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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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zu. „Das wäre möglich.“ Dann griff er wieder nach dem Laborbericht. „Was waren das übrigens für Sachen, die die Toilette verstopft haben?“
    „Darüber steht da noch nichts.“
    Verhoeven überlegte einen Augenblick , bevor er entschlossen zum Telefon griff und Lübke anrief.
    „Kleidungsstücke“, knurrte der Leiter der Spurensicherung. „Das Labor untersucht sie gerade auf Blutspuren.“
    „Kein Papier?“, hakte Verhoeven nach. „Oder irgendwas Geschriebenes?“
    „Nichts in dieser Richtung. Bloß Kleidungsstücke.“
    Er machte sich eine entsprechende Notiz. „Was für Kleidungsstücke waren das?“, erkundigte er sich.
    „Augenblick.“ Lübke legte den Hörer ab und schien etwas zu suchen. Verhoeven hörte seinen Atem, der angesichts der Hitze einen fast asthmatischen Beiklang hatte. „ Bist du noch da?“, fragte er, als er gefunden hatte, was er suchte.
    „Ja“, antwortete Verhoeven. Und in Gedanken setzte er hinzu: Natürlich …
    „Also, da war ein T-Shirt, Größe M, in Dunkelblau. Helle Damenshorts. Ein BH der Größe 75 A und ein Kinderstrumpf.“
    „Wie bitte?“ Verhoeven richtete sich auf.
    „Ein BH in 75 A und eine Kindersocke.“
    Auf der anderen Seite des Schreibtischs hob Winn ie Heller interessiert den Kopf.
    „Was für ein e Kindersocke?“
    „Keine Ahnung.“ Lübke stieß ein heiseres, beinahe angewidertes Keuchen aus. „Eine Socke eben. Weiß mit roten Ringeln.“
    „Groß genug, dass unsere Tote sie getragen haben könnte?“, folgte Verhoeven einer spontanen Eingebung. Immerhin war Lilli Dahl recht klein gewesen. Und manche Frauen hatten geradezu winzige Füße.
    Doch Lübke fegte seine Idee mit einem abschätzigen Brummen beiseite. „Auf keinen Fall“, sagte er. „Die Socke war kleiner.“
    „Wie klein?“
    „Mit Kinderbekleidung kenn‘ ich mich nicht aus“, bekannte der oberste Spurensicherer ohne jeden Anflug von Bedauern. „Aber ich kümmere mich drum, wenn du glaubst, dass es wichtig ist.“
    „Es ist sogar sehr wichtig“, sagte Verhoeven und legte auf.
    „Was hat das alles zu bedeuten?“, fragte Winnie Heller.
    Verhoeven schüttelte den Kopf. „ Ich habe nicht den geringsten Schimmer“, sagte er. „Trotzdem sollten wir die Kollegen von der Vermisstenabteilung auch über diesen Fund informieren. Vielleicht steht die Socke ja in irgendeinem Zusammenhang mit Corinna Schillings Verschwinden.“
    „Oder mit Edda Bender“, bemerkte seine Kollegin mit einem nachdenklichen Blick auf das Foto des blonden Mädchens, das vor mehr als einem Vierteljahrhundert verschwunden war und dessen Akte noch immer aufgeschlagen auf dem Schreibtisch lag.
    „ Laut Polizeibericht hat Edda Bender zum Zeitpunkt ihres Verschwindens Sandaletten getragen“, wandte Verhoeven ein.
    „Ja, und?“
    „Und außerdem muss es schrecklich heiß gewesen sein, damals.“ Verhoeven dachte an Nina, die nichts Eiligeres zu tun hatte, als sich ihrer Strümpfe zu entledigen, sobald das Thermometer mehr als zehn Grad plus zeigte. „Aber sicherheitshalber sollten wir ihre Eltern danach fragen.“
    „Glauben Sie denn allen Ernstes, dass Edda Benders Familie noch immer in dieser Gegend lebt?“ Winnie Heller zog ungläubig die Stirn kraus. „Hier, wo sie ihren Nachbarn sehen und sich fragen, ob er nicht vielleicht doch etwas mit dem Verschwinden ihres Kindes zu tun hat?“
    „Es ist statistisch belegt, dass die Eltern verschwundener Kinder selten umziehen“, versetzte Verhoeven.
    „Sie meinen, w eil sie bis ans Ende ihres Lebens hoffen, dass ihr geliebter Sohn oder ihr kleines Mädchen eines schönen Tages wieder vor der Tür stehen könnte?“
    „Finden Sie diesen Gedanken tatsächlich so absurd?“ Sein Tonfall war zu scharf, doch noch bevor ihm etwas einfiel, mit dem sich der Eindruck abschwächen ließ, schien seine Kollegin bereits entschlossen, sich nicht als gefühlskalten Trampel hinstellen zu lassen, der nicht genug Phantasie oder Mutterinstinkt oder sonst was mitbrachte, um sich vorstellen zu können, dass man ein ganzes Leben lang auf etwas warten konnte, das nicht kam.
    „Nicht absurd“, entgegnete sie würdevoll. „Aber es gibt auch Menschen, die mit einem solchen Schicksalsschlag anders umgehen. Die irgendwann einen Schlussstrich ziehen müssen, um weiterleben zu können. Und das ist ebenfalls statistisch belegt, falls es Sie interessiert.“
    Der Blick, mit dem sie ihn bedachte, war herausfordernd und provozierend intensiv, doch Verhoeven tat ihr nicht den

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