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Die Jangada

Die Jangada

Titel: Die Jangada Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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    »So reden Sie!«
    Joam Dacosta schwieg noch einen Augenblick, als zögerte er auf diesen Gedankengang einzugehen, entschloß sich aber doch zu folgender Antwort:
    »Bisher, Herr Richter, brachte ich Ihnen für meine Unschuld nur moralische Beweise bei, welche sich auf die Art und Weise meines Lebens, dessen ich mich nicht schämen zu brauchen glaube, gründeten. Ich nahm an, solche Beweise hätten auch vor Gericht den durchschlagendsten Werth…«
    Der Richter Jarriquez konnte sich nicht enthalten, mit den Achseln zu zucken, als wollte er damit sagen, daß das seine Ansicht nicht sei.
    »Da dieselben nicht hinzureichen scheinen, so vernehmen Sie die materiellen Beweise, welche ich vielleicht anzuführen im Stande bin, fuhr Joam Dacosta fort. Ich sage absichtlich »vielleicht«, denn es ist mir unbekannt, wie viel Werth ihnen beizumessen sein dürfte. Meiner Frau und meinen Kindern gegenüber habe ich davon nichts erwähnt, um in diesen nicht eine am Ende doch ungerechtfertigte Hoffnung zu erwecken.
    – Zur Sache, murmelte der Richter Jarriquez.
    – Ich habe Ursache anzunehmen, daß meine Verhaftung am Tage vor dem Eintreffen der Jangada in Manao auf Grund einer an den Chef der Polizei gerichteten Denunciation erfolgte.
    – Es ist, wie Sie sagen, Joam Dacosta, ich muß Ihnen freilich bemerken, daß diese Denunciation eine anonyme war.
    – Das thut nichts, denn ich weiß, daß sie nur von einem elenden Schurken Namens Torres ausgehen konnte.
    – Mit welchem Rechte, fragte der Richter Jarriquez, wagen Sie jenen Denuncianten in dieser Weise zu beschimpfen?
    – Ja, ich wiederhole, in meinen Augen ist er ein erbärmlicher Schurke, Herr Richter, antwortete Joam Dacosta schnell. Dieser Mann, den ich gastfreundlich aufgenommen, hatte sich nur an mich gedrängt, um sich sein Stillschweigen abkaufen zu lassen; er versuchte, mich zu einem verabscheuungswürdigen Handel zu drängen, den abgelehnt zu haben, ich niemals bereuen werde, mögen die Folgen seiner Denunciation auch sein, welche sie wollen.
    – S’ist doch immer die alte Geschichte, dachte der Richter Jarriquez, man klagt Andere an, um sich selbst rein zu waschen!«
     

    »So reden Sie!« (S. 222.)
     
    Nichtsdestoweniger lauschte er mit ungewöhnlicher Aufmerksamkeit der Schilderung Joam Dacosta’s über dessen Beziehungen zu dem Abenteurer bis zu dem Augenblicke, wo Torres Jenem mittheilt, daß er den wirklichen Urheber jenes verrätherischen Ueberfalles bei Tijuco kenne und denselben auch mit Namen zu bezeichnen wisse.
    »Und wie hieß der Schuldige? fragte der Richter Jarriquez, der allmählich aus seiner Indifferenz aufgerüttelt wurde.
    – Das weiß ich nicht, antwortete Joam Dacosta, Torres hütete sich wohl, mir dessen Namen zu nennen.
    – Ist er noch am Leben?
    – So viel ich weiß, nein.«
    Die Finger des Richters Jarriquez trommelten »allegro«.
    »Derjenige, der den Beweis für die Unschuld eines Angeklagten liefern soll, ist gewöhnlich todt, das ist mir nichts Neues!
    – Wenn der wirklich Schuldige todt ist, Herr Richter, fuhr Joam Dacosta fort, so lebt doch der genannte Torres noch und hat mir versichert, den schriftlichen Beweis in Händen zu haben, wer der Urheber jenes Verbrechens gewesen sei. Er bot mir diesen Beweis zum Kauf an.
    – Ei, Joam Dacosta, ein solches Beweismittel hätten Sie mit Ihrem ganzen Vermögen nicht zu theuer bezahlt.
     

    Sie fragten selbst die ihnen Begegnenden. (S. 230.)
     
    – Hätte Torres nichts Anderes dafür verlangt, als mein Hab und Gut, so würde ich es ohne Zögern hingegeben haben, und gewiß hätte Niemand von den Meinigen dagegen Einspruch erhoben. Gewiß, Sie haben völlig recht, daß man seine Ehre nicht theuer genug erkaufen kann. Der Elende, der mich in seiner Gewalt zu haben glaubte, forderte aber mehr als mein Vermögen.
    – Was denn?…
    – Er wollte als Preis für den Handel die Hand meiner Tochter haben; das schlug ich ihm ab, er denuncirte mich, und so kam es, daß Sie mich hier vor sich sehen.
    – Und wenn Torres Sie nicht angezeigt hätte, fragte der Richter Jarriquez, wenn er Ihnen auf der Reise hierher überhaupt nicht begegnet wäre, was würden Sie gethan haben, wenn Sie hier von dem Ableben des Oberrichters Ribeiro hörten? Hätten Sie sich auch dann dem Gerichte gestellt?
    – Das unterliegt keinem Zweifel, versicherte Joam Dacosta mit fester Stimme, da ich, wie ich hiermit wiederhole, schon bei der Abfahrt von Iquitos nach Manao keine andere Absicht hatte.«
    Der

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