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Die Jerusalem-Krise

Die Jerusalem-Krise

Titel: Die Jerusalem-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sicherheitshalber zur rechten Seite hin ausgewichen. Damit hatte ich genau das Richtige getan, denn plötzlich stürmten die beiden Wachtposten in das Zelt. Sie hielten ihre Lanzen kampfbereit nach vorn gestreckt und sorgten dafür, dass der Mann hinter dem Tisch den Kopf hob.
    »Was ist passiert?«
    Die Soldaten wollten sich erklären. Sie schafften es nicht. Sie stotterten herum, und der Anführer schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Was ist...«
    »Wir sind gefallen!«
    »Wie?«
    »Etwas hat uns umgestoßen.«
    Der Mann sagte nichts. Er schaute sie nur starr an, und dieser Blick reichte aus, um die beiden Soldaten zu verscheuchen. Sie verbeugten sich noch, stotterten wieder irgendetwas und zogen sich zurück. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, verhielt mich ansonsten aber still.
    Dafür konzentrierte ich mich auf den Mann hinter dem Tisch. Es war keine Überraschung für mich, dass ich Henry St. Clair vor mir sah. Er trug den Mantel, den er weiter über seine Schulter geworfen hatte, um mehr Bewegungsfreiheit zu haben.
    Das Eintreffen seiner Soldaten hatte ihn aus seiner Konzentration gerissen. Er kümmerte sich nicht mehr um das Pergament auf seinem Schreibtisch. Dafür drehte er sich auf seinem Schemel herum, um herauszufinden, ob tatsächlich etwas passiert war. Er stand sogar auf, um einen besseren Überblick zu bekommen.
    Da konnte er sich anstrengen wie er wollte, mich sah er nicht. Ich verließ mich weiterhin auf die Zeitschleife, die meine Unsichtbarkeit garantierte.
    St. Clair nahm wieder seinen Platz ein. Er atmete tief durch und strich mit beiden Händen an seinem Gesicht entlang. Ihm war eine gewisse Müdigkeit anzusehen.
    Es war still innerhalb des Zeltes. Und entsprechend musste ich mich bewegen, damit ich nicht auffiel. Ich wollte meine Runde machen und nachschauen, was es hier noch gab. Zuvor musste sich St. Clair wieder seiner Arbeit widmen. Erst wenn er abgelenkt war, lief es für mich besser.
    Mit einer Hand strich er sein Pergament glatt und griff zu einem Federkiel. Er tauchte ihn jedoch nicht in eine Flüssigkeit ein, sondern führte ihn nur über das Blatt, wie ich sehr gut erkennen konnte. Dabei flüsterte er vor sich hin. Was er sagte, verstand ich nicht. Mir war nur wichtig, dass die Stille durch seine Stimme unterbrochen wurde und ich mich freier bewegen konnte.
    Ich nahm die Chance wahr, um das Zelt zu durchsuchen. Es gab nicht nur den Tisch und St. Clair davor. Hinter ihm fiel mir das Felllager auf. Es war umrahmt von einigen Truhen und Kisten, die allesamt verschlossen waren.
    Aber sie weckten mein Interesse, denn der Schatz der Templer war mir noch nicht aus dem Kopf. Letztendlich drehte sich alles um ihn, das durfte ich nicht vergessen.
    Ich schlug einen kleinen Bogen, um in die Nähe der Truhen zu gelangen. Keine war offen. Sie hatten Schlösser oder lange Riegel aus Eisen.
    Die würden mir nicht die Probleme bereiten wie die Schlösser. Meine Neugierde steigerte sich. Ich musste meine Unsichtbarkeit ausnutzen. Zudem befand ich mich hinter dem Rücken des Mannes, und auch der Schein der beiden Öllichter reichte nicht bis zu mir.
    Langsam ging ich in die Hocke. Vor mir sah ich die Enden der beiden Riegelstangen. Sie waren einfach nur durch Scharniere an den beiden Seiten gezogen. Verrostet sahen sie auch nicht aus, so dass ich davon ausging, dass ich sie öffnen konnte. Ich wollte nur nicht, dass die Geräusche zu laut wurden.
    Ich fasste die Riegelenden an!
    Es war schon ungewöhnlich für mich als Unsichtbaren, die sichtbare Materie berühren zu können. Das Eisen fühlte sich kalt an. Zwei Sekunden gab ich mir noch Zeit, dann zog ich an dem rechten der beiden Riegel.
    Er hing fest.
    Ich gab nicht auf, setzte mehr Kraft ein, und plötzlich bewegte er sich auf mich zu.
    Das Gleiche passierte mit dem linken Riegel, aber es lief nicht lautlos ab. Das Eisen schabte über das Holz hinweg, das recht rau war, und so wirkte der Riegel fast wie eine Feile.
    Wie verhielt sich St. Clair?
    Das war für mich die große Frage. Drehte er sich herum? Warnte ihn das Geräusch? Würde er...
    Er tat nichts.
    Der Mann war so stark in seine Arbeit vertieft, dass ich ohne Probleme weitermachen konnte. Obwohl es mich drängte, die Truhe zu öffnen, ließ ich mir Zeit und sorgte dafür, dass die Geräusche nicht lauter wurden.
    Es klappte alles wunderbar. Die Riegel standen so weit vor, dass sie den Deckel nicht mehr hielten.
    Mit beiden Händen fasste ich den Deckel an verschiedenen

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