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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Humboldt des 18. Jahrhunderts Gelegenheit bot, die geographische Länge und Breite dieses Punktes genau zu eruiren – besuchte dann die Ortschaften auf beiden Ufern und traf am 6. September bei dem Fort Para ein. Diese ungeheure Reise lieferte höchst wichtige Ergebnisse. Es wurde durch dieselbe nicht allein der Lauf des Amazonenstromes wissenschaftlich festgestellt, sondern auch die Vermuthung, daß er mit dem Orinoco in Verbindung stehe, fast zur Gewißheit erhoben.
    Fünfzig Jahre später vervollständigten Humboldt und Bonpland die schönen Arbeiten La Condamine’s, indem sie eine Karte des Marañon bis zum Rio Napo aufnahmen.
    Seit dieser Zeit ist sowohl der Amazonenstrom selbst, wie seine bedeutendsten Nebenflüsse fortwährend besucht und erforscht worden.
    Im Jahre 1819 bis 1820 waren es die Deutschen Spix und Martius, 1827 Lister-Maw, 1831 bis 1832 der Leipziger Professor Pöppig, 1840 der Brasilianer Valdez, 1842 der Prinz Adalbert von Preußen, 1844 der französische Lieutenant und Commandant der »Boulonnaise«…, 1846 Graf Castelneau, von 1848 bis 1860 der Franzose Paul Marcroy, 1850 der Engländer Herndon, 1858 der Lübecker Arzt Dr. Avé Lallement, 1859 der gar zu phantasiereiche Maler Biard, 1865 und 1866 der Professor Agassiz, 1867 der brasilianische Ingenieur Franz Keller-Linzenger und endlich 1879 der Dr. Crevaux, also eine große Anzahl gelehrter Männer, welche den Lauf des Flusses erforscht, die verschiedenen Nebenarme desselben untersucht und die Schiffbarkeit vieler der Letzteren nachgewiesen haben.
    Von größter Wichtigkeit aber ist folgendes Ereigniß, für dessen Herbeiführung der brasilianischen Regierung die Ehre gebührt.
    Am 31. Juli 1857 wurde, nach verschiedenen Streitigkeiten zwischen Frankreich und Brasilien wegen der Grenze Guyanas, der Strom für frei erklärt und den Flaggen aller Nationen eröffnet; um dieser Erklärung aber die weittragendste Folge zu geben, ließ sich Brasilien mit den betheiligten Uferstaaten in Unterhandlungen ein, um alle Wasserwege im Becken des Amazonenstromes dem freien Verkehr zu erschließen.
    Jetzt sind auf dem Strome mehrere Linien sehr gut eingerichteter Dampfschiffe in Betrieb, welche einestheils mit Liverpool in directer Verbindung stehen, anderentheils von der Mündung bis Manao hinauffahren; weitere Dampfer gehen bis Iquitos; noch andere dringen endlich auf dem Tapajoz, dem Madeira, Rio Negro und dem Purus bis in’s Herz von Peru und Bolivia ein.
    Man kann sich wohl leicht vorstellen, welchen Aufschwung der Handel einst noch nehmen wird in diesem unendlichen reichen Becken das in der Welt keinen Nebenbuhler hat.
    Dieses Zukunftsbild hat freilich eine Kehrseite. Alle jene Fortschritte vollziehen sich nicht, ohne gleichzeitig die eingebornen Racen zu vernichten.
    Am oberen Amazonenstrome sind schon so manche Indianerstämme verschwunden, unter anderen die Curicicurus und die Sorimaos. Findet man am Putumayo auch noch einzelne Yuris, so haben doch die Yahuas diesen verlassen und sind landeinwärts nach entfernteren Nebenflüssen geflüchtet, und die Maoos sind von hier verzogen, um jetzt in kleinen Gesellschaften in den Wäldern des Japura umherzuirren.
    Das Ufer der Tunantiner ist nahezu entvölkert, und nur wenigen indianischen Nomadenfamilien begegnet man noch hier und da an der Mündung des Jurua. Der Coaria ist verödet. Einzelne Muras-Indianer sitzen noch an den Ufern des Purus. Von den alten Manaos giebt es nur noch ganz wenige nomadisirende Familien. Längs des Rio Negro siedeln nur Mestizen von Portugiesen und Eingebornen, da wo man früher nicht weniger als vierundzwanzig verschiedene Völkerschaften zählte.
    Es scheint das einmal Naturgesetz. Die Indianer verschwinden von der Bildfläche. Vor der angelsächsischen Race sanken die Australier und Tasmanier in’s vorzeitige Grab. Die Ansiedler des fernen Westens vernichten wider Willen die Indianer Nordamerikas. Ebenso gehen in Zukunft vielleicht einmal die Araber in der französischen Kolonisation noch vollständig unter.
    Doch kehren wir zur Zeit von 1852 zurück. Damals existirten die heute so zahlreichen Verkehrsmittel nicht, und Joam Garral’s Reise sollte unter den Umständen, unter denen sie vor sich ging, nicht weniger als vier Monate in Anspruch nehmen.
    Das hatte auch Benito im Sinne, als er, mit seinem Freunde die dahinziehenden Wellen des Stromes betrachtend, sagte:
    »Da wir uns kurz nach dem Eintreffen in Belem trennen werden, lieber Manoel, wird die Fahrt immerhin

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