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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Gefallen, sich auf weitere Plänkeleien einzulassen. „Dann finden Sie doch bitte so schnell wie möglich raus, in welche dieser Kategorien Edda Benders Familie fällt.“
    „ Wie Sie meinen.“
    Er überlegte, was er sagen konnte, um die abgespannte Stimmung wieder ein wenig zu lockern, aber ihm fiel nichts ein. „Haben Sie die hiesigen Kollegen gebeten, Fennrichs Aktivitäten vom Tattag zu rekonstruieren?“, fragte er stattdessen.
    Winnie Heller bejahte. „Sie wollen sich umhören.“
    „Gut.“ Seine Augen suchten wieder die Akte auf dem Schreitisch.
    Ein Mann war vor vielen Jahren verdächtigt worden, ein Kind entführt zu haben. Edda Bender. Sechsunddreißig Jahre später ermordete derselbe Mann seine Ehefrau, just an dem Tag, an dem nur wenige Kilometer entfernt ein weiteres Kind verschwand. Und in der Toilette des Mannes lag eine geringelte Kindersocke…
     
     
     
     
    3
     
    „Wirklich, dazu kann ich Ihnen gar nichts sagen ...“
    Was für eine idiotische Gesprächseröffnung!, dachte Winnie und schob einen Bügel ihrer Sonnenbrille in den V-Ausschnitt ihres T-Shirts , bevor sie sich Lilli Dahls Mutter ein wenig genauer ansah.
    Nach der Lektüre der Tagebuchnotizen hatte sie mit einer stattlichen , ja herrischen Frau gerechnet. Doch die alte Dame, die ihnen im Türrahmen gegenüber stand, war klein und im Großen und Ganzen eher zierlich.
    Meine Mutter verbrannte sich am Bügeleisen oder schnitt sich mit der Heckenschere in den Finger , flüsterte eine imaginäre Lilli Dahl in lockerem Plauderton. Oder ein harmloser Kratzer entzündete sich plötzlich, weil Rost in die Wunde geraten war …
    Unwillkürlich wanderten Winnie s Blicke an Brigitte Dahls Armen hinunter. Sie hatte lange, knotige Finger, deren Nägel trotz ihres Alters von beinahe achtzig Jahren in einem dunklen Auberginenrot lackiert waren.
    Zwei linke Hände …
    „Aber, i ch dachte, Yvonne … Ich meine, ich habe angenommen, dass meine Tochter heute Morgen …“ Brigitte Dahl starrte auf den Boden zu Winnies Füßen. „Sie sagte doch…“
    „Die Identifizierung ist bereits erledigt“, erklärte Verhoeven mit einem beruhigenden Lächeln. „Wir haben nur noch ein paar Fragen an Sie.“
    „Aber ich kann Ihnen wirklich nichts sagen“, wiederholte Lilli Dahls Mutter hilflos. „Ich … Wir hatten keinerlei Kontakt zu ihr, verstehen Sie?“
    „Sie meinen zu Lilli?“
    Ihr Nicken war zögerlich, fast widerwillig.
    „Warum nicht?“ Winnie machte einen Schritt auf sie zu. „Weil Sie dachten, Ihre Tochter sei tot?“
    Brigitte Dahl runzelte die Stirn. „Tot?“
    „Wir hörten, dass Sie der Meinung waren, Lilli sei bereits vor Jahren gestorben“, erklärte Verhoeven. Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Kurz nachdem sie Jasper Fennrich geheiratet hatte.“
    „Ach , das …“ Brigitte Dahl lächelte. Ein seltsames, fast kindliches Lächeln. „So was sagt man vielleicht hin und wieder, ohne dass man es so meint.“
    „Was sagt man?“, fragte Winnie irritiert.
    Die Frau im Türrahmen sah sie an. „Ach, Sie wissen schon: Wenn meine Tochter dieses oder jenes tut, ist sie für mich gestorben oder so was“, entgegnete sie, noch immer lächelnd. „Das meinten Sie doch, oder?“
    Ich fürchte, langsam weiß ich selbst nicht mehr, was ich meine, dachte Winnie mit einem Anflug von Ärger. Laut sagte sie: „Dann haben Sie also gewusst, dass Ihre Tochter noch am Leben ist?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Nicht direkt. … Ich meine … Wir wussten gar nichts. Wie gesagt hatten wir jeglichen Kontakt verloren.“
    Verloren , wiederholte Winnie fassungslos. Wie kann man den Kontakt zu seinem eigenen Kind verlieren?
    „Und deswegen kann ich Ihnen auch leider gar nichts über Lilli sagen“, wiederholte Brigitte Dahl mit seltsam monotoner Stimme.
    „Dürften wir vielleicht trotzdem kurz hereinkommen?“, erkundigte sich Verhoeven , noch immer mit dieser unerschütterlichen Freundlichkeit, die Winnie an ihm so hasste.
    Einen Augenblick lang schien es, als wolle die Frau im Türrahmen den Kopf schütteln. Doch dann trat sie doch beiseite und ließ die beiden Kommissare ein.
    „Helmut“, rief sie und ihr Blick verriet Unsicherheit. „Hier sind zwei Polizisten . Wegen … Wegen Lilli.“
    Im Flur hinter ihr erschien der Schatten eines Mannes. Groß. Massig.
    Und unwillkürlich musste Winnie daran denken, dass Lilli Dahl als Kind niemals Röcke hatte tragen dürfen. Sie war sehr oft verletzt gewesen, und ihre Mutter

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