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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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haben.
    Sollte Torres Manao schon verlassen haben? Mußte man alle Hoffnung aufgeben, ihn wiederzufinden?
    Vergebens sachte Manoel Benito, der in höchster Aufregung war, zu beruhigen. Dieser hatte nur den einen Gedanken, er mußte Torres haben!
    Der Zufall begünstigte ihn, und Fragoso war es, der endlich die richtige Fährte entdeckte.
    In einem Wirthshause der Straße Gottes des heiligen Geistes erfuhr er, auf seine Beschreibung des Abenteurers, daß ein Individuum, welches diesem Signalement entsprach, Tages vorher in der Loja eingekehrt sei.
    »Hat er hier übernachtet? fragte Fragoso.
    – Ja, antwortete der Wirth des Hauses.
    – Und befindet er sich auch jetzt noch hier?
    – Nein, er ist ausgegangen.
    – Hat er seine Rechnung abgemacht, als ob er abreisen wollte?
    – Nein, nein, er verließ sein Zimmer vor etwa einer Stunde und wird jedenfalls zum Nachtessen wieder zurückkehren.
    – Wissen Sie vielleicht, welchen Weg er eingeschlagen hat?
    – Er soll durch die untere Stadt nach dem Amazonenstrome zu gegangen sein; dort könnten Sie ihn wohl antreffen.«
    Fragoso wußte genug; bald nachher gesellte er sich wieder zu den beiden jungen Männern.
    »Ich bin Torres auf der Spur! rief er.
    – Er steckt in diesem Hause?
    – Nein, er ist ausgegangen; man hat ihn nach dem Amazonenstrome zu wandeln sehen.
    – So eilen wir ihm nach!« sagte Benito.
    Die kleine Gesellschaft schlug also wieder den Weg nach dem Strome ein, den nächsten, der am Rio Negro hinführte.
    Bald hatten Benito und seine Begleiter die letzten Häuser der Stadt hinter sich gelassen und folgten dem Ufergelände, wobei sie nur einen kleinen Umweg machten, um nicht in der Nähe der Jangada vorüberzukommen.
    Die Landschaft war zu dieser Stunde menschenleer. Rings bot sich durch die Campine, wo angebaute Felder die Stelle früherer Urwälder eingenommen hatten, eine weitgestreckte Aussicht.
    Benito sprach nicht – er hätte kein Wort hervorbringen können. Manoel und Fragoso ehrten sein Schweigen. So gingen sie alle Drei scharf dahin, spähten rings umher und gelangten so längs des Rio Negro-Ufers bis zum großen Strome. Dreiviertelstunden, nachdem sie Manao verlassen, konnten sie noch nichts sehen.
    Mehrere Male trafen sie wohl Indianer, welche auf den Feldern arbeiteten; Manoel fragte auch diese und erfuhr von einem derselben, daß ein, dem Beschriebenen ähnlicher Mann vor Kurzem vorübergekommen sei, der sich nach dem Winkel, beim Zusammenflusse beider Ströme, begeben habe.
    Ohne auf weitere Erklärungen zu warten, stürmte Benito, von unwiderstehlichem Drange getrieben, voraus, und seine Begleiter hatten alle Mühe, ihn nur nicht aus den Augen zu verlieren.
     

    Torres war es und Benito. (S. 233.)
     
    Da ward das linke Ufer des Amazonenstromes in der Entfernung einer Viertelmeile sichtbar. Dort erhob sich eine höhere Uferwand, welche den Horizont theilweise verbarg und die Aussicht auf den Raum von wenigen hundert Schritten beschränkte.
    Benito eilte vorwärts und verschwand bald hinter einem jener Sandhügel.
    »Schneller! Schneller! sagte Manoel zu Fragoso, wir dürfen ihn nicht einen Augenblick allein lassen!«
    Beide folgten derselben Richtung so schnell sie konnten, als sie plötzlich einen Ausruf hörten.
    Hatte Benito den Gesuchten gefunden? Hatte Torres auch ihn gesehen? Standen die beiden Feinde einander schon gegenüber?
    Fünfzig Schritte weiter hin bemerkten Manoel und Fragoso, als sie um eine Ecke jener Strandhügel kamen, wie zwei Männer sich mit starren Blicken maßen. Torres war es und Benito. Einen Augenblick später standen Manoel und Fragoso an ihrer Seite. Bei dem hocherregten Zustande Benitos hätte man fürchten können, daß er nicht im Stande sein werde, sich zu beherrschen, wenn er sich dem Abenteurer Auge in Auge gegenüber sah.
    Doch nein, er ließ sich nicht übermannen.
    Als der junge Mann einmal Torres’ soweit habhaft geworden, daß er die Gewißheit hatte, das Entweichen desselben verhindern zu können, änderte sich sein ganzes Auftreten, seine fieberhaft schnellen Athemzüge wurden langsamer, er gewann die gewohnte Kaltblütigkeit und Herrschaft über sich selbst vollständig wieder.
     

    »Elender Bube!« rief Benito. (S 235.)
     
    Seit einigen Augenblicken sahen sich die Männer, ohne ein Wort zu sprechen, an.
    Torres brach zuerst das Schweigen.
    »Ah, Sie hier, Herr Benito Garral! begann er mit dem gewöhnlichen, unverschämten Ausdruck.
    – Nein, Benito Dacosta! gab ihm der junge Mann zur

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