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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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sicher war.
    „Rein äußerlich scheint wohl tatsächlich alles in Ordnung zu sein.“ Winnie Heller nippte an ihrem Kaffee. „Aber was heißt das schon?“
    Tja, dachte Verhoeven, was heißt das schon! Immerhin verschwanden kleine Kinder nicht einfach so, um wenig später wohlbehalten und ohne jeden Schaden wieder aufzutauchen. Oder?
    Irgendetwas ist passiert in diesen knapp achtundvierzig Stunden, in denen Corinna Schilling nicht bei ihrer Mutter war, dachte er. Irgendetwas muss passiert sein. Er griff nach dem Kaffeebecher, den seine Kollegin ihm hingeschoben hatte, und spürte, wie ihn eine leise Unruhe ankroch. Vor langer Zeit hatte Jasper Fennrich in Verdacht gestanden, ein Kind entführt zu haben. Jahrzehnte später tötete er seine Frau, und am selben Tag verschwand ein weiteres Kind. Gab es zwischen diesen beiden Fakten einen Zusammenhang?
    „Ich habe uns übrigens mal die Akte von dem Mädchen besorgt, von dessen Verschwinden in Lilli Dahls Aufzeichnungen die Rede ist“, sagte Winnie Heller, als habe sie seine Gedanken gelesen.
    „Edda Bender?“
    Sie nickte und reichte ihm einen dicken schwarzen Ordner über den Schreibtisch. „Die Kleine verschwand im Juli 1971. Hier ist auch eine Liste der Männer, die damals verdächtigt wurden. Fennrichs Name steht ganz oben.“
    Sie hat die Akte bereits gründlich studiert, dachte Verhoeven mit einer Mischung aus Ärger und Bewunderung. Zum Teufel mit ihrem Ehrgeiz! „Dann informieren Sie bitte auch die Kollegen von der Vermisstenabteilung darüber“, sagte er, indem er den Ordner zu sich heranzog. „Auch wenn die Sache eigentlich schon zu lange her ist, um mit den aktuellen Geschehnissen in Zusammenhang zu stehen.“
    Sie erhob sich, um seiner Anweisung Folge zu leisten.
    Verhoeven schlug die Akte auf. Zuoberst befand sich das Porträtfoto eines zarten blonden Mädchens, das mit einer leicht angerosteten Büroklammer an den Aktendeckel geheftet war. Der Kopf des Kindes war leicht nach vorn geneigt, der Pony, wie in den 70ern üblich, ein wenig zu lang und stumpf geschnitten. Unter dem cognacfarbenen Nickipullover lugte ein blütenweißer Kragen hervor.
    Er überflog die Berichte.
    Edda Bender war am Morgen des 29. Juli 1971 verschwunden, einem Donnerstag in den Schulferien. Ihre Großmutter hatte sie gegen halb neun zum letzten Mal in der Diele ihres Elternhauses gesehen. Zum Mittagessen war sie unauffindbar gewesen. Die groß angelegte Suche hatte keinerlei Ergebnisse gebracht, aber am zweiten Tag hatten die Suchhunde in einem Waldstück, das die Anwohner nur den „Uhlenforst“ nannten, eine Mädchensandalette gefunden, die nachweislich Edda Bender gehörte. Ob sie die besagte Sandalette allerdings tatsächlich auch am Morgen ihres Verschwindens getragen hatte, war nie mit letzter Sicherheit geklärt worden, obwohl alle anderen Schuhe des Mädchens ganz offenbar an ihrem Platz gewesen waren …
    „Ich frage mich, wieso Fennrich überhaupt gestanden hat“, sagte Winnie Heller, die in diesem Augenblick zurückkehrte. „Er hätte Lillis Leiche doch genauso gut irgendwo verbuddeln können. Es hätte vermutlich Jahre gedauert, bis ihr Verschwinden aufgefallen wäre. Wenn es überhaupt aufgefallen wäre...“
    Verhoeven nickte und dachte an die Bemerkungen des Beamten in der Hütte. An das, was er über Lilli Dahls Familie gesagt hatte. Sie haben gedacht, sie sei tot. Und wenn Sie mich fragen, waren sie auch nicht weiter traurig drum. Angeblich war sie ja schon vorher dauernd krank.
    Oh nein, dachte er grimmig , sie war nicht krank. Sie war verletzt. Vielleicht sogar misshandelt.
    Ein schutz loses, bemitleidenswertes Kind …
    Ihre Mutter wollte angeblich sogar in die Staaten mit ihr, um sie operieren zu lassen . Sie wissen schon, so ein Eingriff, bei dem sie dir einen Eispickel ins Hirn rammen …
    Verhoeven schauderte. „Was gibt’s Neues zum Tathergang?“
    „Lilli saß offenbar im Sessel, als sie ihren vergifteten Kakao trank.“ Sie reichte ihm eine Kopie des vorläufigen Laborberichts. „Fennrich muss ihn gereinigt haben, nachdem sie dort alles mit ihrem Blut vollgekotzt hatte.“
    Verhoeven ärgerte sich über den legeren Ton, den sie anschlug, aber er kannte Winnie Heller inzwischen gut genug, um zu wissen, dass sie das brauchte. Den Abstand, den diese Art von Flapsigkeit mit sich brachte. Die Distanz.
    „Wie hat er seine Frau eigentlich dazu gebracht, das Zeug zu trinken?“
    Sie hob den Kopf. „Sie meinen den Kakao?“
    „Ich kenne mich da

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