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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Fazender sprach diese Worte in so überzeugender Weise, daß der Richter im Herzen doch eine gewisse Erregung empfand; er widerstand jedoch noch derselben nachzugeben.
    Man darf sich darüber wohl nicht wundern. Dem Beamten waren, als er dieses Verhör vornahm, ja alle Nebenumstände nicht so bekannt, wie Denen, welche Torres seit Anfang unserer Erzählung folgten. Diese konnten nicht daran zweifeln, daß Torres den schriftlichen unumstößlichen Beweis der Unschuld Joam Dacosta’s in den Händen hatte. Sie haben die feste Ueberzeugung, daß jenes Document vorhanden ist und vielleicht neigen sie zu dem Glauben, daß der Richter Jarriquez eine unverantwortliche Ungläubigkeit beweise. Freilich sollten sie nicht vergessen, daß der Justizbeamte sich mit ihnen nicht in gleicher Lage befindet und gewöhnt ist, von allen Angeschuldigten ähnliche Ausreden, welche meist grundlos sind, mit anhören zu müssen; das Document, auf welches Joam Dacosta sich berief, liegt ihm zur Ansicht nicht vor; er weiß nicht einmal mit Sicherheit, ob es überhaupt vorhanden ist, und endlich steht er einem Manne gegenüber, dessen Schuld durch eine frühere Untersuchung dargethan und durch schwere Verurtheilung besiegelt ist. Immerhin bemühte er sich, vielleicht aus reiner Neugier, Joam Dacosta in die Enge zu treiben.
    »Ihre ganze Hoffnung, begann er auf’s Neue, beruht also auf den Erklärungen, welche Ihnen Torres abgegeben hat.
    – Ja freilich, Herr Richter, antwortete Joam Dacosta, wenn mein bisher geführtes Leben gar nicht in Anschlag kommt.
    – Wo glauben Sie, daß jener Torres sich jetzt aufhalten möge.
    – So weit ich das wissen kann, hier in Manao.
    – Und Sie hoffen, daß er auch vor Gericht eine solche Erklärung abgeben und Ihnen freiwillig jenes Document überlassen werde, das Sie mit dem von ihm geforderten Preise nicht einlösen wollten?
    – Das hoffe ich, Herr Richter, erwiderte Joam Dacosta. Die Sachlage hat sich jetzt, für Torres wenigstens, geändert. Er hat mich angezeigt und kann in Folge dessen keinen Schimmer von Hoffnung hegen, daß aus dem Handel in der von ihm vorgeschlagenen Weise je etwas werden könne. Das Document könnte für ihn aber doch noch einen großen Kaufwerth haben, der ihm, ob ich nun freigesprochen oder verurtheilt werde, auf jeden Fall entgeht. Da es nun in seinem Interesse liegt, mir jenes Schriftstück zu verkaufen, ohne daß ihm das doch in irgend einer Weise Schaden bringen kann, so denke ich, er wird sich durch sein Interesse bestimmen lassen.«
    Gegen Joam Dacosta’s Darstellung war nicht wohl etwas einzuwenden, das fühlte der Richter Jarriquez recht gut. Er machte dagegen nur noch eine Bemerkung.
    »Zugegeben, sagte er, daß es in Torres’ Interesse liegt, Ihnen jenes Document zu verkaufen… vorausgesetzt, daß dasselbe überhaupt existirt!
    – Wenn das nicht der Fall wäre, Herr Richter, antwortete Joam Dacosta mit eindringlicher Stimme, so bleibt mir nichts übrig, als der menschlichen Gerechtigkeit ihren Lauf zu lassen, um vor dem Throne Gottes freigesprochen zu werden!«
    Auf diese Worte erhob sich der Richter Jarriquez.
    »Joam Dacosta, fuhr er in weniger indifferentem Tone als bisher fort, wenn ich Sie in der Weise fragte, wie das eben geschehen ist, Sie alle Einzelheiten aus Ihrem Leben erzählen ließ und die Betheuerungen Ihrer Schuldlosigkeit mit anhörte, so bin ich eigentlich weiter gegangen, als mein Mandat das vorschreibt. In Ihrer Angelegenheit ist ja schon ein Wahrspruch abgegeben worden. Wegen Anstiftung und Theilnahme an der Ermordung der Soldaten und wegen des Diamantenraubes ist gegen Sie das Todesurtheil ja schon ausgesprochen, und nur Ihrer Flucht aus dem Gefängniß verdanken Sie es, der Hinrichtung bisher entgangen zu sein. Jetzt nach dreiundzwanzig Jahren sind Sie, ob es nun in Ihrer Absicht lag, sich den Gerichten zu stellen oder nicht, jedenfalls wieder in Hast gekommen. Ich frage Sie also zum letzten Male, sind Sie jener Joam Dacosta, der wegen Raubmordes im Diamantendistricte verurtheilt worden war?
    Ich bin Joam Dacosta.
    – Sind Sie auch bereit, diese Aussage schriftlich zu bezeugen?
    – Auf der Stelle!«
    Mit vollkommen ruhiger Hand setzte Joam Dacosta seinen Namen unter das Protokoll und unter den Bericht, welchen der Richter Jarriquez durch seinen Actuar aufsetzen ließ.
    »Dieser, an den Justizminister adressirte Bericht wird nach Rio de Janeiro abgesendet werden, sagte der Beamte. Es wird immerhin einige Zeit vergehen, bevor wir die Ordre

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