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Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition)

Titel: Die Jahre am Weiher: Der zweite Fall für Winnie Heller und Hendrik Verhoeven (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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wo das Wasser tiefer wurde. Sie dachte an Lilli und ihre Angst, „etwas“ könne auf dem Grunde des Sees lauern. Aber es gelang ihr, den Gedanken beiseite zu schieben und sich stattdessen dem überwältigenden Gefühl von Erfrischung hinzugeben, das ihr Bad im Weiher mit sich brachte.
    Zunächst schwamm sie ein Stück parallel zum Ufer. Dann drehte sie sich auf den Rücken und ließ sich treiben. Sie spürte die Sonnenstrahlen auf ihrer nackten Haut und schaukelte wunderbar schwerelos auf den Wellen dahin, den Blick zuerst in den hohen, inzwischen fast orangeblauen Himmel gerichtet. Und anschließend sogar mit geschlossenen Augen, ganz auf sich selbst konzentriert. Ein glücksseliger Moment tiefer innerer Ruhe.
    Das Motorengeräusch hörte sie erst, als es bereits hinter der Hütte war.
    Ein Auto, kein Zweifel. Ein Auto, das in diesem Augenblick zum Stehen kam. Und gleich darauf wurde auch der Motor abgeschaltet.
    Winnie riss erschreckt die Augen auf. Wer kam da? Und was … Der Brief!, schoss es ihr durch den Sinn. Du hast Beweismittel eines Mordfalls in eine Blechdose gepackt und diese Blechdose auf einem öffentlich zugänglichen Steg stehen lassen, wo jeder verdammte Idiot sie entfernen oder manipulieren kann. Du hast gegen eine der Grundregeln deines Berufes verstoßen. Wie eine blutige Amateurin.
    Sie warf sich herum und kraulte zurück, so schnell sie konnte. Aber der Steg war fern, viel ferner, als sie erwartet hatte. War sie denn tatsächlich so weit geschwommen? Oder abgetrieben? Träumend und schaukelnd von einer unsichtbaren Strömung erfasst?
    Die Muskeln in ihren Oberarmen stachen. Das kommt davon, dachte sie wütend, dass du seit Jahren keinen Sport treibst und jetzt aus heiterem Himmel versuchst, athletisch zu sein. Aber wenn du das hier vergeigst, kannst du deine Verbeamtung auf Lebenszeit vergessen. Dann kannst du alles vergessen.
    Sie spuckte, als grünes Seewasser in ihren Mund spritzte. Gleichzeitig sah sie nun auch endlich den Steg vor sich. Die morschen Pflöcke.
    Das Wasser um sie herum wurde wärmer. Erste Pflanzen strichen an ihrem nackten Körper entlang wie Federn, während ihre Füße nach einem Halt suchten. Und tatsächlich, da war der Grund! Endlich!
    Im selben Augenblick nahm sie eine Bewegung wahr.
    Das war vor ihr. Auf dem Steg.
    Augenblick, flüsterte Lilli Dahl in ihrem Kopf. Es ist doch viel zu früh für Jasper!
    Winnie fühlte, wie Angst in ihr aufstieg. Sie war allein. Mutterseelenallein in einer Gegend, in die sich nicht mal der Briefträger verirrte. Aber jetzt war jemand gekommen. Jemand, der ein Auto fuhr. Der vielleicht zuerst einen Blick in die Hütte geworfen hatte, und der jetzt dort auf dem Steg stand. Vor ihr.
    Über ihr … 
    Das geht heute schon den ganzen Tag so , plapperte Lilli Dahl in ihrem Kopf. Andauernd höre und sehe ich Dinge, die gar nicht da sind. Rehe. Schatten. Schritte.
    Winnie reckte den Kopf und sah Schuhe. Feste Schuhe. Erstaunlich feste Schuhe, wenn man die der Hitze bedachte. Dazu eine Hose. Die typische Farbe. Das konnte nur ein …
    „Störe ich?“
    … Bulle sein. Verdammt!
    In ihrem Inneren fochten Erleichterung und Scham einen heftigen Kampf aus. Sie kannte den Mann vom Sehen. Polizeihauptmeister Wismut. Einer von den Hiesigen. Ein kantiger Kerl mit annähernd quadratischem Kiefer und Fliegersonnenbrille, etwa Mitte vierzig.
    „Ich war …“ Sie rammte ihre nackten Fußsohlen in den glitschigen Grund und richtete sich auf, um sich gleich darauf bestürzt daran zu erinnern, dass sie kein Oberteil trug. Und selbst das war im wahrsten Sinne des Wortes nur die halbe Wahrheit. Genau genommen trug sie überhaupt nichts. Erschreckt ging sie unter Wasser in die Knie, was ihr nicht gerade leicht fiel. Wie nannte man dieses Phänomen noch gleich? Auftrieb?
    Wismuts Grinsen hätte breiter nicht sein können. „Is’n heißer Tag, was?“
    „Allerdings“, entgegnete sie mit so viel Würde, wie sie in dieser absolut entwürdigenden Situation zustande brachte, während Polizeihauptmeister Wismut hoch über ihr in einer machohaften Geste die Sonnenbrille abnahm. „Haben Sie was Neues für mich?“
    „Wir waren nicht sicher, ob Sie oder Ihr Chef heute noch auftauchen“, entgegnete er, noch immer grinsend. „Aber einer von den Kollegen meinte, dass Sie noch mal zur Hütte raus wollten. Und da dachte ich …“ Seine Augen saugten sich irgendwo unterhalb ihrer Schultern fest. Mittig, wie sie bestürzt feststellte. „Na ja, ich dachte, ich komme

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