Die Janus-Vergeltung
Messer und eine Pistole hin. Manhar nahm beides an sich, ebenso Rajids Taschenlampe. Diese Feiglinge , dachte Manhar. Sie trauen sich nicht in den Tunnel, um ihre Drecksarbeit zu erledigen.
Khalil trat zu ihm. »Gehen wir.« Er drehte sich zu Dattar um. »Du wartest hier. Wenn im Tunnel irgendwas passiert, kommt ihr nach und helft uns.«
Dattar wedelte mit einer zweiten Pistole in der Luft. »Ich gehe nicht ohne die Frau weg. Das ist doch wohl klar.«
Khalil brummte nur und knipste ein Stabfeuerzeug an. Die Flamme flackerte. Ein lächerlich schwaches Licht , dachte Manhar, aber Khalil war ein Meister der Jagd, der wahrscheinlich nicht mehr brauchte, um sein Opfer zu finden. Manhar sprang auf die Schienen hinunter, und das Wasser spritzte hoch. Er richtete die Taschenlampe nach links, wo sie den Toten abgelegt hatten, und sah nichts. Er schwenkte sie nach rechts, doch auch hier war nichts zu erkennen.
»Wir gehen beide nach links«, entschied Khalil. »Dort ist sie hin.«
»Woher weißt du das?«
Khalil deutete auf die Bahnsteigkante. In dem schwachen Licht waren ein paar rote Tropfen zu erkennen.
»Ah, du hast recht. Ich hatte vergessen, dass sie blutet.«
Khalil sah ihn spöttisch an. »Du gehst voraus«, befahl er.
Das gefiel Manhar gar nicht; es war kein gutes Gefühl, Khalil mit einer Pistole in der Hand hinter sich zu haben.
»Gehen wir nebeneinander«, erwiderte er.
Khalil schüttelte den Kopf. »Ich gehe nicht in die Nähe der Stromschiene. Wer weiß, wann sie sie wieder einschalten.«
»Dann geh ich auf dieser Seite.«
»Wie du willst.«
Sie setzten sich in Bewegung. Manhar gab sich keine Mühe, möglichst leise durch das Wasser zu stapfen. Sollte sie ihn ruhig hören, dachte er. Im Gehen schwenkte er die Taschenlampe hin und her. Von der Frau war nichts zu sehen und zu hören. Sie erreichten den Toten, doch Khalil sah nicht hin. Nach einigen Schritten blieb Khalil stehen. Er hob eine Hand, und Manhar rührte sich nicht vom Fleck. Von irgendwo vor ihnen kam ein leises Plätschern. Nur kurz, dann war es wieder still.
Khalil trat nach links, dicht zur Wand.
Kapitel siebenundvierzig
Smith und Randi marschierten unbeirrt weiter. Sie tippte ihm auf die Schulter.
»Ich geh vorne«, erinnerte sie ihn. »Wenn sie schießen, musst du hinter mir sein – so war’s ausgemacht.«
Smith ließ sie vorgehen und folgte ihr. Sie kamen in regelmäßigen Abständen an Nischen vorbei, in denen eine Metalltreppe nach oben führte. Die Wände waren mit Graffiti bedeckt. Randi verlangsamte ihre Schritte vor jedem Ausgang, um sich zu vergewissern, dass ihnen niemand auflauerte.
Nach einer Weile beschlich Smith das unangenehme Gefühl, dass da jemand vor ihnen war. Er legte Randi die Hand auf die Schulter, und sie blieb stehen. Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr.
»Da ist jemand.«
Er spürte, wie sie nickte. Sie drehte den Kopf und flüsterte ihm ihrerseits ins Ohr. »Wir feuern und versuchen, die nächste Nische zu erreichen.«
»Okay, gib mir ein Zeichen – ich mache Licht.« Er trat dicht an ihre linke Seite und bereitete sich darauf vor, die Taschenlampe anzuknipsen.
»Eins«, flüsterte sie. »Zwei. Drei.«
Er schaltete die Lampe ein, und Randi feuerte mit ihrer MP. Er spürte ihren Körper vom Rückstoß der Waffe vibrieren, und die Feuerstöße dröhnten ihm in den Ohren. Die Taschenlampe warf ein graues Licht in den Tunnel, der vom Lärm der Schüsse widerhallte. Etwa fünfzig Meter vor ihnen sah Smith zwei Männer stehen.
Augenblicke später schossen sie zurück. Smith sah nur von einem der beiden Mündungsfeuer aufflammen. Die Kugeln schlugen direkt neben Randi in die Wand ein. Sie stöhnte, als ihr Bruchstücke ins Gesicht flogen. Er schaltete die Taschenlampe aus und schob sie in eine Nische zur Rechten. Eine Kugel pfiff an seinem Ohr vorbei.
»Wie viele hast du gesehen?«, fragte Randi.
»Zwei. Aber nur der Rechte hat geschossen. Machen wir so weiter: Eine Feuersalve – und wieder ein Stück vorrücken. Lauf diesmal nach links und geh in der nächsten Nische in Deckung.«
Randi nickte. »Eins, zwei, drei.« Sie trat in den Tunnel zurück und feuerte im Laufen. Smith schaltete die Taschenlampe nicht wieder ein, blieb jedoch an ihrer Seite und feuerte im Halbautomatik-Modus, um Munition zu sparen. Die Antwort kam rasch, doch die Kugeln pfiffen rechts vorbei. Randi rannte weiter, und Smith folgte ihr und betete, dass ihn keine Kugel in die Brust traf. Er hielt Ausschau
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