Die Janus-Vergeltung
Später waren Sie in der Parkgarage zusammen mit Russell zu sehen.«
Wendel schluckte, doch es half nicht gegen die trockene Kehle. Sie faltete die Hände ineinander, um ihr Zittern unter Kontrolle zu halten.
»Ich habe von Ms. Russell erfahren, dass Smith sie bei den Ermittlungen unterstützt.«
Harcourt nickte. »Sie hat vorgeschlagen, ihn in unsere Arbeit einzubeziehen. Warum waren Sie im Krankenhaus?«
»Ich war bei Ms. Russell.«
Cromwell deutete auf einen leeren Stuhl. »Vielleicht sollten Sie uns alles erzählen, was Sie wissen. Uns interessiert vor allem, was Sie über Smith wissen. Er ist in eine Schießerei in einem Firmengebäude in New York verwickelt, außerdem in einen ähnlichen Zwischenfall auf einer Baustelle, wo ein Toter gefunden wurde.«
Wendel hatte keine Mühe, ein schockiertes Gesicht zu machen. Sie wusste nur wenig über Smith – doch die Art, wie er sich in dem Hotel gerettet hatte, sowie die Tatsache, dass er jemanden von Martys Fähigkeiten kannte, ließ sie nicht daran zweifeln, dass er gut auf sich selbst aufpassen konnte. Wenn man nur kurz mit ihm sprach, spürte man sofort, dass der Mann wusste, wie man auch in schwierigen Situationen überlebte. Ob er auf der richtigen Seite stand, konnte sie natürlich nicht wissen. Sie konnte nur auf ihren Instinkt hören und auf Randi Russells Vertrauen zu ihm.
»Ich bin sicher, er hat nichts damit zu tun, Sir.«
»Wir wollen wissen, was er Ihnen gesagt hat.« Harcourts Stimme klang schroff.
Wendel ließ sich in den leeren Stuhl sinken. Ihre Gedanken suchten fieberhaft nach einer plausiblen Erklärung für ihr Gespräch mit Smith, und sie beschloss, so nahe wie möglich an der Wahrheit zu bleiben. Sie hatte mit Russell besprochen, was sie sagen würde, falls Martys Aktivitäten aufflogen. Russell hatte gemeint, Wendel sollte alles auf sie schieben.
»Ms. Russell hat mich ersucht, mit ihm zu sprechen. Sie macht sich Sorgen um die CIA .«
Cromwell beugte sich vor. »Was für Sorgen?«
Beide Männer starrten sie erwartungsvoll an. Wendel zögerte. Russell hatte zwar darauf bestanden, die ganze Schuld auf sich zu nehmen, doch sie jetzt auszuliefern, kam ihr so vor, als würde sie sie vor einen Bus stoßen. Sie schluckte erneut und überwand sich schließlich.
»Sie hat den Verdacht, dass es einen Maulwurf gibt. Hier bei uns. Jemand, der Informationen nach außen weitergibt.« Harcourt und Cromwell tauschten einen kurzen Blick aus.
»Hat sie gesagt, wen sie verdächtigt?«, fragte Cromwell.
Wendel schüttelte den Kopf.
Harcourt schnaubte verächtlich. »Ihr Zugangscode hat den Sicherheitsbruch ermöglicht. Ich würde sagen, sie ist der Maulwurf. Und es gefällt mir gar nicht, dass sie Smith mit Informationen versorgt. Sie sollte ihn für gewisse Aufgaben beiziehen, aber ihn nicht in alles einweihen.«
Cromwell nickte. »Das hat man davon, wenn man diesen Agenten freie Hand lässt. Sie verfolgt offenbar ihre eigenen Ziele, und er hilft ihr dabei.« Er stand auf. »Wir müssen sie beide aufhalten.«
»Ich würde vorschlagen, wir übergeben die Sache dem FBI . Die New Yorker Polizei sucht ihn ohnehin schon wegen des Mordes bei Landon Investments, aber Russell hat sich dafür eingesetzt, Smith vorerst unbehelligt zu lassen.«
Cromwell sah ihn überrascht an. »Hat sie? Wie?«
Harcourt zog die Stirn kraus. »Ich habe ihr sogar dabei geholfen, tut mir leid. Ich habe einen Kollegen dort angerufen, damit sie die Sache mit Smith eine Weile ruhen lassen. Sie meinte, sie bräuchte Smith für die Suche nach Dattar und den Kühlboxen.« Harcourt hob die Hände und machte ein zerknirschtes Gesicht. »Ich hielt es zuerst auch für eine gute Idee.«
Cromwell winkte ab. »Sie haben angemessen gehandelt. Es ist ja nicht verkehrt, eine Kollegin zu unterstützen. Rufen Sie das FBI an. Sie sollen sich gleich darum kümmern. Wir müssen alles tun, um Russell zu finden und Smith aus dem Verkehr zu ziehen.«
»Lebend?«
Cromwells Gesicht wurde nachdenklich. »Sie auf jeden Fall. Er? Ich würde ihn zwar gern befragen, aber das FBI soll wissen, dass er bewaffnet und gefährlich ist – und wenn er sich wehrt, sollen sie nach eigenem Ermessen vorgehen. Wenn er zur Waffe greift, sollten sie nicht zögern, es auch zu tun.« Wendel zwang sich, nicht zu zeigen, wie schockiert sie war. Harcourt beugte sich vor und schaltete Randis Computer aus.
»Ich lasse das Büro versiegeln. Die IT-Abteilung soll den Hacker noch eine Weile im Auge behalten, bevor sie ihren
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