Ich habe auch Geld, ich kann Sie belohnen
...«
    »O bitte,« rief der
Polizeikommissär zurückweichend, »von
Bezahlung oder Belohnung kann gar keine Rede sein. Hören Sie,
was ich thun will – ich werde meine vorgesetzte
Behörde telegraphisch um Befehle bitten und Ihre Botschaft
nach Vancouver will ich besorgen. Etwas weiteres kann ich auf eigene
Faust nicht unternehmen. Mir ist die hiesige Station zur Zeit
anvertraut, ohne höheren Befehl kann ich gar nichts machen.
Sehen Sie das ein?«
    »Ja, ich danke Ihnen, ich danke Ihnen,«
schluchzte Marie.
    »Wenn's Ihnen aber nicht an Geld fehlt,«
sagte er, seine Rührung über ihren Jammer hinter
einer bärbeißigen Miene verschanzend, »so
mein' ich, daß Sie sich anständige Kleidung
verschaffen und in ein reputierliches Wirtshaus gehen sollten. Eure
Rechnung werde ich von dem mir übergebenen Betrage
bezahlen,« rief er der neugierigen Magd zu, die mit
großen Augen dabei stand, »kommen Sie jetzt nur mit
mir, Fräulein. Wir wollen die Geschichte so gut als
möglich ins Lot bringen.«

Siebzehntes Kapitel
    Prickett zwei Tagereisen entfernt und noch nicht einmal
benachrichtigt, die Expedition auf unbekannten Pfaden weiter und weiter
ziehend, mit jeder Viertelstunde unerreichbarer, die Polizei durch
dienstliche Bedenken gebunden, Ungewißheit, Spannung, Angst.
Trotz all dieser Gedanken und Empfindungen that es Marie wohl,
daß sie sich wieder frei bewegen durfte, ist doch in Stunden
gespannter Erwartung jede Bethätigung eine Wohlthat. Die
Telegramme waren wenigstens abgegangen, eins nach Calgary an die
vorgesetzte Behörde des Polizisten, eins an Prickett, und der
Vertreter der Ordnung zeigte ihr jetzt ein freundlicheres Gesicht.
    »Sie brauchen mir nicht zu antworten, wenn Sie keine
Lust haben,« sagte er, selbst etwas verlegen, aber doch mit
einer gewissen ritterlichen Höflichkeit, »aber darf
ich fragen, wie Sie eigentlich zu diesem Knabenanzug kommen,
Fräulein?«
    »Ich hatte Engel und seine Begleiter schon auf dem
Bahnhof in New York entdeckt. Sie wollten damals nach San Francisco
fahren und ich stieg in denselben Zug.«
    Er nickte, als ob er andeuten wollte, daß ihm dieser
Hergang bekannt sei.
    »Unterwegs aber erkannten sie mich und
verließen den Zug. Ich hatte an Inspektor Prickett
telegraphiert, der auch sofort herbeieilte, leider zu spät. Er
machte mir keine Vorwürfe, aber war doch sehr
ärgerlich, daß ich die Herren überhaupt
verfolgt und durch meine Anwesenheit gewarnt hatte. Ich aber war
entschlossen, sie zu verfolgen und wenn's bis ans Ende der Welt ginge,
da ich aber um keinen Preis ein zweites Mal erkannt werden durfte,
suchte ich mir diese Verkleidung aus.«
    Sie errötete dabei unter dem Nußbraun, das
ihre Wangen deckte, verlor aber die Fassung keineswegs und sprach mit
einer inneren Würde, die seltsam genug von ihrer
äußeren Erscheinung abstach.
    »Diese Verkleidung,« fuhr sie fort,
»mag ja gewagt und unpassend erscheinen, aber mein Vater ist
in Gefahr – ihm soll gestohlen werden, was vielleicht ein
großes Vermögen ist, und seinetwegen würde
ich noch viel Schlimmeres auf mich nehmen.«
    »Das kann wenigstens leicht gut gemacht
werden,« sagte der junge Mann, der so verlegen wie sie selbst
war, indem er sich zu ihr niederbeugte, als ob er ihr etwas ganz
Vertrauliches zu sagen hätte. »Ich kann Sie in ein
Geschäft führen, wo man Sie auf meine Empfehlung mit
allem Erforderlichen versehen wird – wenn Sie allein kamen,
würden die Leute den Fall vielleicht verdächtig
finden, das heißt, verdächtig gerade nicht, aber
– wunderlich.«
    Marie erklärte sich dankbar einverstanden, und er
führte sie in einen Laden, wo alles Nötige zu haben
wäre. Auf das Geklingel der Ladenthüre trat ein
junges Mädchen aus einem dahinter liegenden Zimmer und fragte
nach ihrem Begehren.
    »Diese Dame ...« begann der Polizist, auf
den Mulattenjungen weisend, um, als er das verblüffte Gesicht
der Ladnerin sah, erklärend hinzuzusetzen, »diese
Dame ist in unsrem Interesse

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