Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Jerusalem-Krise

Die Jerusalem-Krise

Titel: Die Jerusalem-Krise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
hatten sie abgelegt. Sie lachten, sie tranken auch Wein, und sie hatten für mich keinen Blick, obwohl ich direkt neben ihnen meinen Weg stoppte.
    Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Die Erklärung war ganz einfach. Sie sahen mich nicht. Ich war für sie unsichtbar. Umgekehrt war es für sie nicht der Fall.
    Verrückt und trotzdem nicht ausgeschlossen. Ich hatte die Erklärung parat, denn ich wusste auch von gewissen Zeitschleifen, und in einer davon hatte ich mich gefangen. Ich hing in einer Schleife, die sich zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart aufgebaut hatte, wobei ich es am besten hatte, denn ich konnte sie sehen.
    Einige Atemzüge lang wartete ich ab. Die Geräusche blieben, aber die Hitze des Feuers und auch den Rauch nahm ich nicht wahr. Irgendwie schwebte ich auf einer Insel an allem vorbei, und es machte mir in diesem Fall auch Spaß. Wenn ich sah und selbst nicht gesehen wurde, konnte ich vieles auskundschaften, und möglicherweise bekam ich Kontakt mit dem Templer-Schatz.
    Ich stellte mich hinter einen der Soldaten. Es juckte mich ja, einen Test zu machen, und ich konnte auch nicht mehr länger an mich halten. Ich wollte einfach herausfinden, ob es mir als Unsichtbarem gelang, jemanden zu berühren, einen Kontakt zwischen der Materie und einer Nichtmaterie herzustellen.
    Als er seinen Becher mit Wein anhob und ihn an die Lippen setzen wollte, hielt ich seinen rechten Arm fest.
    Es klappte!
    Der Soldat schrie leise auf. Wütend schaute er seine Freunde an, während Wein aus dem Becher schwappte. Auch die anderen beiden hatten gesehen, was passiert war, denn zugleich schwappte Wein aus dem Becher über und rann über die Hand des Mannes hinweg.
    Ich fasste ein zweites Mal zu.
    Wieder schwappte Wein hervor, und dann zog ich mich zurück, weil der Soldat mit einer heftigen Bewegung herumfuhr, um zu sehen, wer hinter ihm stand.
    Da war keiner.
    Zumindest sah er mich nicht. Er fluchte laut und schnellte mit einer heftigen Bewegung in die Höhe. Dabei schrie er seine Freunde an, die allerdings nichts taten, einfach nur auf dem Boden saßen und die Köpfe schüttelten.
    Sollten sie rätseln, was sie wollten. Ich hatte getestet und war zufrieden. Ich würde mich durch das Lager bewegen, ohne aufzufallen, und vertraute darauf, dass die Zeitschleife hielt und mich nicht urplötzlich entließ. Dann blieb den Soldaten nichts anderes übrig, als mich als einen Feind anzusehen.
    Ich hatte mir ein neues Ziel ausgesucht. Es war das größte der hier aufgebauten Zelte. Seine Plane reichte bis zum Boden, und das Dach besaß die Form einer gekippten Welle oder eines auf den Rücken gelegten Halbmondes.
    Vor dem zugezogenen Eingang standen die beiden Wachtposten und bewegten sich nicht. Sie blickten stur nach vorn und hätten mich eigentlich sehen müssen, da ich den direkten Weg nahm und auf sie zuging. Aber sie taten nichts. Nicht mal mit den Augen zwinkerten sie. Ihnen war befohlen worden, Wache zu halten, und das zogen sie durch.
    Ich traute mich nicht, das Zelt zu betreten, und blieb in Griffweite der beiden Soldaten stehen, die als Waffen nur ihre Lanzen besaßen und sonst keine trugen. Auf die Lanzen hatten sie sich aufgestützt. Sie wirkten so, als müssten sie sich daran festhalten. In ihren Gesichtern wucherten dunkle Bärte, und die Lippen der Männer waren griesgrämig verzogen.
    Ich musste den Eingang öffnen, um das Zelt zu betreten. Aus ihm drang kein Geräusch an meine Ohren. Dennoch glaubte ich nicht daran, dass es leer war. Ich ahnte schon, wen ich dort finden würde, und beschäftigte mich jetzt mit den Wachtposten.
    Es ging alles sehr schnell.
    Aus dem Unsichtbaren heraus erhielten sie die beiden kräftigen Stöße, die sie in die verschiedenen Richtungen wegschleuderten. Da nutzten ihnen auch die Lanzen nichts mehr. Sie verloren ihre Stützen, glitten aus und landeten auf dem Boden. Ich hörte sie fluchen, musste leicht grinsen und war froh, dass ich sie abgelenkt hatte.
    Um das Zelt zu betreten, musste ich nur eine Plane zur Seite schieben, was kein Problem war.
    Ich duckte mich kurz und huschte in das Innere, in dem es recht dunkel war. Licht gaben nur zwei Ölleuchten, die auf einem Tisch standen, der ziemlich breit war und genügend Platz für den bot, der hinter ihm saß.
    Er war nicht eingeschlafen, obwohl es so aussah. Er hatte sich in seine Arbeit vertieft. Ihm war nicht mal aufgefallen, dass die Eingangsplane geöffnet worden war.
    Ich stand nicht direkt dahinter, sondern war

Weitere Kostenlose Bücher