Die Jangada
Mission de la Laguna in denselben ergießt. Von links her kommen weiter der Chambyra und der Tigré von Nordosten, von rechts der Huallaga, der zweitausendachthundert Meilen vom Atlantischen Ocean in denselben mündet und auf dem Fahrzeuge noch zweihundert Meilen weiter bis in’s Herz von Peru gelangen können. Zur Rechten endlich, nahe den Missionen von San Joachim d’Omaguas, vereinigt sich mit ihm, nachdem er seine majestätischen Wassermassen durch die Pampas von Sacramento dahingewälzt hat, der herrliche Ucayali, an der Stelle, wo das obere Becken des Amazonenstromes endigt, eine gewaltige Wasserader, genährt von den zahllosen Zuflüssen aus dem Chucuito-See im Nordosten von Arica.
Das sind die Hauptflüsse oberhalb des Dorfes Iquitos. Stromabwärts werden diese Nebenarme so mächtig, daß die Betten der europäischen Flüsse viel zu eng wären, um dieselben aufzunehmen. Diese Nebenarme wollte Joam Garral und seine Angehörigen aber bei Gelegenheit ihrer Thalfahrt auf dem Amazonenstrome wenigstens an deren Mündung selbst kennen lernen.
Zu den Reizen jenes Stromes ohne Gleichen, der das schönste Land der Erde bewässert, wobei er sich immer wenige Grade unterhalb des Aequators hält, tritt noch eine Eigenschaft hinzu, deren sich weder der Nil, noch der Mississippi, oder der Livingstone, der frühere Congo-Zaïre-Lualaba, rühmen kann. Man weiß jetzt, trotz der gegentheiligen Behauptung früherer, offenbar schlecht unterrichteter Reisender, daß der Amazonenstrom einen sehr gesunden Theil Südamerikas durchläuft. Der Ostpassat streicht frei durch sein ganzes Becken hin. Letzteres besteht eben nicht aus einem, zwischen hohen Bergen eingezwängten Thale, sondern aus einer weiten Ebene von dreihundertfünfzig Meilen Durchmesser von Norden nach Süden, auf der sich kaum einzelne Hügel erheben und welche den Luftströmungen also keinerlei Hindernisse bietet.
Professor Agassiz erhebt mit vollem Rechte Einspruch gegen die angebliche Insalubrität des Klimas eines Landes, welches voraussichtlich bestimmt ist, der Mittelpunkt einer höchst umfänglichen Handelsbewegung zu werden. Seiner Angabe nach »macht sich hier stets ein leichter, angenehmer Lufthauch bemerkbar, der die Verdunstung wesentlich befördert, wodurch die Temperatur sich ermäßigt und der Erdboden eine zu hohe Wärme nicht annehmen kann. Die Beständigkeit dieses erfrischenden Luftzuges, macht das Klima des Amazonenstromes angenehm und selbst geradezu erquickend.«
Auch Abbé Durand, ein früherer Missionär in Brasilien, bestätigt, daß die Temperatur, wenn sie auch niemals unter 25° Celsius herabgeht, doch auch auf der anderen Seite 34° nicht übersteigt, was für das ganze Jahr eine Mitteltemperatur von 28 bis 29°, mit Schwankungen von 8 bis 9° ergäbe. Mit Zugrundelegung derartiger Zeugnisse darf man also behaupten, daß das Becken des Amazonenstromes sich von den glühend heißen Gebieten Asiens und Afrikas unter gleichen Breiten sehr zu seinem Vortheile unterscheidet.
Die weite Ebene, welche dasselbe bildet, steht überall dem Winde offen, der vom Atlantischen Ocean herüberweht.
Fahrzeuge auf dem Amazonenstrome. (S. 53.)
Auch die Provinzen, denen der Strom seinen Namen verlieh, haben unstreitig das Recht, sich als die gesündesten eines Landes zu bezeichnen, welches schon an und für sich eines der schönsten der Erde ist. Man darf auch keineswegs glauben, daß das hydrographische System des Amazonenstromes nicht bekannt wäre. Im sechzehnten Jahrhundert schon fuhr Orellana, Lieutenant bei dem Einen der Gebrüder Pizarro, den Rio Negro hinab, ging im Jahre 1540 auf den großen Strom über,
Die Arbeiterschaar kletterte auf die Bäume. (S. 56.)
drang ohne Führer durch dessen unbekannte Gebiete vor und erreichte die Mündungen desselben nach achtzehnmonatlicher Schifffahrt, welche er in einer köstlichen Schilderung verewigt hat.
In den Jahren 1636 und 1637 segelte der Portugiese Pedro Tejeira mit einer aus siebenundvierzig Piroguen bestehenden Flottille den Amazonenstrom hinauf bis zum Napo.
Im Jahre 1743 trennte sich La Condamine, nach vollendeter Messung eines Meridianbogens am Aequator, von seinen Gefährten Bouguer und Godin des Odonais, schiffte sich auf dem Chinchipe ein, segelte diesen bis zum Zusammenfluß mit dem Marañon hinab, erreichte die Mündung des Napo am 31. Juli, gerade zur Zeit, um den Austritt des ersten Satelliten des Jupiter aus dem Schatten des Planeten zu beobachten – was diesem
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