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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Und wälzt der Strom, fuhr Benito fort, nicht oft genug grünende Eilande mit hinab, die er von Inseln oder an den Ufern abgerissen hat? Schwimmen diese nicht dahin mit ihren Bäumen, Gebüsch und Gesträuch, mit Felsen und Wiesen achthundert Meilen weit, um sich endlich im Atlantischen Ocean zu verlieren? Weshalb sollten wir unsere Jangada nicht in einen schwimmenden Garten verwandeln können?
    – Wünschen Sie sich hier einen Wald, Fräulein Lina? fragte Fragoso, dem nichts unmöglich schien.
    – Ja, herrlich, einen Wald! erwiderte die junge Mulattin, einen Wald mit seinen Vögeln, seinen Affen…
    – Seinen Schlangen und Jaguars!… versetzte Benito.

    – Mit seinen Indianern und Nomadenstämmen… fügte Manoel ein.
    – Womöglich auch mit Menschenfressern!
    – Aber, Fragoso, wo wollen Sie denn hin? rief Minha, als sie den flinken Barbier schon das Ufer hinauf eilen sah.
    – Ich will den passenden Wald suchen, antwortete Fragoso.
    – Das ist unnöthig, guter Freund, erwiderte Minha lachend. Manoel hat mir hier einen Blumenstrauß bescheert, das genügt schon. – Wahrhaftig, fuhr sie, auf das unter Blüthen versteckte Gebäude zeigend, fort, wahrhaftig, er hat unsere ganze Wohnung unter einem Blumenbouquet verborgen!«
Neuntes Capitel.
Der Abend des 5. Juni.
    Während der Erbauung des Herrenhauses hatte sich Joam Garral auch mit der Herstellung der »Communs« beschäftigt, welche die Küche und sonstigen Räume enthalten und in denen Vorräthe aller Art aufgeschichtet werden sollten.
    In erster Linie ist hier eine gewaltige Menge jener sechs bis zehn Fuß langen Wurzeln zu nennen, die der Maniocstrauch treibt und aus denen die Bewohner der Tropenländer ihre hauptsächlichste Nahrung gewinnen. Diese, einem langen, schwarzen Rettig ähnelnde Wurzel wächst in Büscheln, fast wie die Kartoffel. Während sie in Afrika keine giftigen Eigenschaften zeigt, enthält sie in Südamerika dagegen einen, der Gesundheit höchst schädlichen Saft, der erst durch Auspressen entfernt werden muß. Nachher verwandelt man die Wurzeln in ein Mehl, das sehr verschieden, selbst als Stärke, von den Eingebornen verwendet wird.
    Auf der Jangada befand sich eine wirkliche »Silo« 1 , gefüllt mit diesem nützlichen Naturproducte, das in der Hauptsache zur Nahrung bestimmt war.
    Außer einer Heerde Schafe zu erwähnen, welche in einem auf dem Vordertheile erbauten Stalle untergebracht waren, bestanden die Vorräthe an Fleisch aus einer großen Menge jener landesüblichen »Presuntoschinken« von vortrefflicher
    Qualität; man rechnete aber auch auf den Ertrag der Gewehre der jungen Leute und einiger Indianer, denen es auf den Inseln und in den Uferwaldungen des Amazonenstromes an Wild nicht fehlen konnte, und die ihrerseits das Wild nicht fehlen würden.
    Ueberdies trug der Strom selbst nicht unerheblich zur Deckung des Lebensmittelbedarfs bei; Krabben, die schon eher den Namen Krebse verdienten, »Tambagus«, der schmackhafteste Fisch des ganzen Beckens, der den Lachs, mit dem man ihn wohl verglichen hat, doch noch übertrifft; rothschuppige »Pirarucus«, so groß wie Störe, welche eingesalzen über ganz Brasilien versendet werden; »Candirus«, welche gefährlich zu fangen, aber gut zu essen sind; »Piranhas« oder Teufelsfische mit rothen Streifen und etwa dreißig Zoll lang; große und kleine Schildkröten, von denen es hier wimmelt und welche ebenfalls eine Hauptnahrung der Eingebornen bilden – Alles das sollte je nach Gelegenheit auf dem Tische der Herrschaft und des übrigen Personals erscheinen.
    So gedachte man regelmäßig jeden Tag zu jagen und zu fischen.
    Von verschiedenen Getränken waren natürlich die besten, welche das Land nur lieferte, nicht vergessen, z. B. »Caysuma« oder »Machachera« vom oberen und unteren Amazonenstrome, ein angenehmes, säuerliches Getränk, das man durch Destillation der süßen Maniocwurzel gewinnt; brasilianischer »Beiju«, der nationale Branntwein; »Chica« aus Peru; »Mazato« aus Ucayali, von gesottenen, gepreßten und gegohrenen Früchten der Banane herstammend; ferner »Guarana«, eine Art Teig aus den Kernen der
Paullinia sorbilis
, der Farbe nach einer Chocoladentafel gleichend, der gepulvert wird und mit Wasser angerührt einen erquickenden Labetrunk liefert.
    Doch damit nicht genug. In jenen Gegenden erzeugt man auch eine Art blauvioletten Wein aus dem Safte der Assaispalmen, den die Brasilianer seines aromatischen Geschmackes wegen sehr lieben. Von demselben befanden

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