Die Janus-Vergeltung
ihn anstarrte, nun wieder ganz gefasst, die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Hätten ihre Hände nicht gezittert, hätte er ihr nicht angemerkt, dass sie Schmerzen hatte.
»Wo ist der Rest?«
»Auf viele Konten verteilt«, sagte sie.
»Überweise alles auf mein Konto.«
Sie atmete ein. »Auf welche Bank? Eine so große Transaktion fällt auf. In vielen Ländern muss die Bank die Behörden verständigen.«
Khalil wusste nicht, ob das stimmte. Er hatte Erfahrung mit Überweisungen im Mittleren Osten, aber nicht in Amerika und nicht mit solchen Beträgen.
»Du hast es von seinem Konto heruntergeholt, dann wirst du es auch auf meines überweisen können.«
»Ich habe das in kleinen Beträgen getan, jeden Tag ein bisschen, damit es nicht auffällt. Es hat Monate gedauert, bis alles verschoben war.
Khalil beugte sich zu ihr hinunter. »Diesmal wird es in drei Tagen passieren. Drei Überweisungen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Das wird nicht funktionieren. Bei so großen Beträgen muss ich persönlich zur Bank gehen. Ich habe das so arrangiert, damit mich Dattar nicht töten kann, falls er mich findet.« Sie sah ihm direkt in die Augen, und einen Moment lang wusste er nicht, ob er ihr glauben sollte oder nicht. Er holte mit der Faust aus. In Erwartung der Schmerzen spannte sie ihr Gesicht an. Er hörte ein Geräusch von unten und hielt inne. Als es wieder still war, wandte er sich ihr zu.
»Wo ist diese Bank?«
»Auf den Cayman Islands.« Khalil hatte mit dieser Antwort gerechnet. Viele versteckten ihr Geld in der Karibik.
»Überweise zuerst die kleinen Beträge. Sofort. Dann holen wir uns den Rest.«
»Ich brauche Ihre Daten«, sagte sie.
Khalil deutete auf den Computer. »Fang schon mal an, ich tippe sie dann ein.«
Nolan beugte sich über den Computer. Ihre Hände zitterten immer noch, doch sie schien sich zu beruhigen, als sie sich auf die Aufgabe konzentrierte. Khalil wusste, dass die Überweisungen für ein bestimmtes Datum vorgemerkt werden konnten. Er würde sie die Transaktionen durchführen lassen und sie dann töten. Er setzte sich auf einen Stuhl und wartete.
Kapitel einunddreißig
Smith betrat einen Drugstore und ging in die Arzneimittelabteilung. Er brauchte Verbandszeug, Alkohol und Ibuprofen. Sein Arm schmerzte von den beiden Schusswunden. Sein Ärmel war blutdurchtränkt, das Blut lief ihm über den Handrücken.
Er hätte gern die nötige Ausrüstung besorgt, um die frische Wunde zu nähen, doch er wollte nicht sein ganzes Geld für medizinische Dinge ausgeben. Er brauchte vor allem ein Prepaid-Handy; bis dahin konnte er sein jetziges nicht ausschalten, weil er keinen Anruf von Marty verpassen wollte. Sein Handy vibrierte. Smith fand eine Nachricht von Marty vor: Nolan wieder online , gefolgt von einer Adresse und den Worten: Wirf dieses Handy weg . In seiner Antwort bat ihn Smith, die Polizei zu verständigen. Dann schickte er eine Nachricht an Klein.
Sein Handy vibrierte erneut in der Tasche, und er zog es heraus und blickte auf das Display: Unbekannte Nummer . Bestimmt Klein , dachte Smith. Er drückte die Empfangstaste und hob das Handy ans Ohr.
»Jon, du hast eine Menge Ärger.« Smith war ungemein erleichtert, Howells Stimme zu hören.
»Wo zum Teufel steckst du?«
»Im East Village. Du?«
»Du bist in New York City?«
»Ja. Und du auch, hab ich gehört.«
»Ich bin in der Nähe des Flatiron District. Ein Mann hat gerade versucht, mich zu töten.«
»Khalil?« Es überraschte Smith nicht, dass Howell die Situation sofort richtig erfasste. Peter Howell war einer der Besten auf seinem Gebiet.
»Eher nicht. Ein Amerikaner. Ich glaube, CIA .« Schweigen am anderen Ende. »Bist du noch da?«, fragte Smith.
»Ich frage jetzt nicht, warum es die CIA auf dich abgesehen hat. Hast du Randi Russell gefragt? Auch wenn sie bei der CIA ist, würde sie es dir wahrscheinlich sagen, wenn sie hinter dir her wären«, schlug Howell vor.
»Randi liegt mit einer schweren Infektion im Krankenhaus. Sie vermutet einen Maulwurf in der Agency, der Informationen an einen Feind weitergibt. Sie weiß nicht, wer es sein könnte, oder warum. Aber ich bin ja nicht einer von ihnen, also warum sollten sie es auf mich abgesehen haben?«
»Ich habe leider auch schlechte Neuigkeiten. Ich habe einen von Khalils Helfern gefunden. Er sagt, Dattar hat eine neue Waffe und will sie in vierundzwanzig Stunden hier einsetzen. Keine Bombe. Irgendeine Ahnung, was es sein könnte?«
»Kann
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