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Die Jahre mit Laura Diaz

Die Jahre mit Laura Diaz

Titel: Die Jahre mit Laura Diaz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Fuentes
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Katalanin ehrte, darin habe ich mich verliebt, weil ich mich so von meiner Liebe zur Erkenntnis des Geliebten emporschwingen wollte, die Liebe als Sprungbrett des Wissens, sein Labyrinth, mein Gott, seit acht Jahren versuche ich, ein Mysterium zu ergründen, das gar nicht mysteriös ist, mein Mann ist das, was er scheint, er ist nicht mehr als seine Erscheinung, es gibt nichts zu entdecken; er ist ein aufrichtiger Mann, sage ich zum Publikum des Führers Lopez Greene, was er sagt, ist wahr, hinter seinen Worten ist nichts versteckt, seine
    Worte sind seine ganze Wahrheit, ganz und restlos, glaubt an ihn, es gibt keinen glaubwürdigeren Mann, was ihr seht, ist das, was er ist, er ist, was er sagt, und nichts weiter.
    Aus Gewohnheit verlangte er von ihr, womit er sich früher bereits zufriedengegeben hatte. Laura fühlte sich allmählich nicht mehr damit zufrieden.
    »Als ich dich kennenlernte, dachte ich, ich würde dich nicht verdienen. Was hältst du davon? Warum antwortest du nicht?«
    »Ich dachte, ich könnte dich ändern.«
    »Dann hältst du das, was du in Xalapa gekauft hast, also für wertlos.«
    »Du verstehst mich nicht. Wir alle entwickeln uns, wir alle können uns bessern oder verschlechtern.«
    »Du sagst also, daß du mich ändern wolltest?«
    »Zum Guten.«
    »Hör zu, gib mir eine klare Antwort. Bin ich keine gute Gattin und gute Mutter? Als ich mit dir zusammenarbeiten wollte, hast du es da nicht verhindert mit deinem kleinen Spaziergang durch die Hölle? Was wolltest du sonst noch?«
    »Jemanden, dem ich vertrauen konnte«, sagte Juan Francisco und stand als erster aus dem Bett auf, dann aber hielt er inné, betrachtete Laura mit glänzenden Augen, und schließlich warf er sich seiner Frau mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Arme.
    »Meine Liebste, meine Liebste…«
    Plutarco Elias Galles war in jenem Jahr Präsident, ein weiterer Sonorenser, der zum Triumvirat von Agua Prieta gehörte. Die Revolution begann mit dem Ruf: »Wirklich freie Wahlen, keine Wiederwahl«, denn Porfirio Dïaz hatte sich drei Jahrzehnte lang mit wiederholten Wahlfälschungen an der Macht gehalten. Obregõn, der vor Galles Präsident gewesen war, wollte sich zwar vor diesem Schandmal schützen, aber trotzdem auf den Stuhl mit dem Adler- und Schlangenwappen zurückkehren. Viele sagten, das bedeute, einen Grundsatz der Revolution zu verraten. Doch das Recht des Stärkeren setzte sich durch. Die Verfassung wurde geändert, um die Wiederwahl zu gestatten. Alle waren sicher, daß sich die Sonorenser am Ruder ablösen würden, bis sie an Altersschwäche starben, ebenso wie Don Porfirio, es sei denn, es kam ein neuer Madero, eine neue Revolution.
    »Morones will, daß wir Gewerkschafter die Wiederwahl von General Obregõn unterstützen. Das möchte ich mit euch diskutieren«, sagte Juan Francisco zu den Gewerkschaftsführern, die sich wieder einmal wie all die Monate in all den Jahren in seinem Haus versammelt hatten, während Laura im kleinen Wohnzimmer nebenan ihre Lektüre unterbrach.
    »Morones ist ein Opportunist«, hörte Laura einen der Männer sagen. »Er denkt nicht wie wir. Er hat nichts für die Anarchosyndikalisten übrig. Er verehrt den Korporativismus, der bloß Wasser auf die Mühlen der Regierung leitet. Wenn wir ihn unterstützen, ist es aus mit unserer Unabhängigkeit. Er macht uns zu Schafen oder führt uns ins Schlachthaus, was aufs gleiche herauskommt.«
    »Palomo hat recht, Was wollen wir sein, Juan Francisco, unabhängige, kämpferische Gewerkschaften oder Zweigorganisationen der offiziellen Arbeiterbewegung? Sagt es mir«, verlangte ein anderer.
    »Carajo, Juan Francisco, und die Señora im Wohnzimmer bitte ich um Entschuldigung, die anarchistische Gruppe Luz, die Rote Tribüne, das Haus des Weltarbeiters, die Roten Bataillone der Revolution, das ist unser Erbe. Sollen wir als Lakaien einer Regierung enden, die uns ausnutzt, um sich als ungeheuer revolutionär zu geben? Revolutionär? Der letzte Dreck, sage ich.«
    »Was interessiert uns am meisten?« Laura hörte die Stimme ihres Mannes. »Das zu erreichen, was wir wollen, ein besseres Leben für die Werktätigen, oder wollen wir uns im Kampf gegen die Regierung aufreiben, unser Pulver verschießen und zulassen, daß andere die Versprechen verwirklichen, die die Revolution den Werktätigen gegeben hat? Wollen wir diese Chance verpassen?«
    »Dann stehen wir selbst ohne Unterhose da.«
    »Glaubt hier jemand an die Seele?«
    »Eine Revolution rechtfertigt

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