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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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überhaupt Niemand zu zweifeln wagen durfte – sah er Manoel scharf an und sagte:
    »Denken wir uns jetzt eine uns ganz zufällig in den Sinn kommende Zahl, um die natürliche Folge dieser Buchstaben kryptologisch umzugestalten.
    Nehmen wir z. B. an, diese Zahl bestehe aus drei Ziffern und diese seien 4, 2, 3, ich setze genannte Zahl vierhundertdreiundzwanzig unter jene Linie und wiederhole sie so oft, als es bis zum Ende des Satzes nöthig ist, so daß unter jeden Buchstaben eine Ziffer zu stehen kommt. Das ergäbe Folgendes:
    DerRichterJarriquezisteinsehrscharfsinnigerKopf
    423423423423423423423423423 42342342342342342342
    »Setzen wir nun an Stelle jedes Buchstaben den anderen, der sich, im Alphabet weiter gerechnet, durch die untergeschriebene Ziffer ergiebt, so erhalten wir Folgendes:
     
    D und 4 weiter = H
    e und 2 weiter = g
    r und 3 weiter = u
    R und 4 weiter = w
    i und 2 weiter = k 1
    c und 3 weiter = f
    h und 4 weiter = l
    t und 2 weiter = v
    e und 3 weiter = h
    r und 4 weiter = v
     
    und so weiter.
    »Wenn ich in Folge des Werthes einer Ziffer und der angenommenen Zahl bis zum Ende des Alphabets komme, ohne den vorgeschriebenen zweiten, dritten oder vierten Buchstaben zu erreichen, so gehe ich auf den Anfang desselben zurück. Das kommt z. B. bei dem letzten Buchstaben meines eigenen Namens vor, mit dem
z
, unter dem eine vier steht. Da das Alphabet keine weiteren Buchstaben hat, zähle ich von dem
z
wieder von
a
an, und in diesem Falle tritt an die Stelle des
z
ein
d
.
    »Bin ich nun mit der Veränderung der Buchstaben nach meinem kryptographischen Schema, hier nach der, vergessen Sie nicht, ganz willkürlich gewählten Zahl 423, zu Ende, so habe ich für den Ihnen bekannten Satz folgendes Bild erhalten:
    Hguvkflvhvldvtluwhdkvyglruhltvgjdvhvmpqmihvm rth.
    »Nun, junger Mann, betrachten Sie diese Zeilen; sind sie denen des Documents nicht ungemein ähnlich? Was geht also daraus hervor? Das Eine, daß jeder Buchstabe nach der zufällig unter demselben stehenden Ziffer verändert ist, daß also der kryptographische Buchstabe nicht immer denselben wirklichen Buchstaben vertritt, sondern eine wechselnde Bedeutung hat. So steht in unserem Satze an Stelle des ersten
e
ein
g
, das zweite aber ist durch ein
h
wiedergegeben; die beiden
r
in meinem Namen erscheinen als
v
und
t
. Das
t
in dem Worte »Richter« ist durch
v
, in dem Worte »ist« durch ein
y
dargestellt, das
i
erscheint als
k, l
und
m
u. s. w. u. s. w. Sie sehen also, daß es Ihnen ohne Kenntniß jener Zahl 423 absolut unmöglich wäre, diese Zeilen zu lesen, und daß folglich auch das Document, da uns dessen zu Grunde gelegte Zahl unbekannt ist, unentziffert bleiben wird.«
     

    Versuche zur Entzifferung des wichtigen Documentes. (S. 284.)
     
    Diese Darlegungen des Beamten machten Manoel zuerst verstummen; dennoch wollte er sich nicht ergeben.
    »Nein, Herr Richter, rief er, ich gebe noch nicht alle Hoffnung auf, diese Zahl heraus zu finden.
    – Es wäre das noch eher möglich, wenn die Linien des Documents wenigstens in Wörter abgetheilt wären.
    – Warum dann?
    – Ich will’s Ihnen erklären, junger Mann. Auf jeden Fall ist doch anzunehmen, daß dieser letzte Absatz des Schriftstückes gewissermaßen eine Zusammenfassung des Inhalts der ihm vorausgehenden Zeilen enthalten dürfte und daß auch der Name Joam Dacosta darin vorkommen werde. Wären nun die Zeilen in Wörter abgetheilt, so könnte man wohl hoffen, durch Prüfung der einzelnen Wörter – ich habe vorzüglich dabei diejenigen mit sieben Buchstaben im Auge, da der Name Dacosta diese Zahl enthält – auf die Zahl zu kommen, welche den Schlüssel zu dem Ganzen bildet.
    – O, belehren Sie mich auch, wie zu diesem Ende zu verfahren ist, Herr Richter, bat Manoel, dem hier ein letzter Hoffnungsschimmer zu leuchten schien.
    – O, das ist an und für sich sehr einfach, erwiderte der Richter Jarriquez. Nehmen wir z. B. gleich meinen Namen und denken uns, es hätten unter Jarr. u. s. w. die Ziffern 4, 2, 3, 4, 2, 3 u. s. w. gestanden. Das ergäbe folgende sonderbare Buchstabenreihe:
n c u v k t z g e
; in einem wirklichen Satze könnte dieser Name natürlich in Folge der Stellung, welche er gegenüber den immer wiederholten Ziffern einnimmt, sehr verschieden ausfallen. Stellen wir jedoch diese Buchstaben beispielsweise in eine senkrechte Reihe und schreiben daneben einzeln die Zeichen meines Namens, so würden wir, wenn wir von den letzteren in alphabetischer Ordnung zurückrechnen,

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