Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
Jangada still zu stehen und das Uferland zu beiden Seiten sich rückwärts zu bewegen.
    Benito konnte jetzt natürlich nicht auf die Jagd gehen, da nirgends Halt gemacht wurde; das fehlende Wild wurde dafür aber durch den reichen Ertrag des Fischfangs ersetzt.
    Man erlangte dadurch nämlich viele verschiedene und ausgezeichnete Fische, wie »Pacos«, »Surubis«, »Gamitanas« mit vortrefflichem Fleische, und mehrere Exemplare jener großen »Duridaris« genannten Rochen, die am Bauche roth, am Rücken schwarz gefärbt sind und ziemlich giftige Stacheln besitzen. Zu Tausenden fing man auch »Candirus«, eine Art kleiner Welse, von denen eine Abart mikroskopisch klein ist und den Badenden, der unvorsichtiger Weise unter dieselben geräth, scheinbar mit einer weichen Kruste von Schlamm überzieht.
    Die Fluthen des Amazonenstromes waren aber auch von anderen Wasserthieren bevölkert, welche die Jangada manchmal stundenlang begleiteten.
    Da gab es riesige, zehn bis zwölf Faß lange, »Pirarucus« mit breiten, scharlachroth geränderten Schuppen, deren Fleisch freilich nur von den Eingebornen gegessen wird. Diesen stellte man natürlich nicht nach, so wenig wie den großen zahllosen Delphinen, welche sich zu Hunderten lustig umhertummelten, mit dem Schwanze an die Planken des Floßes schlugen, vor und hinter demselben ihr Spiel trieben und die Wellen des Flusses mit farbigen Reflexen und Wasserstrahlen schmückten, die sich durch Lichtbrechung in ebensoviele Regenbogen verwandelten.
    Am 16. Juni traf die Jangada, nachdem sie bei Annäherung an die Ufer mehrere Untiefen glücklich passirt hatte, an der großen Insel San Pablo ein und hielt am nächstfolgenden Abend bei dem am linken Ufer des Amazonenstromes gelegenen Dorfe Moromoros an. Nach weiteren vierundzwanzig Stunden, während der sie an den Mündungen des Atacoari, des Cocha und endlich des »Furo« oder des Kanals vorüberkamen, der mit dem See von Cabello Cocha in Verbindung steht, hielt sie am rechten Ufer in der Höhe der Mission von Cocha an. Hier ist das Land der Marahuas-Indianer, die rings um den Mund eine Art Fächer von sechs Zoll langen Palmendornen tragen, was ihnen eine gewisse Aehnlichkeit mit einer Katze verleiht, eine Sitte, welche, nach Paul Marcroy’s Angabe, daher rührt, daß sie sich bemühen, an Aussehen dem Tiger zu gleichen, den sie seiner Kühnheit, Kraft und Schlauheit wegen über Alles hochhalten. Es ließen sich auch einige Marahuasweiber sehen, welche rauchten, das brennende Ende der Cigarre aber zwischen den Zähnen hielten. Wie der König der Amazonenwälder gingen Alle nahezu nackt.
    Die Mission von Cocha wurde jener Zeit von einem Franziskanermönch geleitet, der dem Padre Passanha einen Besuch abzustatten wünschte.
    Joam Garral nahm den Geistlichen sehr zuvorkommend auf und lud ihn sogar ein, an der Familientafel Platz zu nehmen.
    Gerade an diesem Tage machte das Mittagessen der indianischen Köchin alle Ehre.
    Die herkömmliche Bouillon mit würzigen Kräutern, Pastete, welche meist als Ersatz des brasilianischen Brotes genossen und aus Maniocmehl mit Fleischbrühe und Tomatensauce hergestellt wurde, Reis mit Geflügel in pikanter Sauce aus Essig und »Malagueta«, ein Gericht aus gewürztem Gemüse, mit Zimmet überstreuter Kuchen, das war schon ein außerordentlicher Speisezettel für den armen Mönch, der sich meist auf die mageren Fastenspeisen des Kirchspiels beschränkt sah. Man suchte ihn also zurückzuhalten. Yaquita und ihre Tochter thaten dazu Alles, was in ihren Kräften stand, der Franziskaner mußte aber noch denselben Abend einen in Cocha krank darniederliegenden Indianer besuchen. Er dankte also für das gastfreundliche Anerbieten und ging wieder weg, nachdem ihm einige Geschenke aufgenöthigt worden waren, die von den Neubekehrten seiner Mission gewiß willkommen geheißen wurden.
    Die beiden nächsten Tage hatte der Pilot Araujo viel zu thun. Das Bett des Stromes erweiterte sich zwar mehr und mehr, es lagen aber auch zahlreiche Inseln darin und die Schnelligkeit der durch jene Hindernisse verengerten Strömung nahm merkbar zu. Es bedurfte aller Vorsicht, um zwischen den Inseln Caballo-Cocha, Tarapote und Cacao hindurchzukommen, auch mußte wiederholt Halt gemacht und die Jangada mehrmals von Sandbänken, auf welche sie zu laufen drohte, abgedrängt werden. Dann waren alle Hände bei der Arbeit und unter solchen schwierigen Umständen kam am Abend des 20. Juni Nuestra Senora de Loreto in Sicht.
    Loreto ist die

Weitere Kostenlose Bücher