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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Mädchen. Auch seine Blicke suchten zuweilen Torres; er stand den gegebenen Verhältnissen, welche sich, wenn nicht in Manao, doch in Belem ändern mußten, im Allgemeinen doch unbefangener gegenüber als Benito.
    Das Abendessen verlief in heiterster Stimmung Lina belebte es durch ihren guten Humor, Fragoso durch seine manchmal zwerchfellerschütternden Schnurren. Der Padre Passanha betrachtete mit Vergnügen die Theilnehmer der Tafelrunde, welche er alle herzlich liebte, und besonders die zwei glücklichen jungen Paare, deren Bund für das Leben seine Hände bald einsegnen sollten.
    »Essen Sie tüchtig, Padre, nöthigte ihn Benito, der sich allmählich auch selbst mehr an der allgemeinen Unterhaltung betheiligte, thun Sie dem Verlobungsschmause die gebührende Ehre! Sie werden Kräfte brauchen, so viele Ehen auf einmal zu schließen.
    – Oho, mein liebes Kind, erwiderte Padre Passanha, finde auch Du nur ein schönes sittsames Mädchen, die Herz und Hand Dir schenkt, und Du sollst sehen, daß ich auch Euch Beide noch zu trauen im Stande bin.
    – Bravo, bravo, Padre! rief Manoel. Trinken wir einmal auf die demnächstige Hochzeit Benitos.
    – In Belem suchen wir ihm eine junge schöne Braut, meinte Minha, und er wird dann nicht umhin können, unseren Beispielen zu folgen.
    – Auf die Hochzeit des Herrn Benito! rief Fragoso, der gern die ganze Welt mit sich zugleich am Altare gesehen hätte.
    – Sie haben Recht, mein Sohn, sagte auch Yaquita. Ich trinke auf Deine Hochzeit mit dem Wunsche, daß Dir das Glück so hold sein möge, wie Manoel und Minha, und wie es mir immer an Deines Vaters Seite gewesen ist.
    – Und wie das hoffentlich auch in Zukunft der Fall sein wird, setzte Torres hinzu, während er, ohne vorher mit Jemand anzustoßen, ein Glas Porto leerte. Ein Jeder hier hält ja sein Glück in der Hand!«
    Niemand konnte recht sagen warum, aber der Toast des Abenteurers machte auf Alle einen peinlichen Eindruck.
    Manoel empfand das und suchte ihn zu verwischen.
    »Nun, Padre, begann er, da wir einmal bei diesem Thema sind, gäb’ es auf der Jangada nicht noch ein oder das andere Pärchen zusammen zu schmieden?
    – Ich glaube kaum, antwortete Padre Passanha…, wenn nicht etwa Herr Torres… Sie waren wohl niemals verheiratet?
    – Nein, ich bin und war stets ledig!«
    Benito und Manoel glaubten zu bemerken, daß sein Blick bei diesen Worten auf dem jungen Mädchen ruhte.
    »Wer hindert Sie aber, eine Ehe einzugehen? fuhr der Padre Passanha fort. In Belem fänden Sie gewiß eine Ihrem Alter entsprechende Frau und könnten sich vielleicht in dieser Stadt häuslich niederlassen. Das scheint mir doch dem unstäten Leben vorzuziehen zu sein, das Ihnen bisher auch keine besonderen Vortheile geboten haben mag.
    – Sie haben Recht, Padre, antwortete Torres. Ich sage ja keineswegs Nein. Das Beispiel ist gar zu ansteckend. Wer solche junge Brautleute immer vor Augen hat, bekommt zuletzt selbst Lust zu heiraten. Freilich bin ich in Belem vollkommen fremd, und das dürfte, ohne ganz besonders günstige Umstände, meine Niederlassung daselbst wesentlich erschweren.
    – Woher stammen Sie denn eigentlich? fragte Fragoso, der den Gedanken, Torres schon früher begegnet zu sein, nicht los werden konnte.
    – Aus der Provinz Minas Geraës.
    – Und sind geboren?
    – In der Hauptstadt des Diamanten-Districtes, in Tijuco.«
    Wer Joam Garral in diesem Augenblicke gesehen hätte, würde erstaunt gewesen sein über dessen starren Blick, der sich mit dem lauernden Blicke Torres’ kreuzte.
Neunzehntes Capitel.
Eine alte Geschichte.
    Das von Fragoso angeregte Gespräch sollte damit aber noch nicht zu Ende sein, denn dieser nahm den Faden desselben sofort wieder auf.
     

    Riesenblätterige Nymphäen. (S. 172.)
     
    »Wie, Sie sind aus Tijuco, aus der Hauptstadt des Diamanten-Districtes selbst?
    – Gewiß, versicherte Torres. Stammen Sie vielleicht aus derselben Provinz?
    – O nein, meine Wiege stand in den atlantischen Küstenprovinzen des nördlichen Brasiliens, antwortete Fragoso.
    – Sie kennen jenes Gebiet der Diamanten wohl auch nicht, Herr Manoel?« wandte sich Torres an diesen.
    Ein verneinendes Kopfschütteln war die ganze Antwort des jungen Mannes.
    »Aber Sie vielleicht, Herr Benito? richtete Torres seine Frage an den jungen Garral, den er offenbar in das Gespräch zu ziehen wünschte; hätten Sie niemals Luft verspürt, die berühmten Diamantenfelder zu besuchen?
    – Nie, erwiderte Benito trocken.
    – O, ich

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