Die Janus-Vergeltung
sie auf die Schienen hinuntersprangen, spritzte Wasser hoch.
»Im Wasser kommen wir nicht so schnell voran.«
»Wenn wir mehr Platz hätten, wären wir flexibler und müssten nicht geradewegs zu Dattar und seinen Leuten marschieren«, meinte Randi.
»Mir macht auch die Stromschiene Sorgen. Sie ist zwar größtenteils abgedeckt, aber es gibt auch freie Stellen. Wenn jemand auf die Idee kommt, den Strom wieder einzuschalten, wäre ich lieber nicht in der Nähe«, sagte Smith.
Er stapfte weiter, Randi hinter ihm. Der Tunnel roch nach Moder und Staub, wenn auch nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Die Decke war aus Beton, die Wände gekachelt. Die Geräusche hallten von den Wänden wider, deshalb verhielten sie sich still.
Smith schätzte, dass sie fünfzehn Minuten bis zur Station brauchen würden. Das Wasser bremste sie etwas, doch sie kamen trotzdem gut voran. Smith spürte, dass der Dreck an den Schuhen zu saugen begann. Er trat auf etwas, das sich anfühlte wie ein kleines Tier.
Maus oder Ratte , dachte Smith.
Nach zehn Minuten erreichten sie eine Nische. Smith drehte die Hüfte so, dass der Lichtstrahl hineinleuchtete, doch da war nichts. Er winkte Randi weiter. Nach weiteren fünf Minuten glaubte er, weiter vorne etwas zu hören. Er blieb stehen und schaltete die Lampe aus; Randi ebenso. Smith stand still da und wartete. Ein leises Plätschern, diesmal noch näher, verursachte ihm eine Gänsehaut und trieb seinen Puls in die Höhe. Jemand oder etwas befand sich mit ihnen im Tunnel.
Kapitel sechsundvierzig
Dattar, Khalil, Manhar und Rajid hatten gerade drei Schritte Richtung Ausgang gemacht, als die Lichter ausgingen.
Die Dunkelheit schockte Manhar; einen Moment lang glaubte er, die Welt ginge unter. Er hörte leise Geräusche und einen Fluch von Khalil.
»Was bedeutet das? Haben sie die Schiene wieder ausgeschaltet?«
»Die Beleuchtung hängt an einem anderen System.« Rajids Stimme ertönte rechts von Manhar. »Das ist nicht nur die Station.«
»Habt ihr eine Taschenlampe?« Dattars schroffe Stimme hallte Manhar in den Ohren. Er glaubte, ein leises Plätschern hinter sich zu hören, und es lief ihm eiskalt über den Rücken. Ein paar Ratten sprangen ins Wasser.
»In der Kühlbox ist eine. Ich hole sie.« Manhar hörte Rajid zum Mülleimer gehen. Es war unmöglich, sich in dieser völligen Dunkelheit zu orientieren. Einen Moment lang hörten sie nur das stetige Tropfen des Wassers, dann einen dumpfen Knall, gefolgt von einem Fluch, diesmal von Rajid.
»Was ist?« Dattars Stimme kam aus der Dunkelheit.
»Ich bin gegen die verdammte Kühlbox gestoßen.«
Hoffentlich hast du dir den Fuß gebrochen , dachte Manhar.
Er hörte scharrende Geräusche, ehe ein Licht anging. Rajid richtete den Strahl der Taschenlampe auf Khalil, Dattar und Manhar.
»Wo ist sie?«, fragte Dattar.
Rajid suchte die Umgebung mit der Taschenlampe ab. Rebecca Nolan war weg.
»Sie hat mein Geld!«, schrie Dattar. Manhar konnte Rajids Gesicht nicht sehen, doch er hörte ihn verärgert brummen.
»Sie muss im Tunnel sein. Khalil, kann es sein, dass sie an dir vorbei die Treppe hochgelaufen ist?«
»Sicher nicht«, tönte Khalils Stimme von der Treppe her.
»Holt sie zurück. Sofort. Sie hat mein Geld«, befahl Dattar. »Manhar, los, in den Tunnel.« Manhar suchte fieberhaft nach einem Grund, um nicht zurück in den Tunnel zu müssen.
»Wir wissen nicht, wohin sie gelaufen ist. Wir müssten in beiden Richtungen suchen. Mit Taschenlampen.«
»Sie ist da drin in der Dunkelheit – und wenn sie das kann, kannst du es auch.« Dattars Stimme klang schroff. »Rajid, gib ihm die Taschenlampe. Khalil, geh mit ihm. Holt sie zurück.« Manhar trat zu Rajid, der ihm widerwillig die Taschenlampe gab.
»Wie lange dauert es, bis die Bakterien den Tunnel verseuchen?«, fragte Manhar.
»Vierzig Minuten, wenn die Schiene ausgeschaltet ist; weniger, wenn Strom fließt.«
»Was verbreiten sie?«
»Ein mutiertes Vogelgrippevirus.«
»Kann das jemand überleben?«, fragte Manhar.
»Vielleicht drei Prozent. Siebenundneunzig Prozent werden sterben. Wenn du dich ansteckst, brauchst du nicht mehr ins Krankenhaus zu gehen. Dort können sie dir auch nicht helfen. Die Zeit wird zeigen, ob du überlebst oder nicht.«
»Los! Worauf wartest du!«, rief Dattar.
»Ich brauche eine Waffe.«
»Ich will sie lebend, du Idiot«, erwiderte Dattar.
»Gib mir dein Messer. Ich töte sie nicht.«
Dattar knurrte verärgert, hielt ihm aber sein
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